Verdursteter Junge Jugendamt Essen äußert sich zum Fall des toten Luis
Hätte der Tod des zweijährigen Luis in Essen, der an den Folgen eines Hitzeschocks starb, verhindert werden können? Nun rechtfertigte sich das Jugendamt vor den Stadtpolitikern.
Das Essener Jugendamt hat sich zum Fall des verstorbenen Jungen Luis auf einer nicht-öffentlichen Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses am Dienstag geäußert. Die Stadtpolitiker wollten wissen, ob der Tod des Jungen hätte verhindert werden können. Das Amt soll in der Sitzung nachvollziehbar dargestellt haben, dass es der betroffenen Familie Hilfe angeboten habe, teilt die Stadt Essen am Dienstagabend mit. Zu keinem Zeitpunkt sei eine Tötungsabsicht erkennbar gewesen.
Ende Juli entdeckte die Polizei die Leiche des zweijährigen Luis in der elterlichen Wohnung. Eine Obduktion ergab, dass der Junge offenbar in Folge eines Hitzeschocks an Kreislaufversagen gestorben war. Er zeigte zudem deutliche Anzeichen einer stark mangelnden Flüssigkeitszufuhr.
Vater sitzt in Untersuchungshaft
Der 31-jährige Vater soll das Kind rund 18 Stunden in einem Zimmer eingeschlossen und ihm nichts zu trinken gegeben haben. Er sitzt wegen Mordverdachts seither in Untersuchungshaft. Gegen die 21-jährige Mutter ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Totschlags durch Unterlassen, sie befand sich zu der Zeit allerdings nicht in Essen. Gegen das Jugendamt wird nicht ermittelt. Die Polizei hat die Ermittlungen vorerst abgeschlossen, sagte ein Sprecher t-online.de. Nun werde am Landgericht der Prozess vorbereitet.
Mehrere Hinweise ans Jugendamt
Die Geschwister des toten Jungen, die ein beziehungsweise vier Jahre alt sind, wurden dem Jugendamt übergeben. Laut "WAZ" leben die Kinder in Pflegefamilien und bleiben dort, so lange die Ermittlungen weitergehen.
Wie berichtet hatte das Jugendamt aus einer Kindertagesstätte, aus dem Wohnumfeld und von einem Kinderarzt mehrere Hinweise erhalten, dass die Eltern mit der Erziehung des Jungen überfordert gewesen sein sollen.
Allerdings habe es laut Stadt kein Zeichen einer Kindeswohlgefährdung gegeben, die eine Inobhutnahme nötig gemacht hätte. Schon vor Luis' Tod war geplant, dass Sozialpädagogen ab August den Eltern helfen sollen, hieß es von der Stadt. Tägliche Besuche in der Wohnung waren geplant.
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Die Verdachtsfälle der Kindeswohlgefährdung nahmen in den vergangenen Jahren in Essen ab. So gab es im vergangenen Jahr 1391 Fälle, von denen 522 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen werden mussten. Das Jugendamt will nun zehn zusätzliche Mitarbeiter im Sozialen Dienst einstellen.
- Pressemitteilung der Stadt Essen
- Pressemitteilung der Polizei
- Gespräch mit der Polizei
- Bericht der WAZ