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Air Defender 2023 live erleben: Wunstorf lockt Fotografen und Beobachter


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"Air Defender 2023"
Männer, die auf Flugzeuge starren


Aktualisiert am 12.06.2023Lesedauer: 5 Min.
Planespotter am Fliegerhorst Wunstorf: Der "Air Defender 2023" wird zum Zuschauermagnet.Vergrößern des Bildes
Planespotter am Fliegerhorst Wunstorf: Die Militärübung "Air Defender 2023" wird zum Zuschauermagnet. (Quelle: Droese/imago-images-bilder)

Der Fliegerhorst Wunstorf wird zum Hotspot für alle Flugzeug-Fans: Bei der multinationalen Militärübung "Air Defender 2023" kann man hautnah dabei sein und spektakuläre Fotos schießen.

"Hallo, Entschuldigung, können Sie bitte zur Seite gehen?" Die Männer mit ihren Fahrradhelmen sind verdutzt, als der Mann in Bundeswehrfeldbluse sie anspricht. "Ja, klar, Moment", antworten sie. Erst jetzt bemerken sie den herannahenden Trecker, der den Weg nutzen will, den sie mit ihren Fahrrädern blockieren. Schnell schieben sie ihre Räder zur Seite und starren dann wieder in die Luft. Gerade noch rechtzeitig, denn der Airbus A400 setzt über ihren Köpfen zur Landung auf dem Fliegerhorst Wunstorf an.

Der Militärflughafen nahe Hannover rückt in den Fokus der Aufmerksamkeit einer multinationalen Luftwaffenübung: "Air Defender 2023" macht ihn ab Montag zum Mekka für Flugzeugliebhaber, Hobbyfotografen und aktive und ehemalige Mitglieder der Bundeswehr. Vom 12. bis zum 23. Juli wird er damit zum Logistikdrehkreuz der Übung mit mehr als 10.000 Teilnehmern und 250 Militärmaschinen aus 25 Nationen. Schwere amerikanische, rumänische und deutsche Maschinen starten von hier aus in die drei Übungsräume über Nord- und Ostsee sowie Süddeutschland. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum "Air Defender 2023" lesen Sie hier.

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Bereits vor dem offiziellen Start heben von Wunstorf aus deutlich mehr und vor allem unterschiedliche Maschinen als sonst vom Militärflughafen in der niedersächsischen Provinz ab. Das lockt bereits zahlreiche Besucher an: Hobbyfotografen, ehemalige Bundeswehrangehörige und auch spontane Besucher an den offiziellen Beobachtungspunkten rund um den Fliegerhorst.

Um einen reibungslosen Ablauf vor Ort zu gewährleisten, hat die Bundeswehr einen Soldaten am westlichen Beobachtungspunkt postiert. Der Stabsfeldwebel rechnet in den kommenden Tagen mit noch mehr Andrang, sagt er und verteilt währenddessen Aufkleber mit dem Logo "Air Defender 2023" an die Besucher. Die freuen sich. Wann es hier besonders voll wird, könne er nicht sagen, voraussichtlich aber in der zweiten Woche, wenn auch holländische Hobbyfotografen aus den Übungsräumen von den Küstengebieten zurückerwartet werden.

"Air Defender": Fotos ausdrücklich erlaubt

Er greift jedoch nicht ein, wenn zahlreiche sogenannte Planespotter mit ihren großen Kameras und Leitern an den Zaun des militärischen Sicherheitsbereichs klettern, um möglichst gute Fotos zu schießen. Nein, Fotos sind hier ausdrücklich erlaubt. Die Bundeswehr rückt die Übung über Deutschland in die Mitte der Gesellschaft. Eigentlich fehlen nur noch Bierstand und Würstchenbude. Ein Dixi-Klo steht schließlich schon bereit.

Der Hobbyfotograf Bernd Borchert ist bereits zum fünften Mal hier, um das perfekte Foto zu schießen. "Bisher war die Boeing C-17 'Globemaster III' mein Highlight", sagt er. Am liebsten würde er noch den deutschen Airbus A400 mit Sonderlackierung erwischen. "Aber den haben sie irgendwo da hinten versteckt", sagt er und deutet auf rund zwei Dutzend Flugzeuge, die entlang der Landebahn aufgereiht sind. Borchert würde sich nicht als Militärnarr bezeichnet: "Ich fotografiere alles Mögliche, auch viel Naturmotive oder Oldtimer", sagt er, während er in einer Radar-App den Anflug der nächsten Maschine verfolgt.

