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Explosion in Ratingen: Das ist über die Detonation in NRW bekannt


Corona-Leugner attackiert Einsatzkräfte
Was wir über die fatale Explosion in NRW wissen

Von t-online, aj, lis

Aktualisiert am 12.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Explosion in Hochhaus: Die Einsatzkräfte waren zuvor wegen eines Notrufs zu der Adresse gefahren. (Quelle: reuters)
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Ein Routineeinsatz, der eskalierte: In Ratingen wurden mehr als 30 Einsatzkräfte bei einer Explosion verletzt. Es gibt zwei Leichen und eine Festnahme. Was bislang über den Fall bekannt ist.

Es sollte ein Routineeinsatz wegen der Sorge über eine "hilflose Person" in einem Hochhaus werden, doch es entwickelte sich zu einem Schreckensszenario für die Beamten. Bei dem Einsatz am Donnerstagmorgen wurden mehrere Polizisten und Feuerwehrkräfte teils lebensgefährlich verletzt. Noch am Tatort wurde ein 57-Jähriger leicht verletzt festgenommen, in seiner Wohnung fand man die Leiche einer Frau.

"Es kam sofort zu einer Explosion, unmittelbar, also ein Feuerball kam auf die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr und Polizei zu", sagte ein Sprecher der Polizei zu dem dramatischen Vorfall im nordrhein-westfälischen Ratingen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen sprach von einem "Explosionsanschlag".

Der Fall wirft viele Fragen auf: Wie kam es zu der Explosion und wer sind der mutmaßliche Täter und die Tote? Ein Überblick über das, was wir bisher wissen:

Der Tathergang

Auf der Pressekonferenz am Freitagnachmittag schilderte die Polizei den Tathergang: Die Einsatzkräfte seien gegen zehn Uhr morgens von der Wohnungsgesellschaft wegen eines überquellenden Briefkastens gerufen worden. Man habe sich Sorgen um eine Bewohnerin in dem Mehrfamilienhaus gemacht, die lange nicht von den Nachbarn gesehen worden sei. Die Beamten seien davon ausgegangen, dass sich in der Wohnung in der zehnten Etage eine "hilflose Person" befinde. Sie fanden heraus: Eine Frau lebt dort mit ihrem 57-jährigen Sohn.

Gegen 11.15 Uhr versuchten die Einsatzkräfte mit der Feuerwehr, die Tür im obersten Stockwerk des Hauses zu öffnen. Plötzlich habe der Sohn der Bewohnerin die Tür aufgerissen. Er habe der Polizei eine "brennbare Flüssigkeit brennend entgegengeschleudert". Vermutlich wurde damit eine Explosion oder Verpuffung ausgelöst.

Eine 25-jährige Polizistin und ein 29-jähriger Polizist wurden bei dem Vorfall lebensgefährlich verletzt. "22 weitere trugen leichte Verletzungen davon", teilte die Polizei mit. Von den Einsatzkräften der Feuerwehr seien sieben Personen verletzt worden, davon drei lebensgefährlich und vier schwer.

Fünf Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst, die durch die Explosion schwer verletzt wurden, befanden sich am Freitag nach Angaben der Feuerwehr Ratingen im künstlichen Koma. Sie seien in Spezialkliniken für Brandverletzte nach Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum gebracht worden. "Die Kollegen erlitten Verbrennungen von bis zu 40 Prozent der Körperoberfläche", teilte die Feuerwehr mit.

Die Leichenfunde

Nach der Explosion rückten zahlreiche Spezialkräfte der Polizei zum Tatort an. Beamte sperrten den Bereich weiträumig ab. Bewaffnete Polizisten betraten das Hochhaus. Auch Scharfschützen brachten sich in Stellung. Videoaufnahmen zeigten Spezialeinsatzkräfte beim Zugriff. Laut Polizei waren insgesamt 110 Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst aus Ratingen und dem Umland im Einsatz.

Bei dem Einsatz wurde auch die Leiche einer Frau gefunden. Aufgrund ihres Zustandes sind die Einsatzkräfte sicher, dass die tot aufgefundene Person bereits vor mehreren Wochen gestorben ist. In der Wohnung habe es einen starken Verwesungsgeruch gegeben. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei der Leiche um die 91-jährige Mutter des mutmaßlichen Täters handelt. Eine Bestätigung dafür liegt allerdings noch nicht vor.

Auf der Pressekonferenz am Freitag bestätigte die Polizei zudem den Fund einer zweiten Leiche. Dabei handele es sich um einen älteren Mann, der in einer anderen Wohnung in dem Hochhaus lebte. Nach Informationen des "Spiegel" hatte der Mann durch den mehrstündigen Einsatz nicht mehr versorgt werden können.

Der Verdächtige

Die Detonation wurde nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei von einem 57-jährigen deutschen Staatsangehörigen ausgelöst, der mit seiner Mutter in der Wohnung lebte. Er wurde bei dem Zugriff der Spezialkräfte leicht verletzt und am Freitag einem Haftrichter vorgeführt. Dieser beantragte einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun tateinheitlichen Fällen beantragt.

Laut Polizei war der Mann vermutlich ein Corona-Leugner und in der sogenannten "Prepper-Szene" aktiv. Dieser Begriff bezeichnet Personen, die auf verschiedene Arten von Katastrophen vorbereiten, indem sie beispielsweise spezifische Vorräte einlagern.

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Der Mann sei dem zudem polizeibekannt gewesen. Gegen den Mann lagen bereits zwei Strafbefehle wegen Körperverletzung vor. Weil er Bußgeldforderungen, die im Zusammenhang mit den Körperverletzungen standen, nicht zahlte, habe ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vorgelegen, sagte Laura Neumann, Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.

Einige Tage vor der Explosion habe ein Bezirksbeamter der Polizei versucht, den Haftbefehl gegen ihn zu vollstrecken, sei aber unverrichteter Dinge wieder gegangen, nachdem der mutmaßliche Täter die Tür nicht geöffnet habe. Dies sei "gängige Praxis", so die Polizei.

Das Motiv

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt wegen versuchten Mordes in neun tateinheitlichen Fällen. Die Polizei geht von einer "durchdachten Aktion" des Mannes aus, die womöglich seit mehreren Tagen vorbereitet gewesen sei. Zu seinem Motiv schweigt der mutmaßliche Täter.

"Irre und unbegreiflich"

Reul betonte, dass die Polizei "mit Hochdruck" zu den Hintergründen der Explosion ermittle. Es sei für ihn "irre und unbegreiflich", dass Menschen wie Polizisten und Feuerwehrleute zu einem Einsatz gingen und helfen wollten und "am Ende ihr Leben riskieren", so der Innenminister. "Meine Gedanken sind bei den Schwerstverletzten und den Familien."

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bekundete ihre Trauer über den Vorfall. Sie sei in Gedanken bei den Verletzten. "Das ist wirklich etwas unvorstellbar Schreckliches für diejenigen, die sich Tag für Tag für andere Menschen und für deren Sicherheit einsetzen."

Ein Polizist vor Ort wurde von Medien zitiert. Er zeigte sich demnach erschüttert: "So viele verletzte Kollegen, das lässt einen nicht kalt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Reporter bei der Pressekonferenz
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • spiegel.de: "Die ominöse Explosion in Ratingen und ihre verheerenden Folgen" (kostenpflichtig)
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