Statt Taxi oder ÖPNV Bestellbarer Kleinbus "Knut" in Frankfurt unterwegs
In mehreren Kommunen des Rhein-Main-Gebiets können sich Fahrgäste von Kleinbussen abholen lassen, die ohne Fahrplan und festgelegte Linien fahren.
Sie heißen "Hopper" oder "Colibri" und kommen, wenn sie gerufen werden: Kleinbusse, die inzwischen durch sieben Kommunen im Rhein-Main-Gebiet kreuzen. Es handelt sich um "On demand"-Angebote, die jenseits starrer Linienpläne fahren und per Telefon oder App bestellbar sind. Den Anfang machte der Landkreis Offenbach im Sommer 2019. Bis Jahresende soll die Zahl der Gebiete auf neun wachsen: Ende September kommt in Kelsterbach "Siggi" hinzu und im November der "DadiLiner" im Kreis Darmstadt-Dieburg.
Mehr als 200.000 Fahrten hat der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) bislang insgesamt verzeichnet und mehr als 50.000 Kunden, die sich registriert haben. Dies sei mehr als erwartet, sagt Sprecherin Vanessa Rehermann. Werde das Angebot bewertet, gebe es im Schnitt 4,9 von 5 möglichen Sternen. Der "On demand"-Ausbau wurde Ende 2020 angekündigt, er geschieht unter dem Dach des RMV und mit Bundesförderung in Höhe von 27 Millionen Euro.
Die größtenteils elektrisch betriebenen Kleinbusse zählen zum öffentlichen Nahverkehr. Fahrgäste müssen aber einen Aufpreis zum Ticket bezahlen. Liegen andere Fahrtwünsche auf der Route, steigen weitere Fahrgäste zu. In Darmstadt fährt der "HeinerLiner", in Taunusstein "Emil", in Frankfurt "Knut", in Limburg der "LahnStar" und in Hofheim der "Colibri". Im Juli startete erstmals der "Mainer" in Hanau.
Größte "On demand"-Angebot im RMV
Der Landkreis Offenbach baute das Gebiet seines "Hoppers" erst kürzlich aus. Sechs Kommunen sind hinzugekommen, sagt der Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF), Andreas Maatz. Insgesamt sind es nun neun Kommunen - von insgesamt 13 im Kreis, das größte "On demand"-Angebot im RMV. Ab kommendem Sommer soll der "Hopper" im gesamten Kreis verfügbar sein.
Ziel sei, Menschen auch ohne eigenes Auto Mobilität zu ermöglichen, sagt Maatz. Besonders nachgefragt würden Fahrten zum Bahnhof. Die bisherigen Erfolge zeigten, dass das Angebot auch nach Ende der Bundesförderung, die zum Jahresende 2024 ausläuft, weitergeführt werden müsse.
Wachsen soll auch das Angebot im Frankfurter Norden: "Knut" soll angesichts steigender Zahlen in weiteren Stadtteilen und am Wochenende rund um die Uhr fahren. In einem Pilotprojekt sollen ab Ende 2023 auch autonome Fahrzeuge losgeschickt werden, Darmstadt und der Landkreis Offenbach wollen dies ausprobieren. Zunächst sollen noch Fahrer am Steuer sitzen, die bei Bedarf eingreifen können.
Als gute Alternative zu Bussen und Anruf-Sammel-Taxis in Gebieten oder zu Zeiten, in denen die Nachfrage gering ist, bezeichnet die Mobilitätsexpertin Petra Schäfer von der Frankfurt University of Applied Sciences "On demand"-Systeme – beispielsweise für die Feinverteilung an einer Endhaltestelle oder in Gebieten, die zwischen Linien des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) liegen.
Verkehrswende: ÖPNV muss attraktiver werden
"Wenn wir die Verkehrswende schaffen wollen, müssen wir das Angebot im ÖPNV attraktiver machen, dafür sind die "On demand"-Systeme ein wichtiger Beitrag. Wichtig ist dabei aus meiner Sicht eine sehr gute Kommunikation, um die potenziellen Fahrgäste über das Angebot und den Zugang zu informieren", erklärt die Professorin. Dass künftig autonome Shuttles eingesetzt werden können, hält sie für realistisch.
Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) entwickelt in Sachen "On demand" sein Angebot an Anruf-Sammel-Taxis (AST) fort. Sprecherin Sabine Herms verweist beispielsweise auf das Projekt "Mobilfalt" im Werra-Meißner-Kreis, bei dem auch private Fahrer gegen Kostenerstattung Mitnahmemöglichkeiten anbieten können. Sie erhalten eine Kilometerpauschale von 30 Cent. Für Fahrgäste kostet es einen Euro. In Melsungen werden in einem weiteren Projekt seit zwei Jahren fahrplanlose Anruf-Sammel-Taxis mit fahrplanmäßigen, elektrischen Stadtbussen kombiniert.
- Nachrichtenagentur dpa