Hannover Ökostrom-Anteil 2020 gestiegen: aber Corona-Effekt
Der Anteil der Produktion erneuerbarer Träger am gesamten Stromverbrauch in Niedersachsen ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen - dabei spielte aber der geringere Energiebedarf in der Corona-Krise eine Sonderrolle. Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) wies bei der Vorlage des "Energiewende-Berichts 2020" am Freitag in Hannover zudem darauf hin, dass man beim stockenden Ökostrom-Ausbau mit Blick auf die Klimaziele nicht nachlassen dürfe.
Laut vorläufigen Daten stammten im Bundesland mit der größten installierten Windkraft-Anlagenleistung zuletzt etwa 96 Prozent der verbrauchten Brutto-Strommenge aus regenerativen Quellen. 2019 hatte dieser sogenannte bilanzielle Anteil bei gut 81 Prozent gelegen, wie sich aus Zahlen in dem Bericht ableiten lässt. Im Bundesschnitt seien für 2020 nur 45 Prozent ermittelt worden, hieß es. Berücksichtigt man den gesamten Energieverbrauch und nicht nur den Strommarkt, lag der Öko-Anteil in Niedersachsen ebenfalls viel tiefer bei einem Viertel.
Lies betonte, er sehe in seinem Land unterm Strich einen "starken Aufwärtstrend bei den Erneuerbaren". Bei der Steigerung von 2019 auf 2020 müsse man jedoch den Sondereffekt einer absolut schwächeren Energienachfrage mit beachten. Diese habe das Gesamtbild etwas verzerrt: "Durch die Lockdown-Phasen wurde weniger produziert, konsumiert und gereist." Auch deshalb habe relativ betrachtet der Anteil der erneuerbaren im Vergleich zu fossilen Trägern zugenommen.
Darüber hinaus müsse der schleppende Ausbau besonders bei der Wind- und Solarkraft vorankommen. "Wir benötigen eine schnellere und deutlichere Wiederbelebung", forderte Lies. Die Planungspfade für die Erweiterung der Ökostrom-Erzeugung müssten ehrgeiziger sein als vom Bund bisher angepeilt. Ein neuer Windenergie-Erlass des Landes sieht einen größeren Flächenanteil für neue oder "repowerte" Anlagen vor, die Solarenergie soll unter anderem durch verpflichtende Photovoltaik-Zellen auf Gewerbedächern gestärkt werden. "Aber auch hier müssen wir noch schneller werden, wenn wir unsere selbst gesetzten Ziele für eine CO2-freie Stromversorgung halten wollen."
In Niedersachsen gibt es - wie in vielen anderen Regionen - außerdem Konflikte zwischen Windkraft-Investoren und Politik sowie Anwohnern und Naturschützern. So entzündete sich im Frühjahr scharfe Kritik an Lies' Befürwortung einer Verbandsinitiative, auch Nutzwälder behutsam für den Bau von Windrädern zu öffnen und - wenn es anders nicht geht - im Zweifel auch den Schutz einzelner Tierarten hintanzustellen.