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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorwürfe gegen Kommissarin Mögliche Nähe zu Neonazi: Polizei sperrt Influencerin den Account
Das niedersächsische Innenministerium untersucht Vorwürfe gegen eine Polizistin, die eine Beziehung mit einem Rechtsextremisten führen soll. Sie warb auf Instagram für den Polizeidienst.
Kommissarin Anna Jendrny ist ein "Instacop". Auf ihrem dienstlichen Instagram-Account lässt sie mehrere Tausend Abonnenten den Alltag einer Polizeihundeführerin in Hannover miterleben. Immer an ihrer Seite: Diensthund Kenai. Nachdem ein Recherchenetzwerk über Jendrnys Beziehung zu einem mutmaßlichen Rechtsextremisten berichtet hatte, zog das Innenministerium erste Konsequenzen und sperrte den Instagram-Account der eigenen Polizei-Influencerin.
Außerhalb seines Dienstes lebt Kenai im Haushalt von Jendrny – dort ist er jedoch nicht allein: mit Bronson besitzt Jendrny auch noch einen privaten Hund. Fotos und Storys zeigen sie auf Instagram beim Training, Schlittenhundesport und im Urlaub. Mit Jannik R. haben Bronson und Kenai noch einen weiteren Mitbewohner. Jendrny und der ausgebildete Zimmermann sind seit dem Jahr 2020 liiert.
Was wird Jendrny vorgeworfen?
Wie das "Recherche Kollektiv Ostwestfalen" zuerst berichtete, war Jannik R. über viele Jahre in der rechtsextremen Szene aktiv. Vor allem sei er in der Szene im Raum Ostwestfalen-Lippe, aber auch bei Neonazi-Aufmärschen in Bad Nenndorf über mehrere Jahre in Erscheinung getreten. Dort soll Jannik R. als Ordner bei "Trauermärschen" zum Wincklerbad fungiert haben. Das Gebäude wurde in der Nachkriegszeit als Verhörzentrum und Internierungslager genutzt. Auch an der Gründung eines lokalen Ablegers der rechtsextremen Partei Der III. Weg sei Jannik R. demnach beteiligt gewesen.
Nach einem Angriff auf eine Gaststätte in Minden im Jahr 2010 wurde Jannik R. verurteilt. Bei der Tat wurde eine Person verletzt. Der Angriff habe der linken Szene gegolten, die sich in der alternativen Kneipe regelmäßig traf. R. musste wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 600 Euro bezahlen, wie die "Taz" berichtete.
Vernetzungen mit rechtsextremer Szene
In den vergangenen Jahren fiel Jannik R. jedoch nicht mehr öffentlich bei rechtsextremen Veranstaltungen auf. Doch bei Instagram präsentiert er sich auch seit Beginn der Beziehung zu Anna Jendrny in typischer Kleidung der rechtsextremen Szene: Auf einem Foto mit Hund Bronson trägt Jannik R. einen Pullover des Neonazi-Musiklabels OPOS-Records. OPOS steht in der Szene für "One People One Struggle". Zu Deutsch: "Ein Volk, ein Kampf". Zudem machen ausgetauschte Likes auf Instagram zu und von bekannten Mitgliedern der Mindener Rechtsextremen-Szene deutlich, dass eine vollständige Distanzierung von dem Gedankengut nicht vollzogen ist.
Folgen strafrechtliche Konsequenzen für Anna Jendrny?
Versuche von t-online, Jendrny am Donnerstag über ihren Instagram-Kanal zu erreichen, blieben erfolglos. Stattdessen war der dienstliche Account am späteren Nachmittag deaktiviert. Ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums antwortete auf Nachfrage: "Angesichts der Hinweise zur Lebenspartnerschaft einer Polizeibeamtin mit einer Person, die mutmaßlich dem rechtsextremistischen Spektrum zuzuordnen sei, wurde sofort eine intensive Überprüfung eingeleitet."
Sollte sich der Verdacht eines Fehlverhaltens bestätigen, werde ein dienstliches und gegebenenfalls auch strafrechtliches Verfahren eingeleitet, von deren Ergebnis gegebenenfalls weitere Maßnahmen abhängen, fügte der Sprecher hinzu. Ein generelles Verbot, eine Beziehung zu einem Neonazi zu führen, gelte für Polizisten jedoch nicht.
Zudem wurde ihr dienstlicher Instagram-Account deaktiviert. "Die Beamtin betrieb bisher nebenamtlich im Rahmen der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit einen dienstlichen Instagram-Account. Dieser Account wurde mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres gesperrt", so der Sprecher des Innenministeriums. "Mögliche Konsequenzen sind derzeit nicht abzusehen", fügte er am Freitag auf der Landespressekonferenz hinzu. Lebenspartner und das weitere Umfeld der nebenberuflichen "Instacops" werden nicht vor Aufnahme der Tätigkeit geprüft, so der Sprecher.
- E-Mail-Stellungnahme des niedersächsischen Innenministeriums
- Recherche Kollektiv Ostwestfalen: Polizeiproblem: Instacop mit Neonazi zusammen
- "Hannoversche Allgemeine": Polizeidirektion Hannover stellt zwei neue Instacops vor
- "Taz": Die Insta-Cop und der Nazi-Schläger
- Eigene Recherche