Hortkinder legen Hakenkreuz "Niemand sollte es als 'Dumme-Jungen-Streich' abtun"
Kürzlich hatten Kinder in Pirna aus Bauklötzen Hakenkreuze gelegt. Nun stellt sich heraus, dass es bereits zuvor einen ähnlichen Vorfall gab. So reagieren der Hort-Träger und erste Politiker.
Anfang Juli legten vier Kinder in einem Grundschulhort in Pirna mit Bausteinen und Kieseln Hakenkreuze. Ein Bericht der "Sächsischen Zeitung" machte den Vorfall öffentlich. Jetzt reagieren erste Politiker auf die rechtsextremen Vorfälle: "Niemand sollte es als Bagatelle oder 'Dumme-Jungen-Streich' abtun, wenn Kinder im Grundschulalter Hakenkreuze legen, den Hitlergruß zeigen oder eine rassistische Parole singen", teilte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luise Neuhaus-Wartenberg am Donnerstag mit.
Die Baustein-Hakenkreuze waren nämlich nicht der einzige rechtsextreme Vorfall im Hort der Grundschule "Am Friedenspark". Polizeibefragungen mit Kindern hätten ergeben, dass wenige Tage zuvor "L'Amour toujours" von DJ D'Agostino in einem Gruppenraum des Horts abgespielt wurde, sagte ein Sprecher des Hort-Trägers, der AWO Kinder- und Jugendhilfe. Daraufhin sangen Kinder zu der Melodie des Liedes die rassistische Parole "Ausländer raus". Ein Ferienjobber hatte das Lied auf die Playlist gesetzt.
"Der Ferienjobber meldete den Vorfall nicht", so der AWO-Sprecher. Nach Bekanntwerden des Vorfalls suspendierte der Träger den Ferienjobber.
"Vorfall reiht sich zu Simson-Treffen in Zwickau und Attacken auf Bautzner Jugendclub"
"Heutzutage ist es leider unvermeidlich, dass schon kleine Kinder mit solchen Inhalten konfrontiert werden", so Neuhaus-Wartenberg weiter. Umso wichtiger sei es, nicht wegzuschauen, sondern ihnen beim Umgang damit zu helfen und die Medienkompetenz der Kinder von Beginn an auszuprägen. "Wir stehen weiterhin mit Experten im Austausch, wie in Zukunft mit den Vorfällen ein Umgang gefunden werden kann", versichert der AWO-Sprecher.
Der grüne Landtagskandidat für die Sächsische Schweiz, Paul Löser, hält die Maßnahmen des Trägers für glaubwürdig und vorbildlich. "Da können sich andere Einrichtungen ein Beispiel nehmen: Ich glaube nämlich nicht, dass es der einzige Vorfall in Sachsen ist, wo das Gedankengut der Eltern in den Hort getragen wird."
Es sei höchste Zeit, der rechtsextremen Sozialisierung von Kindern entgegenzuwirken. "Von unserem Ministerpräsidenten ist abermals nichts zu hören. Dabei reiht sich der Vorfall zu den Nazi-Symbolen beim Simson-Treffen in Zwickau und den Attacken auf einen Jugendclub in Bautzen ein", kritisiert Löser.
- Telefonat mit Sprecher der AWO Kinder- und Jugendhilfe gGmbH
- Telefonat mit Landtagskandidat für die Sächsische Schweiz, Paul Löser (Grüne)
- Telefonat mit Sprecher der Polizeidirektion Dresden
- Pressemitteilung der Linksfraktion vom 25. Juli 2024 – per Mail eingegangen
- saechsische.de: Politik warnt vor Bagatellisierung des Hortskandals in Pirna