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Warnstreiks legen Verkehr lahm: "Hier geht es um Menschenleben"


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Bundesweiter Stillstand
Ende der Streiks? "Kann ich mir nicht vorstellen"


Aktualisiert am 27.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Kundgebung in Frankfurt: Mit einem bundesweiten Warnstreik haben die Gewerkschaften EVG und Verdi weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. (Quelle: Helmut Fricke/dpa)

Zwei Gewerkschaften haben bundesweit den Verkehr lahmgelegt. Auch in Frankfurt haben sich viele Menschen dem Arbeitskampf angeschlossen – sie stehen hinter den Forderungen nach mehr Lohn.

Einsam steht ein Paar am Montagmorgen an einem Gleis am Frankfurter
Hauptbahnhof. Das Gleis bleibt leer, auf der Infotafel steht: EVG-Streik. "Wir bleiben wohl länger als gedacht in Frankfurt", ruft der Mann seiner Reisebegleitung zu, während er seinen Koffer Richtung Ausgang wuchtet. Sie sind offenbar trotz des angekündigten Warnstreiks zum Frankfurter Hauptbahnhof gekommen. Vergeblich.

Denn: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat gemeinsam mit Verdi zum bundesweiten Großwarnstreik im Verkehrsbereich aufgerufen. Damit stehen die Züge, Busse und Flugzeuge am Montagmorgen weitgehend still. Verdi schätzt, dass es hessenweit knapp 4.500 Menschen werden. Die EVG geht von weiteren 5.000 Teilnehmenden aus. Fast 10.000 Menschen könnten es insgesamt werden.

Jochen Koppel, Verdi-Gewerkschaftsleiter für Bus und Bahn, ist mit dem Auftakt zufrieden: "Es ist schön zu sehen, dass so viele dem Aufruf beider Gewerkschaften gefolgt sind."

"Ohne Gewerkschaften hätten wir hier ganz andere Zustände"

Mit Trillerpfeifen, Tröten und Ratschen haben sich Hunderte Streikende vor dem Bahnhof am Kaisersack zu einer Kundgebung versammelt. Um kurz vor halb 9 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung und zieht mit ordentlich Lärm durch die Reisehalle des Bahnhofs.

Sie unterstützen die Forderungen der Gewerkschaften: Zum Start der dritten Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst hatte Verdi 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat gefordert. Die Eisenbahngewerkschaft EVG fordert für die rund 50 Unternehmen in der Eisenbahn- und Verkehrsbranche eine Lohnerhöhung von 650 Euro für alle, alternativ 12 Prozent mehr.

Ein Mann erzählt, er arbeite im Schichtdienst bei der Deutschen Bahn. Die öffentliche Kritik an dem Streik könne er zwar nachvollziehen, sagt er, allerdings "gefährdet das aktuelle System nicht nur die Gesundheit der Angestellten, sondern auch die Sicherheit der Reisenden. Hier geht es um Menschenleben". Hohe Krankenstände und Personalmangel seien für die Mehrarbeit verantwortlich. Er hofft, dass bei den Tarifgesprächen ein Durchbruch erzielt werden könne.

Auch Anastasia und Fabian beteiligen sich an dem Streik – aus Solidarität, wie sie sagen. Sie besuchen einen Lehrgang der Europäischen Akademie der Arbeit, bislang Europas einziger Ausbildungsstätte für Gewerkschaftler. "Aus unseren Kreisen ist schon sehr viel Solidarität und Verständnis für den Streik da", sagt Anastasia. Allerdings wünsche sie sich mehr Unterstützung von der Presse: "Ohne Gewerkschaften hätten wir hier ganz andere Zustände".

Darüber, ob es zu einem weiteren Warnstreik kommen wird, kann Anastasia nur spekulieren. Allerdings werde man mit Sicherheit nicht aufgeben. "Wenn jetzt wieder die gleichen Angebote kommen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es mit dem heutigen Tag erledigt ist."

Das sieht auch Fabian so: "Das Angebot der Deutschen Bahn war unterirdisch. Deswegen glaube ich schon, dass da entsprechend weiterhin Druck ausgeübt wird."

Streikende hoffen auf Durchbruch bei Tarifverhandlungen

Auch Silke spricht von einer hohen Arbeitsbelastung. Sie arbeitet seit über 40 Jahren bei der Deutschen Bahn: "Die Mieten werden teurer, die Lebenshaltungskosten steigen, aber die Löhne bleiben gleich – so geht das nicht".

Trotz des Stillstands im öffentlichen Nahverkehr bleibt ein Verkehrschaos in Frankfurt aus. Ein Polizeisprecher sagt, es sei auf Straßen eher weniger los als sonst. Viele Pendler sind offenbar zu Hause geblieben. Und Besucher bleiben notgedrungen länger in Frankfurt.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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