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Biografie von Prinz Harry | Fans: "Harry ist zu sehr gedrängt worden"


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"Lady Di Club" über royale Enthüllungen
"Diana wäre mit Harry nach Amerika gegangen – aus Liebe"

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
InterviewVon Patrick Schiller

10.01.2023Lesedauer: 5 Min.
Das Enthüllungsbuch von Prinz Harry ist im Handel: Schadet die royale Biografie dem Königshaus nachhaltig?Vergrößern des Bildes
Das Enthüllungsbuch von Prinz Harry ist im Handel: Schadet die royale Biografie dem Königshaus nachhaltig? (Quelle: Stephen Lock / i-Images/imago-images-bilder)

In seinem am Dienstag erschienenen Buch "Reserve" packt Prinz Harry über die englische Königsfamilie aus. Das Werk beschäftigt auch seine treuesten Fans.

Am Dienstag ist das viel diskutierte Enthüllungsbuch "Reserve" von Prinz Harry erschienen. Bereits im Vorfeld sorgte es für Gesprächsstoff, nachdem Teile des Buches bereits an die Öffentlichkeit gelangt waren. Seitdem folgt eine Skandalmeldung auf die nächste. Auch Prinz Harry selbst feuert die Diskussionen durch Interviews an.

Doch wie reagieren diejenigen, die sich dem Königshaus besonders nah fühlen? Evelyn Marie Seidel, Gründerin des "Lady Di Club Germany" im Weserbergland, hat selbst britische Verwandte und widmet sich seit Jahrzehnten ihrer Liebe zum Königshaus. t-online sprach mit ihr.

Im Vorfeld der Veröffentlichung von "Reserve" wurden ja schon viele Details bekannt. Welche Enthüllung hat Sie bisher am meisten schockiert?

Harrys Aussagen über seine Tötung von Talibankämpfern. Es war bereits bekannt, dass er als Hubschrauberpilot im Afghanistan-Einsatz war und man ihn vorzeitig von dort zurückgeholt hat, weil seine Präsenz dort seine eigene Sicherheit und die seiner Kameraden gefährdet hat. Militärexperten aus Britannien sagen, dass viele Soldaten auch darüber berichten, was sie gesehen haben und dass dort Menschen erschossen wurden. Aber sie sagen auch, dass man das eigentlich nicht öffentlich nicht sagen sollte, weil man dadurch seine eigene Sicherheit gefährdet.

Eigentlich wollte ich im September auch zu den Invictus Games nach Düsseldorf, wo Harry erwartet wird, aber jetzt mache ich mir Sorgen, dass dort ein Anschlag auf ihn verübt werden könnte – ein Racheakt der Taliban.

In einem früheren Gespräch sagten Sie uns, dass Prinz Harry Ihr persönlicher Lieblings-Royal sei. Gilt das noch immer?

Dazu stehe ich – zum Schrecken meiner englischen Freunde und Verwandtschaft. Wer da reingeboren ist, der ist dann halt Royal-Fan. In Großbritannien gilt: "Der König ist tot, es lebe der König". Also steht man eher hinter Charles und Camilla. Andererseits: Manche mögen Meghan und Harry, manche überhaupt nicht und manche halten Meghan sogar für eine Lügnerin. Aber ich bleibe dabei: Ich mag Harry – und das auch morgen noch.

Trennungsgerüchten glaube ich auch nicht: Alleine wenn ich die Bilder aus Amerika mit den gemeinsamen Kindern sehe, weiß ich: Diese Bilder können nicht lügen.

Geht nach der Krönung von Charles und den aktuellen Enthüllungen von Prinz Harry ein Bruch durch die Anhänger der Royals in Großbritannien?

Mit Sicherheit. Auch, weil nicht mehr alle absolut loyal gegenüber der Königsfamilie sind. Manche möchten die Monarchie in England ja schon gar nicht mehr haben. Bei den royalen Leuten in England ist das anders. Da ist die Meinung teilweise sehr gegenteilig.

Können Sie Harrys Strategie mit den Veröffentlichungen nachvollziehen?

Ihm wird ja angekreidet, dass er es des Geldes wegen gemacht hat. Es heißt, Charles habe Harry Gelder nicht geben wollen, die er in Montecito für die Finanzierung seines Hauses braucht. Es passiert hier dasselbe wie mit Diana, als sie im Interview mit dem BBC-Journalisten Martin Baschir manipuliert und belogen wurde. Da hat man ihr und ihrem Bruder falsche Sachen gesagt, die beide dann geglaubt haben. Und dann kam das Interview zustande, in dem Diana sagte: "Wir waren in der Ehe zu dritt." Also Charles, Diana und Camilla. Es war halt nie üblich, die Wahrheit im Königshaus zu sagen. Und dagegen lehnt sich Harry jetzt auf.

Harry beklagt den Angriff auf seine Privatsphäre – und zieht nun in aller Öffentlichkeit blank. Wie erklären Sie sich das?

