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Dresden: Kind in der Sächsischen Schweiz vermisst – Mutter erinnert sich


Neun Stunden Angst
Dresdner Mutter erinnert sich an Osterwunder vom Amselgrund

Von Benedict Bartsch

08.03.2025 - 14:51 UhrLesedauer: 3 Min.
Nach neun Stunden konnten die Eltern ihren fünfjährigen Sohn endlich wieder in die Arme schließen: Jonas war mit wenigen Blessuren davongekommen.Vergrößern des Bildes
Nach neun Stunden konnten die Eltern ihren fünfjährigen Sohn endlich wieder in die Arme schließen: Jonas war mit wenigen Blessuren davongekommen. (Quelle: Benedict Bartsch)
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Neun Stunden lang musste eine Mutter aus Dresden um ihren kleinen Jonas zittern. Der Fünfjährige war bei einem Familienausflug in die Sächsische Schweiz verloren gegangen. Fast ein Jahr später erinnert sie sich im Gespräch mit t-online an den Tag.

Ein sonniger Ostersonntag, ein Familienausflug in die Sächsische Schweiz – und plötzlich der Albtraum aller Eltern: Jonas, fünf Jahre alt, verschwindet spurlos im Wald. Es folgen neun Stunden voller Angst, Ungewissheit und Hoffen. Heute, fast ein Jahr später, erinnert sich seine Mutter Evi Friedrich an diesen Tag, der das Leben der Dresdner Familie veränderte.

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Plötzlich war Jonas weg

"Wir wollten das erste Mal zum Amselsee, dort waren wir vorher noch nie", erzählt Evi Friedrich. Zusammen mit ihrem Mann, ihrer zweijährigen Tochter und Jonas brachen sie gegen Mittag auf. "Jonas war mit seinem roten Laufrad unterwegs, wir hatten die Abmachung, dass er nur so weit fahren darf, wie wir ihn noch sehen können."

Daran hatte er sich zuvor immer gehalten. Doch an einer unübersichtlichen Stelle, wo der Weg sich in drei Richtungen gabelte, passierte es: Jonas stürzte vermutlich an einer steilen Stelle und verschwand aus dem Sichtfeld der jungen Familie. "Wir liefen ein paar Meter dahinter und haben nichts mitbekommen. Dann war er plötzlich weg."

Die erste halbe Stunde suchten die Eltern verzweifelt auf eigene Faust, riefen immer wieder seinen Namen, liefen verschiedene Wege ab – doch Jonas blieb verschwunden.

Schließlich riefen sie die Polizei. "Das waren sehr schwere Stunden", erinnert sich Evi Friedrich. Ihre zweijährige Tochter fragte immer wieder: "Wo ist der Joni?"

Währenddessen irrte Jonas tief im Wald umher. "Er redet wenig darüber, vermutlich hat er das Erlebte schon verdrängt", sagt seine Mutter. Doch das, was er seiner Familie erzählt hat, klingt unglaublich: "Er hat in den ganzen neun Stunden keinen Menschen gesehen. Nur eine Wildkatze, die an ihm vorbeigelaufen ist." Auch den Polizei-Hubschrauber, der nach ihm suchte, nahm er wahr – doch statt Erleichterung empfand er eher Ärger: "Der hat mich genervt, der war so laut", meinte Jonas später. Müde und erschöpft habe er sich im Wald ausgeruht, sei vermutlich sogar kurz eingeschlafen.

Rettung in letzter Minute: "Seitdem hat er eine Hundeangst"

Gegen 22 Uhr, im Elbsandsteingebirge war es schon lange dunkel geworden, schließlich die unglaubliche Nachricht: Rettungshündin Blair hatte den richtigen Riecher, Jonas wurde lebend im Wald aufgespürt. "Er hat sich ziemlich erschrocken, als sie bellte", erzählt Mutter Evi. Ihr Sohn war zwar unterkühlt und hatte einige Schrammen durch den Sturz im Gesicht – aber er war wohlauf!

"Seitdem hat er eine Hundeangst entwickelt. Wir mussten eine Zeit lang immer die Straßenseite wechseln, wenn ein Hund kam." Mittlerweile sei es besser geworden, doch Jonas wisse, dass Blair ihm sein Leben gerettet hat.

Fast ein Jahr später wird noch oft in der Familie über den Tag geredet. "Wir hatten einfach Riesenglück und ich kann den Rettungskräften nur immer wieder danken", sagt Evi. Sie hat vieles von diesem Tag aufbewahrt – in einer großen Erinnerungsbox, die Jonas zu seinem 18. Geburtstag als Geschenk bekommen soll. Darin unter anderem: Zeitungsartikel und Medienberichte vom Geschehenen, ein gestaltetes Fotoalbum, Wärmepflaster vom Rettungsdienst.

"Man denkt in so einer Situation das Schlimmste, man kann einfach nichts tun. Mein Mann suchte weiter vor Ort, ich habe unsere kleine Tochter nach Hause bringen müssen. Ich wollte alle fünf Minuten die Polizei anrufen, um nach Neuigkeiten zu fragen – aber ich hielt mich zurück."


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Er möchte unbedingt selbst Retter werden, vielleicht Polizist. Erst vor wenigen Tagen verkleidete er sich an Fasching als "Freund und Helfer"


Mutter Evi Friedrich über Ihren SOhn


Die Dankbarkeit gegenüber den etwa 80 Einsatzkräften, die stundenlang nach dem Jungen suchten, ist groß. "Ein paar Wochen später haben wir uns persönlich bedankt, mit Präsentkörben, selbst gemalten Bildern und kleinen Basteleien von Jonas." Die Anteilnahme war riesig – nicht nur aus dem Bekanntenkreis, sondern auch von Fremden. "Diese Empathie war schön zu erleben", sagt Jonas Mutter.

Den eigentlichen Ausflug zum Amselsee holte die Familie übrigens einen Monat später nach. "Das war für Jonas okay, wir hatten einen tollen Tag – ohne Laufrad."

Jonas jedenfalls hat schon große Pläne für die Zukunft: Er möchte unbedingt selbst Retter werden, vielleicht Polizist. Erst vor wenigen Tagen verkleidete er sich an Fasching als 'Freund und Helfer'".

Verwendete Quellen
  • Treffen mit Jonas Mutter
  • Eigene Recherchen
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