Ein A400 der Bundeswehr fliegt vom nahe gelegenen Flughafen Hannover-Langenhagen aus heran. Das schwere Flugzeug gleitet über die Köpfe mancher Beobachter hinweg und scheint fast in der Luft zu stehen. Perfekt für Borchert und mehrere andere Hobbyfotografen, um die Auslöser ihrer Kameras zu betätigen.

Borcherts großer Wunsch ist, dass tatsächlich auch noch Kampfjets in Wunstorf landen. Zwei könnten zum Ende der Übung tatsächlich kommen, heißt es. Lesen Sie hier, welche Kampfjets während der Übung über Deutschland donnern werden. Dann muss er weiter. Auf einem zivilen Flughafen findet ein Treffen für kleine Propellermaschinen statt. "Manchmal sind da echte Oldtimer dabei", sagt er und verabschiedet sich.

"Keinesfalls entgehen lassen"

Enno Emling ist ehemaliger Soldat der Bundeswehr. Er ist begeistert von der Möglichkeit, die Übung aus kurzer Entfernung erleben zu können: "Seitdem ich 16 Jahre alt bin, bin ich auf Flugzeuge fixiert", sagt er. "Und wann kommen schon mal amerikanische Hercules-Transportflugzeuge in dieser Anzahl nach Wunstorf?", fragt er. Das will er sich keinesfalls entgehen lassen und ist ebenfalls nicht zum ersten Mal hier.

Begleitet wird er von Jens Nebel. Der teilt Emlings Begeisterung. Nebel hat ebenfalls eine Vergangenheit beim Heer, genauer gesagt bei den Panzerjägern in der Lehrkompanie 90 in Munster. Im vergangenen Jahr waren sie bei einer freien Übung auf dem Truppenübungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide zu Besuch. "Das ist so was wie unser Hobby", sagt Emling mit einem breiten Lächeln.

"Jahrelang hat man die Bundeswehr kaputtgespart. Jetzt findet endlich wieder etwas statt", fügt Nebel hinzu. "Allerdings leider mit einem ernsten politischen Hintergrund." Tatsächlich wurde die Übung "Air Defender" bereits 2018 geplant. Angeregt hatte sie die Bundeswehr, nachdem Russland die Krim überfallen hatte. Dass Russland seit mehr als einem Jahr die Ukraine tatsächlich angreift, hatte damals kaum jemand wirklich geahnt. Ein Oberstleutnant der Bundeswehr hatte vor Reaktionen aus dem Kreml in Folge von "Air Defender" gewarnt.

Sollten derartige Übungen öfter stattfinden?

Seither ist viel passiert. Olaf Scholz' Zeitenwende wird nicht nur im Budget der Bundeswehr deutlich, sondern auch in der Offenheit der Bundeswehr im Umgang mit der größten Übung von Luftstreitkräften seit Bestehen der Nato. Das bemerken auch Emling und Nebel: "Früher waren ähnliche Übungen ja eher verdeckt, die Öffentlichkeit wurde möglichst nicht informiert", sagt Nebel, der sich wünscht, dass derartige Übungen zukünftig häufiger stattfinden.

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Für pazifistische Gegenproteste, wie sie am Samstag am Fliegerhorst Samstag stattfinden sollte, zeigen sie wenig Verständnis: "Wir müssen zeigen, dass wir in der Lage sind, uns zu verteidigen, wenn es darauf ankommt", fügt Nebel hinzu. Emling nickt zustimmend. Am liebsten wäre ihnen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Auch sie wollen in den nächsten zwei Wochen mehrfach wiederkommen. Nur am Wochenende ist die Übung pausiert.

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Zwischenstopp auf dem Weg zum Steinhuder Meer

Auch auffällig viele Fahrradfahrer nutzen die Chance, von den offiziellen Beobachtungspunkten aus einen Blick auf die Übungen zu erhaschen. Manche legen extra einen Umweg auf dem Weg zum nahe gelegenen Steinhuder Meer zurück. "Wann sieht man so was schon mal in echt?", fragt Werner K. der mit seinem Bekannten nun doch länger als geplant bleibt, um auf die nächste Landung zu hoffen.

Neben dem Beobachtungspunkt im Westen des Fliegerhorstes bietet auch ein etwas abgelegenerer Punkt im Osten einen hervorragenden Blick auf die Starts und Landungen. Hier bieten sich zudem einzelne Bänke für ein längeres Verweilen an. Wenn man sich dann nicht vom Flugbetrieb direkt über den Köpfen irgendwann gestört fühlt.

Verwendete Quellen
  • bundeswehr.de: Informationen zum Air Defender 2023
  • Reporter vor Ort
  • Eigene Recherche
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