80. Jahrestag der Bombardierung Dresdens Protestaktion gegen Neonazi-Aufmärsche: Demonstrantin attackiert
Bei der Protestaktion am Postplatz wurde erst der Verkehr blockiert. Dann kam es zu einem Zwischenfall mit einer Stadträtin.
Bei einer Protestaktion gegen Neonazi-Aufmärsche zum 80. Jahrestag der Bombardierung Dresdens hat ein Mann eine Teilnehmerin attackiert. Mit einem großen Banner und einer kurzen Kundgebung am Postplatz rief das Bündnis "Dresden WiEdersetzen" dazu am Montagabend auf, rechtsextremen Aufmärschen entgegenzutreten und dem Opfermythos zu widersprechen. Bei der angemeldeten Aktion wurde auch der Verkehr für zehn Minuten blockiert.
Laut Veranstaltern beschimpfte und beleidigte daraufhin ein Mann die Rednerin und Stadträtin Anne Herpertz (Piraten). Als eine weitere Demonstrantin dazwischenging, schlug ihr der 39-Jährige gegen den Arm. Nach Angaben der Stadträtin habe der Angreifer neben zahlreicher Beleidigungen mit seinen Fingern das Okay-Zeichen geformt, das in der rechtsextremen Szene für "White Power" steht.
Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Protestaktion stellt auch offizielles Gedenken infrage
Das Bündnis kritisiert auch die offiziellen Gedenkveranstaltungen der Stadt am 13. Februar. "Von offizieller Seite ist vieles geplant, aber alles rechtzeitig vorbei, bevor die rechtsextremen Veranstaltungen starten", sagte eine Sprecherin am Montagabend. "Die Stadt setzt dem Treiben der Neonazis nichts entgegen."
Das Bündnis ist selbst umstritten, da es das Gedenken am 13. Februar grundsätzlich ablehnt. Besonders die traditionelle Menschenkette sei zum "Selbstzweck verkommen" und solle abgeschafft werden. Tatsächlich könnte sie dieses Jahr zum letzten Mal stattfinden.
Die TU Dresden möchte die Menschenkette nur noch dieses Jahr anmelden. Laut Mitorganisatorin Anne Herpertz von der Piratenpartei habe die Kritik des Bündnisses direkt dazu geführt, die Veranstaltung zu überdenken. Vor allem der Vorwurf, dass sich AfD und Freie Sachsen in der Menschenkette "pudelwohl" fühlen, sei wohl ausschlaggebend gewesen.
- Mitteilung der Polizei Dresden vom 4. Februar 2024 – per Mail eingegangen
- Telefonat mit Stadträtin Anne Herpertz (Piraten)
- Mitteilung von Dresden WiEdersetzen vom 3. Februar 2024 – per Mail eingegangen
- Eigene Berichterstattung