Nach Kritik an Abschlussprüfung Niedersachsen hebt Abi-Noten im Fach Mathematik an
Niedersächsische Eltern und Lehrkräfte hatten die schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Mathematik in diesem Schuljahr heftig kritisiert. Nun lenkt das Land ein: Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) kündigte am Freitag die Anpassung der Abschlussnote an.
Das Kultusministerium des Landes Niedersachsen reagiert auf Kritik an der diesjährigen Abitur-Klausur im Fach Mathematik. In einem Schreiben verkündete Minister Grant Hendrik Tonne die Anhebung der Abschlussnote um einen Notenpunkt.
Der Minister sprach von "ausreichend objektiven Gründen, um zu handeln und eine generelle Anhebung der Bewertung der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik um einen Notenpunkt" vorzunehmen. Zwar seien die Aufgaben lösbar gewesen, doch hätten mehr Schüler in die Nachschreibeklausuren als in den vergangenen Jahren gemusst – der Corona-Pandemie wegen, wie der SPD-Politiker sagte.
Deutliche Verschlechterung zum Vorjahr
Der Entscheidung sei eine Analyse der Klausurergebnisse im Vergleich zum Vorjahr vorausgegangen. Dabei seien die Erstkorrekturen der Klausuren aller 16.300 Prüflinge im Fach Mathematik ausgewertet worden. Auch Stellungnahmen der Fachkommission Mathematik sowie weiterer Experten seien in die Entscheidung eingeflossen.
Die Analyse hätte ergeben, dass die Abiturnoten in dem Fach im Jahr 2022 über einen Notenpunkt unter dem Vorjahresdurchschnitt lägen. Auch die Prüflinge selbst hätten sich im Vergleich zu ihren Vorabiturnoten mit 0,6 Notenpunkten erheblich verschlechtert.
Lösbar, aber nicht in der vorgegebenen Zeit
Die Fachexperten seien demnach zu dem Schluss gekommen, dass die Aufgabenstellungen zwar angemessen gewesen wären, aber ein zu großer Zeitbedarf für das Lösen der Aufgaben nötig gewesen wäre.
Nun gehe es darum, das Prüfungsjahr 2022 im Fach "Mathematik" einer eingehenden Nachbearbeitung zu unterziehen. Im Schreiben erklärt Tonne, dass es "regelmäßig, ausschließlich und länderübergreifend in Mathematik zu Klagen und Kritik kommt". Und weiter: "Das muss und das wird erneut Konsequenzen haben." Die zu erbringende Leistung der Schüler bedürfe einer Anpassung, für die Tonne sich innerhalb der Kultusministerkonferenz einsetzen wolle.
Niedersächsischer Sonderweg für kommenden Abiturjahrgang
Im kommenden Prüfungsjahr sollen laut Kultusministerium niedersachsenspezifische Prüfungsbedingungen gelten: Zum einen sollen die Schüler im schriftlichen Abitur 30 Minuten mehr Zeit erhalten. Auch der Umfang der von den Prüflingen erwarteten Leistungen soll reduziert werden. Das Verfahren der "Testrechnungen" der einzelnen Aufgaben stünde auf dem Prüfstand, dies gelte allerdings auch für die allgemeinen Methoden der Qualitätskontrollen bei der Aufgabenerstellung. Zudem sollen Aufgabenformate so angepasst werden, dass Teilaufgaben auch unabhängig voneinander zu bearbeiten und zu lösen sind.
- Niedersächsisches Kultusministerium: Presseinformation vom 10. Juni 2022