t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalEssen

Massenprügeleien im Ruhrgebiet: Welche Gruppen dahinter stecken


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Massenprügeleien in Castrop-Rauxel und Essen
Diese rivalisierenden Familien stecken hinter der Eskalation


Aktualisiert am 19.06.2023Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:230618-99-96745Vergrößern des Bildes
Auseinandersetzungen in Essen: Polizisten bewachen Beteiligte einer Schlägerei in der Essener Innenstadt. (Quelle: Markus Gayk / dpa)

Straßenschlachten im Ruhrgebiet: Seit Donnerstag bekämpfen sich Großfamilien verschiedener Nationalitäten. Was hat es damit auf sich?

Seit vergangenem Donnerstag liefern sich syrische sowie libanesische Gruppen im Ruhrgebiet gewalttätige Auseinandersetzungen. In Castrop-Rauxel waren laut Polizei am Donnerstag bis zu 50 Personen aufeinander losgegangen, am Freitagabend kam es im nur 30 Kilometer entfernten Essen zu einer weiteren Schlägerei. Auch hier ist von mehreren Hundert Beteiligten die Rede. Es gab mehrere Verletzte, zahlreiche Hieb- und Stichwaffen wurden sichergestellt.

Worum geht es bei dem Streit?

Ausgangspunkt der aktuellen Auseinandersetzungen soll nach Angaben eines Reporters vor Ort ein Konflikt zwischen einer syrischen und einer libanesischen Familie in einem Mehrfamilienhaus in Castrop-Rauxel sein. Bereits am Dienstag, also zwei Tage vor der Massenprügelei am Donnerstag, sei es dort zu einem Streit gekommen, sagt der leitende Staatsanwalt Carsten Dombert.

Zwischen den Familien gebe es schon länger Probleme, berichtet ein Reporter vor Ort. Eskaliert sei die Situation, als ein Kind der syrischen Familie offenbar ein anderes Kind bedroht habe. Daraufhin hätten Syrer im Internet dazu aufgerufen, nach Castrop-Rauxel zu kommen, um sich an den Libanesen zu rächen. Gleichzeitig hätten sich die Libanesen mobilisiert.

"Das Ganze wurde dann so hochgeschaukelt, dass Leute maskiert Videos gemacht haben und sich mit Stöcken präsentiert haben und so getan haben, ob sie jetzt alle Mardellis jagen wollen", berichtet ein Augenzeuge auf YouTube. Dutzende Männer seien zum Teil mit Baseballschlägern, Messern und Schlagstöcken aufeinander losgegangen. Die Mardellis sind eine arabischsprachige Volksgruppe, sie kommen unter anderem aus dem Libanon.

Mindestens sieben Menschen wurden verletzt, einer davon lebensgefährlich, ein weiterer ist mittlerweile außer Lebensgefahr, teilte die Polizei mit. Die Beamten kontrollierten in Castrop-Rauxel 116 Menschen, durchsuchten 24 Fahrzeuge, und konnten gefährliche Gegenstände wie Messer, Macheten sowie eine Schusswaffe sicherstellen. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz.

Von der Polizei heißt es außerdem: Man prüfe aktuell, ob es Zusammenhänge zwischen den Konfrontationen in den beiden rund 30 Kilometer entfernt liegenden Ruhrgebietsstädten gibt.

Eskalation schaukelt sich am Freitag weiter hoch

Am Freitag schaukelte sich die Eskalation offenbar durch einen Videoaufruf eines libanesischen Paten aus Essen weiter hoch. Er habe die Syrer aufgefordert, ihre Masken abzunehmen. Sie sollten zeigen, "ob es wahre Männer sind", berichten mehrere Blogger und Medien.

Es seien Videoaufrufe von syrischer Seite gefolgt, in denen vermummte Männer mit Waffen drohen, das Restaurant des Paten zu stürmen. Am Freitagnachmittag eskalierte die Situation erneut: Hunderte Libanesen mobilisierten sich, zogen gemeinsam durch die Stadt, demolierten unter anderem ein syrisches Café.

Schlägereien am späten Abend folgten in der Innenstadt, es gibt mehrere Verletzte, unter anderem zwei Polizeibeamte. Die Polizei musste erneut mit starken Kräften eingreifen, unterstützt von einem Hubschrauber und Diensthunden. Die Identitäten von mehr als 100 Menschen wurden festgestellt. Zudem wurden Hieb- und Stichwaffen wie Baseballschläger, Dachlatten und Messer sichergestellt.

Video | Massenschlägerei im Ruhrpott: Mindestens 80 Beteiligte
Player wird geladen

Wie reagieren die Polizei und die Politik?

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) will nun durchgreifen. "Es ist nicht hinnehmbar, wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen", sagte Reul der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Einmal mehr müsse die Polizei klarmachen: "Bei uns gilt das Recht des Staates und nicht das Recht der Familie", sagte Reul. Man werde die Szene aufmerksam im Blick behalten und weiterhin konsequent einschreiten.

Die Polizei will zudem in den Städten Essen und Castrop-Rauxel verstärkt Präsenz zeigen. Im Stadtgebiet von Castrop-Rauxel sollen in dieser Woche weiter zusätzliche Beamte eingesetzt werden, sagte ein Sprecher der Polizei Recklinghausen am Montag. Auch ein Sprecher der Polizei Essen bestätigte, man wolle "entsprechende Schwerpunkte" in der Stadt mit mehr Personal aufstocken.

Die FDP stellte derweil eine kleine Anfrage im NRW-Landtag. Sie will wissen, wie das Land nun auf die Gewalteskalation im Ruhrgebiet reagiert und sich die Polizei darauf vorbereitet. Zudem fordert die Fraktion laut WAZ, "mit der ganzen Härte des Rechtsstaats gegen solch kriminelles Verhalten und Strukturen" vorzugehen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Reporter vor Ort
  • youtube.com: "Clan-Krieg in Essen eskaliert komplett! Libanesen jagen Syrer durch die Stadt?!"
  • waz.de: "Schreckliches Essener Gewaltereignis hat ein Nachspiel"
  • presseportal.de: Mitteilung der Polizei Recklinghausen vom 14. Juni 2023
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website