In Nordrhein-Westfalen sagt man: Man muss auch mal Tacheles reden können. Im Interview zum Buch hat Harry gesagt, dass er Versuche gestartet hat, mit Charles und mit William und auch mit seiner verstorbenen Oma, der Queen Elizabeth II., zu reden. Und die haben das immer abgetan. "Das ist so und du musst das machen und du musst Camilla mögen", hieß es wohl häufig im Palast. Irgendwann hat er aber wohl die Augen geöffnet und verstanden, was ihm da angetan wird und wie er nach außen abgeriegelt wurde. Vermutlich muss Harry seinen inneren Frieden finden. Und den hätte er auch die nächsten 20 Jahre nicht gefunden, wenn er nicht auf den Tisch hauen würde.

Allerdings: Bei ein paar Informationen, die mich schockiert haben, wie im Fall der erschossenen Taliban, hätte er mit seinen 38 Jahren vorsichtiger sein müssen. Da hat er falsche Beratung gehabt oder ist zu sehr gedrängt worden.

Harry spricht über viele intime Details, auch über seinen Bruder William. Ist das noch angemessen oder vielleicht auch zu viel?

In vielen Familien gibt es doch kleinere Zankerei zwischen Geschwistern. Bei Harry und William hat da sicher die Frage der Thronfolge schon etwas gelenkt. Ich habe darum auch ein bisschen die Sorge um die Kinder von William, vor allem Georg und Louis, dass die sich später zoffen.

Die Enthüllungen über Prinz William haben mich schockiert. Es kursieren ja schon länger Berichte, dass der häufiger wütend und sauer auf irgendwelche Fragen von Journalisten reagiert. Er würde hin und wieder aus der Haut fahren, heißt es. Und jetzt hat Harry ja auf den Tisch gelegt, dass William ganz schön ausflippen kann.

Schaden die Veröffentlichungen der weiteren Existenz der Krone oder Großbritannien?

Die haben zumindest ihrer Zukunft erst mal nicht gutgetan. Echten Royalisten stehen die Haare zu Berge. Das wird man noch das ganze Jahr über wahrnehmen. Aber die Monarchie muss sich in ihrem Stil und in ihren Ansichten verjüngen, vor allem aber in ihrem Tun – sonst hat sie keinen Bestand mehr. Das machen ja einige Länder schon vor und die Länder, die es nicht geschafft haben, haben dann kein Königreich oder Kaiserreich mehr. Das liegt auch an der Veränderungen der Welt. Die Royals können nicht mehr so tun wie vor 300 Jahren.

In Rheinland-Pfalz hat der Club eine Statue aufgestellt.
In Rheinland-Pfalz hat der Club eine Statue aufgestellt. (Quelle: privat)

Der "Lady Di Club Germany"

Vor über 25 Jahren, nach Dianas Tod, ist der Club erstmals vor dem früheren Zuhause der Prinzessin, dem Kensington-Palast in London, mit Postern an ihrem Todestag aufgetreten. Dem Club gehören bundesweit 17 Frauen und ein Mann an. Chefin und Initiatorin ist Evelyn Marie Seidel. In Rheinland-Pfalz hat der Club im Vorjahr eine Statue zu Ehren der britischen Prinzessin aufgestellt. "Sie war für viele wie ein Engel auf Erden. Jetzt ist sie ein Engel im Himmel", sagte Seidel damals der Deutschen Presse-Agentur.

Da habe ich auch Sorge, dass es England ähnlich ergeht. Außerdem kommen noch Probleme hinzu: Edward VIII. hat seinerzeit abgedankt, weil er die Amerikanerin Wallis Simpson heiraten wollte. Und jetzt? Ich lese in englischen Medien, dass sich die anglikanische Kirche äußert, dass Charles eigentlich nicht König werden dürfe, weil er bereits geschieden ist. Er wäre damit der erste geschiedene König seit Heinrich VIII. Oder muss er wegen so etwas jetzt ein neues Gesetz erlassen? Passen solche Dinge noch in unsere Zeit?

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Wird das Königshaus Ihrer Meinung nach auf die Veröffentlichungen von Harry reagieren?

Ich habe die Befürchtung, dass es das nicht tun wird. Die werden sich mal wieder ganz aus der Debatte herausnehmen. Aber wie auch bei der Serie "The Crown" von der ersten bis zur letzten Episode werden die Royalisten im Königshaus mit Sicherheit auch heimlich das Buch lesen. Alles passiert dort unter der Hand.

Glauben Sie denn noch an eine Versöhnung im Königshaus?

Da hoffe ich drauf, aber es wird sehr, sehr schwer sein. Weder Charles noch William sind da die richtigen Charaktere für. Und dann ist da noch die Tradition: Die werden das nicht machen dürfen, selbst wenn sie wollten.

Aber wenn die Enthüllungen die Monarchie gefährden, würden Charles und William über ihren Schatten springen.

Wäre irgendetwas anders, wenn Diana noch leben würde?

Diana war diejenige, die selbst nach Amerika gehen wollte. Ich denke, wenn sie weitergelebt hätte, wäre sie sogar mit Harry nach Amerika gegangen – aus Liebe.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Evelyn Marie Seidel
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