Umstrittene Statue Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach: Bistum räumt Brisantes ein
Bischof Overbeck wollte möglichst transparent wirken – doch nun wird klar, dass er schon seit Jahren von den Vorwürfen gegen Kardinal Hengsbach wusste.
Der Umgang des katholischen Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den 1991 verstorbenen deutschen Kardinal Franz Hengsbach erscheint immer fragwürdiger: Overbeck hatte am Dienstag öffentlich gemacht, dass sein Vorgänger an der Spitze des Bistums beschuldigt wird, eine Minderjährige in den 1950er-Jahren sexuell missbraucht zu haben.
- Kirchenrechtler: Fall Hengsbach besonders dramatisch
Doch ganz so transparent, wie zunächst angenommen, agierte Overbeck nicht: Noch 2011 setzte er in Essen Hengsbach ein Denkmal und feierte ihn dabei als "geschätzten Gründerbischof" – dabei wusste Overbeck zu diesem Zeitpunkt bereits von den schweren Anschuldigungen gegen Hengsbach, wie ein Bistumssprecher nun gegenüber der "Welt" eingeräumt hat.
Wieso Overbeck mehr als zwölf Jahre die Vorwürfe gegen Hengsbach nicht öffentlich machte, bleibt offen.
Als gesichert gilt aber: Overbeck erfuhr im August 2011, dass im Erzbistum Paderborn ein Missbrauchsverdacht gegen Kardinal Hengsbach geprüft wird. Über eine zweite Verdachtsmeldung gegen Hengsbach, die im Bistum Essen eingegangen war, wurde Overbeck ebenfalls im August 2011 persönlich informiert. Das hielt ihn aber nicht davon ab, zwei Monate später die überlebensgroße Statue Hengsbachs neben dem Essener Dom zu enthüllen.
Stadt will Platz in der Innenstadt umbenennen
Um welche Vorwürfe geht es genau? Hengsbach soll unter anderem in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine damals 16-Jährige missbraucht haben. Außerdem wird er eines weiteren Übergriffs auf eine Frau 1967 in Essen beschuldigt. Die Untersuchungen laufen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe will die Stadt den Kardinal-Hengsbach-Platz in der Innenstadt umbenennen. "Ich nehme die Anschuldigungen sehr ernst", erklärte der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen am Mittwoch.
Das weitere Vorgehen der Stadt werde eng mit dem Bistum und dem Generalvikariat abgestimmt. "Klar ist aber auch, der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen wird so nicht mehr heißen können", sagte der CDU-Politiker.
Zugleich begann eine Debatte um das Hengsbach-Denkmal vor dem Essener Dom. Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, und die Reforminitiative Maria 2.0 forderten am Mittwoch die Entfernung des Denkmals.
- welt.de: Er wusste von Missbrauchsvorwürfen – da setzte er dem Kardinal noch ein Denkmal
- bistum-essen.de: Pressemitteilung vom 13.10.2011
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa