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Frankfurt: Gender-Verbot in Hessen von Boris Rhein sorgt für Zündstoff


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Politiker reagieren auf Gender-Verbot
"Falsche Prioritätensetzung der Landesregierung"


03.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Gendern mit Gendersternchen als Symbol für gendergerechte Sprache: Das hält die Frankfurter Kommunalpolitik vom Gendern. (Quelle: IMAGO/Markus Mainka/imago)

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein setzt dem Gendern in offiziellen Dokumenten ein Ende. Während die einen seine Entscheidung begrüßen, brodelt es in den Reihen der Gegner.

In Hessen hat Ministerpräsident Boris Rhein entschieden, dass in offiziellen Schreiben und Dokumenten der Regierung nicht mehr "gegendert" wird. Das bedeutet, dass man nicht mehr spezielle Zeichen wie Sternchen oder Unterstriche verwendet, um beide Geschlechter anzusprechen. Stattdessen sollen neutrale Wörter oder die männliche und weibliche Form genutzt werden. Diese Regel gilt für alle Ministerien, die Staatskanzlei und die Landesvertretung in Berlin. Das sagen die Frankfurter Parteien CDU, Grüne und Volt zu Rheins Beschluss:

Parteikollege Thorsten Weber (CDU) verweist auf Rechtschreibung

"Im offiziellen Schriftverkehr von Ämtern und Behörden sowie bei allen öffentlichen Einrichtungen sollte die Verwendung des amtlichen Regelwerks des Rates für deutsche Rechtschreibung grundsätzlich selbstverständlich sein", weist Thorsten Weber, Kreisgeschäftsführer der CDU Frankfurt, hin.

"Anders als die Befürworter des Sternchens und ähnlicher Sonderzeichen es erhofft haben, wird diese Schreib- und Sprechweise in der Bevölkerung nicht in der Breite angenommen. Das Gegenteil ist der Fall: Viele Menschen reagieren zunehmend genervt auf solche Formulierungen", so der CDU-Politiker weiter. Die Christdemokraten würden es begrüßen, wenn eine einheitliche Regelung auch von allen Kommunen im offiziellen Schriftverkehr übernommen würde. Ein "Gender-Flickenteppich" wäre die denkbar schlechteste Lösung.

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Vorsitzende der Grünen reagiert auf Boris Rheins Gender-Verbot

Tina Zapf-Rodríguez, Fraktionsvorsitzende und Geschäftsführerin der Grünen im Römer schildert hingegen: "Wir halten das Verbot des Genderns für falsch. Gendern sollte weiterhin eine freie Entscheidung bleiben. Sie bildet unsere Realität in der Sprache viel besser ab." Eine Reduktion auf das generische Maskulinum würde Frauen teilweise unsichtbar machen und auch eine binäre Ansprache würde die Tatsache vernachlässigen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.

Dadurch, dass Frauen aus der Sprache ausgeschlossen werden, führe es laut Grünen dazu, dass sie "auch gedanklich in geringerem Maße einbezogen oder repräsentiert werden." Statt eines Verbots wünschen sich die Grünen gegenseitiges Verständnis. Das Gendern könnte hierbei eine freiwillige Möglichkeit sein, die Sprache zu erweitern. "Die CDU hat im Landtagswahlkampf mit dem Slogan ,Verbote verbieten' geworben", erinnert die Fraktionsvorsitzende, "und jetzt sollen sprachliche Ausdrucksformen verboten werden. Dieser Kulturkampf ist schon sehr abstrus."

Eine klare Vision hat Tina Zapf-Rodríguez auch für die Gendersprache in Frankfurt: "Wir können uns nicht vorstellen, ein solches Verbot auf kommunaler Ebene einzuführen. Es ist uns wichtig, unsere diverse Stadtgesellschaft auch sprachlich abbilden zu können. Das muss niemand, es sollte aber auch niemandem verboten werden."

 
 
 
 
 
 
 

Volt im Römer: Verbot der Gendersprache nicht sinnvoll

Auch die Partei Volt hält das Verbot des Genderns "nicht für sinnvoll, genauso wenig wie eine Verpflichtung zum Gendern", so Fraktionsvorsitzender Martin Huber. "Das sogenannte Genderverbot spricht für eine falsche Prioritätensetzung der Landesregierung und lenkt von den eigentlichen Problemen, wie der mangelnden Digitalisierung in Schulen, ab." Es sei zudem ein "unnötiger Eingriff" der Politik in den schulischen Alltag, wenn das Gendern nun auch in Abschlussprüfungen nicht mehr zulässig ist.

"Das Verbot heizt den Kulturkampf um geschlechtergerechte Sprache weiter an und wirkt spaltend auf unsere Gesellschaft, besonders weil es den Eindruck erzeugt, es hätte bisher einen gewissen Zwang zum Gendern gegeben. Inklusiv wäre es dagegen, den Menschen nicht den Eindruck von Richtig oder Falsch zu vermitteln, besonders wenn sie sich darum bemühen, die geschlechtliche Vielfalt in ihrer Sprache abzubilden", lautet das Statement des Fraktionsvorsitzenden auf t-online-Anfrage.

So gendert die Stadt Frankfurt

Die Stadt Frankfurt formuliert wiederum genderneutral, wo nur möglich. In allen anderen Fällen richtet sich die Stadt nach der deutschen Rechtschreibung. "Werden Politikerinnen und Politiker zitiert, wird die jeweilige schreibweise aus dem Originalzizat übernommen", erklärt der städtische Pressesprecher. "Das untermauert den politischen Standpunkt der jeweiligen Person", heißt es weiter.

Verwendete Quellen
  • Mailverkehr mit Tina Zapf-Rodríguez (Grüne), Thorsten Weber (CDU) und Martin Huber (Volt)
  • Recherchen der Redaktion
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