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Hells Angels: Hannover Scorpions mit schmalem Statement – "Sondersituation"


Rocker-Einsatz angeblich "Sondersituation"
Hannover Scorpions distanzieren sich nicht von Hells Angels

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 12.06.2024Lesedauer: 3 Min.
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Frank Hanebuth (Archivbild): 2020 und 2022 ging es bei Prozessen um gemeinschaftliche Körperverletzung, Beihilfe zur Nötigung und Verstoß gegen das Waffengesetz, Hanebuth erhielt eine Geldstrafe. (Quelle: via www.imago-images.de/imago)
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Wochenlang haben die Verantwortlichen beharrlich geschwiegen. Jetzt meldet sich der Vereinsvorstand der Hannover Scorpions doch noch mit einem schmalen Statement.

Mittlerweile ist es fast zwei Monate her, dass die Hannover Scorpions während mehrerer Eishockeyspiele auf unsportliche Art und Weise für Aufsehen sorgten: Erst tickte nach Informationen von t-online am 16. April ein Ordner aus, riss einen gegnerischen Fan zu Boden und trat diesem so hart ins Gesicht, dass das Opfer mit mehreren Stichen genäht werden musste. Dann liefen beim nächsten Heimspiel auf einmal Hells Angels am Rande der Eisfläche auf und schüchterten gegnerische Fans ein.

Der martialische Auftritt sorgte auch im eigenen Lager für harte Kritik: Schließlich werden die Rocker immer wieder mit primitiven Verbrechen in Verbindung gebracht. Laut Polizei sind sie gefährlich, leicht reizbar, schnell in ihrer "Ehre" verletzt und "jederzeit dazu bereit, Gebietsansprüche unter Gewaltanwendungen zu behaupten".

Hannover Scorpions sahen angeblich "Gefahr im Verzug"

Scorpions-Geschäftsführer Eric Haselbacher hatte nach dem Skandalspiel vom 21. April zunächst rasche Aufklärung versprochen, sich dann aber zurückgezogen und mehrfache Anfragen von t-online unbeantwortet gelassen. Nun hat er sich doch noch zu Wort gemeldet: Laut der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" ("HAZ") erklärte er den Rockereinsatz mit einer angeblichen "Sondersituation". Statt sich von der Rockerorganisation zu distanzieren, verteidigte sich Haselbacher mit den Worten: "Es war Gefahr im Verzug."

Man habe am 21. April "Problemfans" der Blue Devils Weiden erwartet und zudem befürchtet, dass sich auch Fußball-Hooligans aus Frankfurt und der Schweiz auf den Weg in die Wedemark machen könnten. Über den Grund für diese Befürchtung steht im "HAZ"-Artikel nichts. Wie allerdings die Polizei t-online schon zuvor mitgeteilt hatte, liegt er in der Gewalteskalation fünf Tage zuvor.

"Es war wirklich skurril-bedrohlich"

Der Scorpions-Ordner, der beim zweiten Spiel der Best-of-Seven-Finalserie gegen Weiden ausrastete, hatte nämlich laut Polizei "seit Jahren übergeordnete Ordnungsaufgaben während der Heimspiele" inne. Die Weidener, die letztlich die Finalserie gewannen und somit den Aufstieg aus der Oberliga in die DEL2 schafften, sollen darum Rache geschworen haben.

Letztlich blieben sie allerdings friedlich – während die Hannover Scorpions ihr Stadion den Hells Angels überließen. Berichten von Fans zufolge sollen die Rocker teils mit Funkgeräten ausgestattet gewesen sein. Die massigen Männer sollen Anhänger der Weidener wiederholt bedroht und auch angerempelt haben. "Die sind das ganze Spiel ums Eis rum gekreist, es war wirklich skurril-bedrohlich", berichtete ein Fan t-online aus dem Gästeblock, in dem auch Kinder und Jugendliche standen.

Was passiert mit dem leitenden Ordner, der geprügelt haben soll?

"Alle sind wieder heil aus dem Stadion gekommen", sagte dazu nun schlicht Scorpions-Geschäftsführer Haselbacher laut "HAZ". Er beschwichtigte, in der kommenden Saison werde das Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit Polizei und Gemeinde "hier und da optimiert".

Ob dazu auch gehört, den mutmaßlich zum Gewalttäter gewordenen leitenden Ordner abzusetzen und ihm Stadionverbot zu erteilen, sagte der Scorpions-Geschäftsführer nicht. Für t-online war Haselbacher am Dienstag nicht zu erreichen. Ein Anruf auf seinem Handy wurde weggedrückt.

Das ist Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth

Vor einigen Tagen war Haselbacher Hells-Angels-Anführer Frank Hanebuth persönlich zur Seite gesprungen. "Man sollte den Haselbachers dankbar sein, statt auf ihnen rumzuhacken", hatte er gesagt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Hanebuth wurde bereits mehrfach in Zusammenhang mit Körperverletzungsdelikten verurteilt: Unter anderem prügelte er 1999 ein Bandenmitglied fast tot und kassierte dafür dreieinhalb Jahre Gefängnis. Später wurde gegen ihn ermittelt, weil er im Verdacht stand, einen Mord in Auftrag gegeben zu haben. GSG9-Beamte landeten mit einem Helikopter in seinem Garten.

Beweisen ließen sich diese Vorwürfe allerdings nicht. Auch Zuhälterei, Menschenhandel, Geldwäsche, illegaler Waffenbesitz, Drogenhandel oder die Bildung einer kriminellen Vereinigung konnten Hanebuth nie nachgewiesen werden. Zuletzt war er 2023 in Spanien aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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