t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalDresden

Letzte Generation: Dresdner Aktivist Christian Bläul angeklagt


Letzte Generation
"Nicht fair": Dresdner wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt

Von Benedict Bartsch

24.03.2025Lesedauer: 3 Min.
Klimaaktivist Christian BläulVergrößern des Bildes
Klimaaktivist Christian Bläul: "Es kann sein, dass ich ins Gefängnis muss." (Quelle: Benedict Bartsch/t-online)
News folgen

Dem Dresdner Christian Bläul droht eine Haftstrafe: Er war Mitglied der ehemaligen Letzten Generation und ist einer der fünf Aktivisten, gegen die nun Anklage erhoben wurde.

Die Generalstaatsanwaltschaft München hat fünf Klimaaktivisten der ehemaligen "Letzten Generation" wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Einer von ihnen ist der Physiker Christian Bläul aus Dresden, eines der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung in Deutschland. Ihm droht nun möglicherweise eine Haftstrafe.

Loading...

Bläul war lange auf den Straßen unterwegs, klebte sich an Asphalt fest, um für den Klimaschutz zu protestieren. Jetzt sieht er sich einer Anklage gegenüber, die weit über den Vorwurf einzelner Protestaktionen hinausgeht.

"Ich habe schon gedacht, dass die Anklage kommt"

Die Anklageschrift umfasse 149 Seiten, ein dicker Umschlag, der ihm vor einigen Tagen zugestellt worden sei, erzählt er. "Ich habe schon gedacht, dass die Anklage kommt. Aber als ich den riesigen Brief in der Hand hielt, war ich doch überrascht", sagt Bläul im Gespräch mit t-online.

Über die Anklageerhebung hatte die Klimaschutzgruppe am Montagmorgen selbst in einer Pressemitteilung informiert und Bilder der ersten Seiten der Anklageschrift veröffentlicht. Ein Sprecher des Landgerichts München I äußerte sich auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur allerdings nicht zu dem Fall. Auch die Generalstaatsanwaltschaft München äußerte sich auf Anfrage bisher nicht.

Bildung einer kriminellen Vereinigung: Mehrere Jahre Haft drohen

Der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung kann nicht nur drastischere Schritte während der Ermittlungen bedeuten. Bei einer Verurteilung wegen dieses Vorwurfs droht den Rädelsführern bis zu fünf Jahren Haft, in manchen Fällen sogar bis zu zehn Jahren.

Dafür müsste unter anderem nachgewiesen werden, dass der Zweck oder die Tätigkeit der Letzten Generation auf die Begehung von Straftaten gerichtet war, die mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden können. Dazu gehört zum Beispiel auch Nötigung – einer der Hauptvorwürfe bei den Straßenblockaden.

"Ich bin vorbereitet, aber es fühlt sich nicht fair an"

Klimaaktivist Bläul wirkt im Gespräch mit t-online gefasst: "Es kann sein, dass ich ins Gefängnis muss. Das fühlt sich nicht fair an", sagt er. Er sei aber darauf vorbereitet.

Gleichzeitig spricht Bläul über die Belastung für sein persönliches Umfeld: "Ich rechne mit sehr vielen Verhandlungstagen", sagt er. Wenn der Prozess tatsächlich stattfinde, müsse er von Dresden nach München umziehen. "Das bedeutet dann, ich sehe meine Kinder nur noch am Wochenende."

Das Gericht habe den Aktivisten einen Monat Zeit gegeben, um Stellung zur Anklageschrift zu beziehen, so Bläul. "Das werden wir auch tun."

"Ich hoffe, ziviler Ungehorsam wird nie wieder nötig sein"

Die Bewegung "Letzte Generation" hat sich inzwischen umbenannt, seit diesem Jahr gibt es die "Neue Generation". Bläul jedoch ist kein Mitglied mehr: "Ich engagiere mich nicht mehr bei der Letzten Generation. Die neue Organisation hat mich nicht abgeholt." Stattdessen setze er sich nun bei der Kampagne "Menschen gegen Öl" ein.

Ob er in Zukunft wieder zu radikalem Protest greifen würde? "Ich hoffe, ziviler Ungehorsam wird nie wieder nötig sein", sagt Bläul. "Aber wenn wir Richtung Diktatur rutschen, dann wird es für mich wieder zur Pflicht", sagt er mit Blick auf die USA. "Die Demokratie zu erhalten, ist für mich das Wichtigste."

Ob es zum Prozess gegen Bläul kommt, entscheidet nun das Landgericht München I. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Es ist nicht die erste Anklage gegen Mitglieder der Gruppe wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Im brandenburgischen Neuruppin zum Beispiel hat die Staatsanwaltschaft gegen fünf Mitglieder eine entsprechende Anklage erhoben. Es gehe um Angriffe gegen Anlagen der Ölraffinerie PCK in Schwedt im Nordosten Brandenburgs, gegen den Hauptstadtflughafen BER und das Barberini-Museum in Potsdam im Zeitraum von April 2022 bis Mai 2023. Ob es in dem Fall zu einem Prozess kommt, war zuletzt laut Landgericht Potsdam aber noch offen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Christian Bläul
  • Pressemitteilung der Letzten Generation vom 24.3.2025 (per Mail)
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom