Weniger Fälle Clankriminalität: So ist die Lage in Niedersachsen
Fälschungsdelikte, Diebstahl und sogar Mord: Viele Straftaten werden dem sogenannten Clanmilieu zugerechnet. Niedersachsens Innenministerin und Justizministerin legen ein neues Lagebild vor.
In Niedersachsen sind etwas weniger Straftaten der Clankriminalität zugeordnet worden. Im vergangenen Jahr waren es 3.610 Straftaten, 2022 waren es noch 3.986, wie aus dem vom Innenministerium und Justizministerium am Montag vorgelegten Lagebild hervorgeht. 2021 wurden noch 2.841 Fälle von Clankriminalität registriert.
"Die enge Kooperation von Polizei und Justiz ist erfolgreich und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). "Unsere Botschaft ist klar: Der Rechtsstaat lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen – weder von kriminellen Clanmitgliedern noch von sonst jemandem", fügte Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) hinzu.
Die Clankriminalität habe zwar statistisch nur weniger als ein Prozent Anteil an der polizeilich erfassten Kriminalität, stelle aber die Strafverfolgungsbehörden anhaltend vor große Herausforderungen, hieß es.
Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit machten den Angaben zufolge mit 1.110 Taten fast ein Drittel der Gesamtfälle aus. Mit 631 Fällen entfiel demnach ein Großteil der Rohheitsdelikte auf Körperverletzungsdelikte.
Polizeigewerkschaft fordert mehr Schutz für Einsatzkräfte
Vor der Veröffentlichung des neuen Lagebilds "Clankriminalität" hatte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mehr Schutz für Einsatzkräfte gefordert. "Je tiefer die Ermittlungen gehen, desto intensiver werden die Bedrohungen und Einschüchterungen gegen Polizeibeamte", sagte der Landesvorsitzende Patrick Seegers der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
"Dass die Bedrohungslage für Polizisten zunimmt, zeigt gleichzeitig, dass die Ermittlungsbehörden auf dem richtigen Weg sind", so der niedersächsische DPolG-Chef. Die Brutalität steige vor allem dann, wenn sich Betroffene unsicher fühlten.
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert. Niedersachsen sowie vier weitere Bundesländer erstellen jährlich ein eigenes Lagebild zu diesem Phänomenbereich.
- Nachrichtenagentur dpa