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Essen | "Erschütternd": Schüsse auf Synagoge – Reul spricht von Anschlag


Polizei fahndet nach Täter
"Erschütternd": Schüsse auf Alte Synagoge

Von dpa, tht

Aktualisiert am 18.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Polizei vor dem Rabbinerhaus in Essen: Hier wurden vier Einschusslöcher entdeckt. (Quelle: dpa)

Auf das Rabbinerhaus der Alten Synagoge in Essen ist mehrmals geschossen worden. Jetzt fahndet die Polizei nach dem unbekannten Schützen.

Vier Schüsse aus einer scharfen Waffe haben die Tür des Rabbinerhauses neben der Alten Synagoge in Essen getroffen. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) nennt die Tat einen "Anschlag". Der Mann, der die Schüsse abgefeuert haben soll, wird noch gesucht. Er war offenbar von Videokameras aufgenommen worden.

Die Schüsse trafen laut dem Polizeisprecher eine verglaste Eingangstür. Der Rahmen sei beschädigt und es gebe Schüsse durch die Scheibe. Anhand der Spurenlage stehe mittlerweile fest, dass es sich um eine scharfe Schusswaffe gehandelt habe.

Die Einschusslöcher waren laut einem Polizeisprecher am Freitag gegen 8.30 Uhr von Zeugen gemeldet worden. Wann die Schüsse fielen, war zunächst unklar. "Wir gehen stark davon aus, dass es irgendwann in der Nacht war, als keiner da war", sagte der Sprecher.

Täter soll gefilmt worden sein

Es gebe Videoaufzeichnungen einer Kamera, die den Platz filme. Darauf sei eine Person zu sehen, die die Tat begangen haben soll. "Wir hoffen, dass wir heute noch die Ergebnisse der Auswertung des Videomaterials vorliegen haben", sagte eine Polizeisprecherin t-online. Laut Reul, der den Tatort besuchte, wird nach einem männlichen Tatverdächtigen gefahndet. Der Staatsschutz sei eingebunden.

Reul sagte: "Der Anschlag auf die Alte Synagoge in Essen erschüttert mich zutiefst." Die Jüdische Gemeinde Essen könne "sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln".

Politik entsetzt: "Jüdisches Leben ist ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns"

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußerte sich schockiert und entsetzt über die Schüsse auf die Synagoge. Man stehe an der Seite der Jüdinnen und Juden in NRW und schütze sie gegen Hass und Gewalt. "Jüdisches Leben ist ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns – heute und an jedem anderen Tag", schrieb er.

Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, verurteilte die Tat ebenfalls. "Die Schüsse auf die Alte Synagoge in Essen zielen nicht nur auf die jüdische Gemeinde in Deutschland, sondern sind eine Bedrohung für die gesamte deutsche Gesellschaft", schrieb Prosor am Freitag bei Twitter. Der Kampf gegen Antisemitismus müsse oberste Priorität haben. "Hier darf nicht nachgelassen werden", schrieb er weiter.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) schrieb bei Twitter, der Vorfall führe erneut schmerzhaft vor Augen, "dass unsere Anstrengungen zum Schutz jüdischen Lebens nicht nachlassen dürfen".

Rabbinerhaus wird nicht mehr von der jüdischen Gemeinde genutzt

Das Rabbinerhaus wird laut einer Sprecherin der Stadt nicht von der jüdischen Gemeinde genutzt. Es steht – baulich nicht davon getrennt – unmittelbar neben dem Synagogengebäude. Im Rabbinerhaus sind laut der Stadt das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte mit Archiv und Bibliothek sowie Räume der Universität Duisburg-Essen untergebracht. Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum.

Die Alte Synagoge ist heute das Haus jüdischer Kultur Essen, ein Kulturinstitut der Stadt. Gotteshaus der jüdischen Gemeinde der Stadt ist die neue Synagoge etwas außerhalb des Zentrums. In der Alten Synagoge gibt es laut einer Stadtsprecherin Ausstellungen und Veranstaltungen zur jüdischen Geschichte. Zu besonderen Anlässen komme dort auch die Kultusgemeinde zusammen, etwa zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938. Damals wurden die Alte Synagoge und das Rabbinerhaus angezündet und im Innenbereich zerstört. Die Polizei ist wegen einer abstrakten Gefahr während der Öffnungszeiten der Alten Synagoge stets vor Ort – wie bei Objekten mit jüdischem Bezug üblich.

Essens Oberbürgermeister äußert sich auf Facebook

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte sich auf Facebook: "Diese Nachricht bestürzt mich sehr!" Der Grünen-Bundestagsabgeordnete für Essen, Kai Gehring, teilte mit: "Der widerwärtige Anschlag muss schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden." Es brauche kontinuierlichen Schutz jüdischer Einrichtungen und eine konsequente, breite – zivilgesellschaftliche wie politische – Bekämpfung des Antisemitismus.

NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) schrieb bei Twitter, die Tat führe vor Augen, "dass wir im Schutz jüdischen Lebens und beim Eintreten gegen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Telefonat mit Pressestelle der Polizei Essen
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