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Frankfurt: Protest nach Dondorf-Druckerei eskaliert


Protest mit 500 Menschen
Demonstration nach Druckerei-Räumung eskaliert

Von t-online, RF

Aktualisiert am 13.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Polizisten tragen ein Mann bei der Räumung der ehemaligen Dondorf-Druckerei an der Sophienstraße in Bockenheim vom Gelände. (Quelle: Helmut Fricke/dpa)
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Aktivisten hatten das Gelände der alten Dondorf-Druckerei mehrere Wochen besetzt. Nach der Räumung durch die Polizei eskalierte die Situation bei einer Demonstration.

Nach der Räumung einer ehemaligen Dondorf-Druckerei im Frankfurter Stadtteil Bockenheim sind am Mittwochabend Polizei und Demonstranten bei einem Protest mit 500 Menschen aneinandergeraten.

Wie die Beamten am Donnerstagnachmittag mitteilen, kam es dabei auch zu Angriffen auf Polizisten und Polizisten, wobei insgesamt acht von ihnen verletzt wurden. Sie seien von Demonstranten angespuckt und getreten wurden.

Die eigentliche Räumung war aus polizeilicher Sicht friedlich verlaufen. Aktivisten hatten das Gelände seit dem 24. Juni besetzt. Sie forderten, das Gebäude zu erhalten und in ein selbstverwaltetes kulturelles Zentrum umzuwandeln. Die Uni wird es nach eigenen Angaben spätestens zum 1. November an das Land zur Errichtung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) übergeben.

Das Gebäude soll abgerissen werden, um Platz für einen Neubau für das MPIEA zu schaffen. In dem Gebäude hatte sich zuletzt das Institut für Kunstpädagogik der Goethe-Universität befunden, derzeit nutzt die Uni es noch für Teile ihres Archivs.

Scharfe Kritik an Polizeieinsatz und Räumung

Laut Polizeiangaben war es am Donnerstagabend zu einer weiteren Solidaritätsdemonstration an der Bockenheimer Warte gekommen. In deren Verlauf sei Pyrotechnik gezündet und auf zwei Polizisten geworfen worden, außerdem hätten einige der teilweise vermummten Demonstrierenden versucht, durch die Polizeikette auf den Uni-Campus Westend zu kommen. Laut einer Verfügung darf das Gelände nicht betreten werden. Unter Einsatz von Mehrzweckeinsatzstöcken setzten sich die Beamten gegen die Demonstranten zur Wehr.

Die Versammlung wurde gegen 21.30 Uhr aufgelöst. Im Anschluss sei ein 19-Jähriger festgenommen worden, der unter Verdacht stand, ein bengalisches Feuer geworfen zu haben. Er habe sich bei seiner Festnahme gewehrt. Im Anschluss sei er wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Daniela Mehler-Würzbach, Stadtverordneten der Fraktion Die Linke, kritisiert das Verhalten der Polizei. Der Teilnehmer der Demonstration seien" ohne ersichtlichen Grund von der Polizei viel zu eng begleitet und damit bedrängt und unter Druck gesetzt" worden. "Dass dieser Einsatz dann in Polizeigewalt und verletzten Teilnehmenden gipfelte, unterstreicht diesen Eindruck einer völlig falschen Einsatzstrategie", heißt in es in einer Mitteilung am Donnerstag.

Sie selbst sei bei der Demonstration vor Ort gewesen. Auch ihr Parteikollege und Stadtverordneter Hans-Jürgen Hammelmann spricht von einem "völlig unverhältnismäßigen Polizeieinsatz". Das Kollektiv selbst berichtete auf Instagram, dass auf Demonstranten eingeprügelt worden sei.

Erhalt des Gebäudes gefordert

Auch die Räumung der ehemaligen Druckerei stößt auf scharfe Kritik: Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) solidarisierte sich in einer Mitteilung am Mittwoch mit der Besetzung und forderte, das "industrielle Erbe inmitten Bockenheims zu erhalten und damit eine soziale und kulturelle Nutzung zu ermöglichen". Der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff, teilte mit, das Kollektiv sei mehrfach dazu aufgerufen worden, die Besetzung zu beenden. Schließlich habe die Universität eine Strafanzeige gestellt, die zur Räumung führte.

Die Vorsitzende der Linke-Fraktion im hessischen Landtag, Elisabeth Kula, bezeichnete die Räumung als Skandal. "Statt den laufenden Verhandlungsprozess mit den Besetzerinnen und Besetzern weiterzuführen, schafft die Goethe-Universität mit Hilfe der Polizei Fakten", sagte sie. Übergangen würden damit diejenigen, die sich mit Verweis auf die jüdische Geschichte des Ortes, die industriekulturelle Bedeutung des Gebäudes und nicht zuletzt den Klimaschutz für den Erhalt des historischen Druckereigebäudes eingesetzt hätten.

Auch der SPD-Landtagskandidat Jan Pasternack kritisierte die Abrisspläne: "Ein Abriss würde riesige Mengen an grauer Energie freisetzen und zudem historisch und baukulturell wertvolle Bausubstanz unwiederbringlich zerstören" sagte er am Mittwoch. Er fordere die Landesregierung auf, ein Konzept vorzulegen, das den Erhalt des Gebäudes sicherstelle.

In einer Mitteilung aus dem Umfeld der Besetzer am Mittwoch wurde darauf verwiesen, dass Anwohner des Stadtteils Bockenheim bereits seit 2006 für den Erhalt der Druckerei kämpften. "Die Mitglieder Familie Dondorf wurden verfolgt, ermordet und in den Selbstmord getrieben. Nun soll auch die letzte Erinnerung an sie weichen", hieß es.

Verwendete Quellen
  • presseportal.de: Mitteilung der Polizei Frankfurt am 12. und 13. juli 2023
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Mitteilung der Fraktion Die Linke in Frankfurt am 13. Juli 2023
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