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Frankfurt: So wird das Klima im Jahr 2100


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Klima-Blick ins Jahr 2100
Frankfurt kriegt besonders viele Tropennächte


Aktualisiert am 02.05.2024Lesedauer: 4 Min.
Sonnenuntergang hinter der Frankfurter Skyline (Archivbild): Der Klimawandel wird den Menschen in der Stadt zu schaffen machen.Vergrößern des Bildes
Sonnenuntergang hinter der Frankfurter Skyline (Archivbild): Der Klimawandel wird den Menschen in der Stadt auch nachts zu schaffen machen. (Quelle: Gaul/imago-images-bilder)
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Noch gilt das Stadtklima hier als "mild". Doch der Klimawandel bringt einiges durcheinander.

Der Klimawandel ist in Hessen bereits Realität: Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat die mittlere Jahrestemperatur laut Umweltbundesamt schon um 1,4 Grad zugenommen. Und dies in den letzten Jahrzehnten besonders stark: Es gibt viel mehr warme und heiße Tage als früher.

Noch beschreibt die Stadt Frankfurt das örtliche Klima auf ihrer Webseite als "mild". Dafür sei die geschützte Beckenlage verantwortlich. Die umgebenden Höhenzüge sorgen in der Rhein-Main-Ebene aber auch für geringen Luftaustausch. Im Zuge des zunehmenden Klimawandels wird sich dies weiter auswirken. "Die Zunahme tropischer Nächte wird ihren Schwerpunkt im Raum Frankfurt und der Bergstraße haben", schreibt das Umweltbundesamt.

Frankfurt zählt zu den wärmsten Regionen

Frankfurt am Main zählt auch nach der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 zu den wärmsten Regionen Deutschlands, in denen der größte Anstieg an Tropennächten bevorsteht. Gleichzeitig wird hier der größte Zuwachs an heißen Tagen erwartet – sowie eine relativ starke Zunahme des Niederschlags im Winter.

Einen detaillierten Blick in die Zukunft erlauben die Daten der Helmholtz-Experten des Climate Service Center Germany (GERICS). Die Forscher haben für alle deutschen Landkreise Zukunftsszenarien mit 85 verschiedenen regionalen Klimamodellsimulationen berechnet. Dadurch lässt sich für Frankfurt und Umgebung abschätzen, was wohl auf die Einwohner zukommt: In welchem Korridor wird künftig die Durchschnittstemperatur liegen, wie lang werden die Hitzeperioden sein, wie viele tropische Nächte sind zu erwarten, an wie vielen Wintertagen fällt die Temperatur überhaupt noch unter 0 Grad, wie viele Starkregentage sind zu erwarten und wie wird die Dürresituation?

Abhängig davon, wie sich der CO2-Ausstoß in der Zukunft entwickelt, ergeben sich für jede Simulation andere Werte. Unterschieden werden Szenarien für hohe Emissionen (RCP8.5), mittlere Emissionen (RCP4.5) und niedrige Emissionen (RCP2.6).

Frankfurt schwitzt

Für Frankfurt heißt das konkret: Sollte der CO2-Ausstoß in Zukunft nicht sinken, erwarten die mittleren Klimamodellsimulationen einen Temperaturanstieg bis Mitte des Jahrhunderts um 1,9 Grad und bis Ende des Jahrhunderts sogar um 3,4 Grad. Statt wie im Durchschnitt der Jahre 1971 bis 2000 gäbe es im Worst-Case-Szenario Ende des Jahrhunderts nicht mehr 6,6 Hitzetage mit mehr als 30 Grad im Jahr, sondern 20.

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Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum stiege die Zahl der Hitzetage in diesem Szenario in Hamburg von 3,6 auf 9,2 und in München von 4,1 auf 18,2.

Tropennächte, in denen die Menschen nur schlecht Erholung finden, weil die Temperatur nie unter 20 Grad fällt, gab es im vergangenen Jahrhundert in der gesamten Bundesrepublik noch kaum. Ende des 21. Jahrhunderts müsste man in Frankfurt mit 9,2 solcher Nächte jedes Jahr rechnen, während etwa Hannoveraner nur 4,7 davon erdulden müssten, Münchner 6,0, Dresdner 7,7 und Berliner 8,7. Von den 14 deutschen größten Städten trifft es in Bezug auf die Tropennächte kaum eine Stadt so hart wie Frankfurt, nur in Köln würde es mit 10,6 Tropennächten noch deutlich extremer. Stuttgart wird knapp über Frankfurter Niveau liegen.

