Akkuschrauber statt Aktenberg Kanzler besucht Dresdner Familienbetrieb
Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Freitag die Holzbau Lepski GmbH in Dresden besucht. Handwerkspräsident Jörg Dittrich nutzte die Chance für klare Worte.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich bei einem Besuch der Holzbau Lepski GmbH in Dresden selbst als Handwerker versucht. Kurzerhand griff er zum Akkuschrauber und drehte eine lockere Schraube ins Gebälk einer Holzkonstruktion.
Ansonsten ging es bei der kurzen Stippvisite um handfeste Sorgen und Nöte der Branche. "Deutschland steckt in einer Rezession. Es sind Veränderungen notwendig. Wir brauchen nicht nur einen neuen Trainingsanzug, wir müssen trainieren miteinander", sagte Jörg Dittrich, der zugleich Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks ist. Der Abbau von Bürokratie sei ein Punkt. Das erfordere Mut, weil es mehr Vertrauen und weniger Kontrolle bedeute.
Scholz: Die aktuelle Stimmung sei schlechter als die tatsächliche Lage
Das Handwerk wünscht sich laut Dittrich Veränderungen der Rahmenbedingungen in vielen Bereichen. Die aktuelle Stimmung sei schlechter als die tatsächliche Lage. Es gehe darum, wieder Zuversicht zu gewinnen. "Es gibt teilweise so große Wut, dass Menschen schon gar nicht mehr sprechen wollen." In einer parlamentarischen Demokratie müsse man sich aber austauschen und Wege suchen.
Dittrich kritisierte eine "Misstrauenskultur" gegenüber Selbstständigkeit in Deutschland, die potenzielle Unternehmer abschrecke. Überbordende Dokumentationspflichten, wie beispielsweise Gefährdungsanalysen für nicht existente Arbeitsplätze von Schwangeren oder die Bon-Pflicht beim Bäcker, seien Beispiele für ein Übermaß an Bürokratie.
Die Holzbau Lepski GmbH, ein Familienunternehmen mit rund 30 Mitarbeitern, spezialisiert sich auf den Bau von Einfamilien- und Ferienhäusern, Kindertagesstätten und Dachaufbauten. Inhaber Felix Lepski führte den Bundeskanzler durch den Betrieb und demonstrierte einen Arbeitsgang.
Scholz letzter Dresden Besuch liegt keine sieben Wochen zurück. Ende Februar sorgte der Kanzler mit einem Zitat bundesweit für Wirbel.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Berichterstattung