Hannover Banken in Niedersachsen dünnen ihr Filialnetz weiter aus
In Niedersachsen gibt es immer weniger Bankfilialen. Volksbanken wie Sparkassen legen allerorts Standorte zusammen, schließen sie komplett oder ersetzen sie mit Selbstbedienungsschaltern. Wer Erledigungen bei seiner Bank machen will, muss dafür immer weitere Wege in Kauf nehmen. Betroffen sind ländliche und städtische Regionen. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Banken mit der Ausdünnung des Filialnetzes im Kern nur Geld sparen wollten.
Die Schließungen machen auch vor den ostfriesischen Inseln nicht halt. Kürzlich wurde bekannt, dass die Oldenburgische Landesbank ihre Filialen auf Borkum, Langeoog und Norderney vom neuen Jahr an nicht mehr öffnen wird. Hintergrund kann die Nachfrage von Beratungsangeboten sein: "Die Nutzergewohnheiten ändern sich", sagte eine Sprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken. Dies bedeutete mehr Onlinebanking, mehr Videoberatung, mehr Kartenzahlung. Corona habe diese Entwicklung zuletzt beschleunigt. Auch der demografische Wandel spiele eine Rolle, sagte eine Sprecherin der Bundesbank.
So haben die Sparkassen nach eigenen Angaben seit Ende 2019 in Niedersachsen 89 Standorte geschlossen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken (VR) waren es zwischen Ende 2017 und Ende 2020 in dem Bundesland 142 Niederlassungen, wie der Genossenschaftsverband mitteilte. In der Zählung wurden die Filialen der Volksbanken der Region Weser-Ems nicht berücksichtigt. Die Branche rechnet mit weiteren Schließungen in der Zukunft.
Bei den VR-Banken wurden auch Selbstbedienungsfilialen und Geldautomaten abgebaut. Die Sparkassen erhöhten dagegen die Zahl ihrer Selbstbedienungs-Standorte. Allerdings verlieren die Geldautomaten der einzelnen Banken zunehmend an Bedeutung. Ohne Gebühren Geld abheben? Das geht mittlerweile auch im Supermarkt zusammen mit dem Einkauf. "Die Schwelle dafür sinkt immer weiter. Oft reicht ein Mindesteinkaufswert von fünf oder zehn Euro", sagte die Sprecherin des Bankenverbandes.
Nach Einschätzung von Verbraucherschützern geht es bei den Schließungen vor allem um Sparmaßnahmen der Bankhäuser. Der Trend sei bereits seit vielen Jahren zu beobachten, sagte Finanzexperte Philipp Rehberg von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Problematisch sei das ausgedünnte Filialnetz vor allem für ältere Menschen, die nicht digital unterwegs und gleichzeitig nur noch eingeschränkt mobil seien. Zwar würden auch Senioren immer digitaler, aber eben nicht alle. "Vielen fallen daher durchs Raster", bemängelte der Finanzexperte.
Der Zugang zu Beratungsangeboten der Banken sei für diese Menschen schwierig. "Bankbusse würde ich für ein gutes, relativ niedrigschwelliges und dennoch umsetzbares Angebot halten", meint der Experte. Gemeint sind damit mobile Banken, die etwa in einem LKW eingerichtet werden. Derartige Angebote wurden in der Vergangenheit allerdings teilweise wieder aufgegeben, etwa von den Volksbanken in Rosdorf (Landkreis Göttingen) und in der Stadt Göttingen.
Die Banken selbst verweisen auf ihre digitalen Angebote als Alternative zu den Filialen. Laut Verbraucherschützer Rehberg müssen aber zumindest die Sparkassen, die in Niedersachsen alle in öffentlicher Hand liegen, auch weiterhin die Versorgung vor Ort flächendeckend sicherstellen. Der satzungsmäßige Versorgungsauftrag überwiege die wirtschaftlichen Interessen der Kassen.