Hitzewellen wären in Frankfurt ebenfalls länger als an den meisten anderen Orten. Annähernd sieben Hitzetagen in Folge wären in Frankfurt normal.

Drastisch ansteigen würde auch die Zahl der schwülen Tage. Normal waren Ende des vergangenen Jahrhunderts vier solcher warmen Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit. 100 Jahre später werden Frankfurter der Worst-Case-Projektion zufolge jedes Jahr 28,9 schwüle Tage erleben. Das ist eine enorme Belastung für den Körper. Denn bei hoher Luftfeuchtigkeit ist die natürliche Temperaturregulation gestört: Der Schweiß kann nicht verdunsten, es entsteht keine Verdunstungskühle auf der Haut. Ein Hitzschlag droht.

Dürre im Sommer, kein Schnee im Winter

Die Zahl der Trockentage pro Jahr ändert sich im RCP8.5-Szenario zwar kaum, und die Summe des jährlichen Niederschlags stiege sogar an. Aber Diana Rechid, die beim Climate Service Center Germany die Abteilung für regionalen und lokalen Klimawandel leitet, gibt zu bedenken, dass die Bodentrockenheit nicht nur durch Niederschlag, sondern auch durch Verdunstung bedingt ist.

Dürre wird in Frankfurt also vor allem ein Problem des Sommers sein, wenn die Hitze die Verdunstung antreibt. Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 geht für Dortmund außerdem von einer Zunahme der Trockentage im Sommer aus. Gleichzeitig wird es mehr Starkregentage geben.

Schnee wird gemäß dem RCP8.5-Szenario Ende des Jahrhunderts kaum noch in Frankfurt fallen können – und wenn, dann bleibt er nicht liegen. Die Zahl der sogenannten Frosttage, an denen die Temperatur mindestens einmal unter 0 Grad fällt, wird drastisch sinken. Sogenannte Eistage, an denen die Temperatur permanent unter dem Gefrierpunkt liegt, wird es sogar praktisch gar nicht mehr geben.

Allerdings muss es ja nicht so enden: Für den Fall, dass der Klimaschutz ab jetzt ernst genommen würde und dem auch Taten und umfangreiche Maßnahmen zur CO2-Vermeidung folgten, stiege die Temperatur in Frankfurt bis Ende des Jahrhunderts nur um 1,2 Grad an und es gäbe nur 2,3 Hitzetage pro Jahr mehr. Die Zahl der Frosttage nähme im optimistischen RCP2.6-Szenario aber immer noch in erheblicher Größenordnung ab – nämlich um 20,1 Tage pro Jahr.

Eistage in Frankfurt

In Frankfurt weist die RCP8.5-Projektion für das Ende des 21. Jahrhunderts eine negative Anzahl von Eistagen aus. Der Effekt entsteht dadurch, dass sich eine Klima-Kenngröße im Referenzzeitraum 1971 bis 2000 zwischen Beobachtungen und Klimamodellen unterscheiden kann, wie GERICS-Forscherin Diana Rechid t-online erklärt. Dies habe zwei Ursachen:
"Erstens geben die Modelle nicht den tatsächlich stattgefundenen Ablauf des Wetters wieder, sie können nur die Statistik des Wetters wiedergeben, und weisen daher rein zufällige Unterschiede zu den Beobachtungen auf. Zweitens kann sich die Statistik der Modellergebnisse von den Beobachtungen unterscheiden, wenn einzelne Modelle in einem bestimmten Landkreis z. B. systematisch kälter sind, als die Beobachtungen es zeigen. In den Modellergebnissen selbst gibt es selbstverständlich keine negative Anzahl an Tagen."
Die Summe aus den bisher beobachteten Werten und den zukünftigen Änderungen in den Modelldaten zu bilden, liefere nur einen Anhaltspunkt für das zukünftige Klima, hält Rechid fest.

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