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Medizin studieren mit Abi-Schnitt 2,6: Absolventin über Studium in Ungarn


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Nachwuchs für den ländlichen Raum
Warum diese junge Hausärztin nicht in Dresden arbeiten darf

Von Beate Erler

08.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Saskia Arnrich ist eine von 40 jungen Leuten aus Sachsen, die in Ungarn Medizin studieren durften: Das ist dort mit einem NC bis zu 2,6 möglich.Vergrößern des Bildes
Saskia Arnrich ist eine von 40 jungen Leuten aus Sachsen, die in Ungarn Medizin studieren durften: Das ist dort mit einem NC bis zu 2,6 möglich. (Quelle: Beate Erler)

Für ein Medizinstudium an deutschen Unis hätte ihr Abi-Schnitt niemals gereicht. In Ungarn durfte Saskia Arnrich dann studieren – allerdings unter einer Bedingung.

Am liebsten hätte sie die E-Mail mit der Zusage von der Universität Pécs in Ungarn gleich wieder gelöscht. Denn Saskia Arnrich hatte sich mit der Absage schon abgefunden und eine Ausbildung zur Krankenschwester angefangen. "Außerdem kam die Zusage nur drei Wochen vor dem Studium-Start", sagt sie heute. Ziemlich kurzfristig für einen Umzug von Dresden nach Pécs und um dort noch schnell eine Wohnung zu finden.

Im Nachrückverfahren wurde sie doch noch für das von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KV Sachsen) geförderte Medizinstudium im ungarischen Pécs angenommen. Auch wer keinen Numerus Clausus von 1,0 hat, kann dort Medizin studieren. Bei Saskia war es eine 1,6. Ein guter Schnitt, aber nicht gut genug für die insgesamt sechs deutschen Universitäten, an denen sie sich bereits beworben hatte.

Das Projekt der KV Sachsen, "Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen", gibt es seit 2013. Es ermöglicht jungen Leuten bis zu einem NC von 2,6 das Medizinstudium. Jedes Jahr gibt es 40 Studienplätze, die von der Kassenärztlichen Vereinigung gefördert werden. Die Bedingungen: Die Studenten gehen eine Patenschaft mit einer sächsischen Hausarztpraxis ein, in der sie danach ihre Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin machen. Außerdem müssen sie mindestens fünf Jahre außerhalb der Großstädte Dresden und Leipzig oder Radebeul tätig sein.

Sachsen: Jede Landärztin ist über 60 Jahre alt

Denn vor allem im ländlichen Raum fehlen junge Ärzte und es gibt bereits Versorgungseinschränkungen, so die KV Sachsen. Während in den Großstädten wie Leipzig und Dresden die Versorgung gut ist, ist im ländlichen Raum und in den unattraktiveren Regionen schon jetzt jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt. Die jungen Ärzte gehen lieber in die Großstädte und an Krankenhäuser, als auf dem Land in einer Praxis zu arbeiten. In Sachsen gibt es etwa 450 unbesetzte Hausarztstellen.

Die heute 27-jährige Saskia Arnrich gehörte zu einem der ersten Jahrgänge in Pécs. 2014, mit erst 18 Jahren, begann sie ihr Studium und schloss es 2020 erfolgreich ab. Dass sie einmal Ärztin werden würde, war ihr in die Wiege gelegt worden. "Ich wusste es schon als Kind", sagt sie, "meine Oma war Allgemeinärztin und mein Opa Chefarzt und Chirurg und ich habe immer zu ihnen aufgeschaut."

Trotzdem war es für sie damals ein großer Schritt, so jung nach Ungarn zu gehen und mit 19 anderen Teilnehmern aus Sachsen gemeinsam zu studieren. "Aber ich bin zielstrebig, und auch wenn es manchmal nicht leicht war, hätte ich nie abgebrochen", sagt sie. Ihre Kommilitonen kamen aus Dresden, dem Erzgebirge und aus anderen eher ländlichen Regionen Sachsens. "Wir hatten einen engen Kontakt und sie waren so etwas wie mein Familienersatz für diese Zeit."

Absolventen sichern ärztliche Versorgung in Sachsen

Seit 2018 sind 43 Absolventen aus dem Projekt zur Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zurück in Sachsen. Nicht alle schaffen das Studium in Ungarn, manche brechen ab, und einige bleiben danach auch dort. Dennoch sind die Absolventen wichtig für Sachsen und den ländlichen Raum. "Sie tragen dazu bei, die ärztliche Versorgung in Sachsen zu sichern", sagt der Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen, Dr. med. Klaus Heckemann.

Wo genau Saskia in Zukunft arbeiten wird, weiß sie noch nicht. Ihre fünfjährige Weiterbildungszeit geht noch fast zwei Jahre. Zuletzt war sie ein halbes Jahr in einer Hausarztpraxis in Dresden-Pieschen, dann drei Monate in einer Orthopädie in Nossen und noch einmal drei Monate in einer Kinderarztpraxis in Radeburg. "Zu mir als Allgemeinärztin werden viele Menschen mit Rückenproblemen kommen und sicher auch mal ein Kind", sagt sie. Deshalb will sie auch Erfahrungen in diesen Bereichen sammeln. Aktuell arbeitet sie in Dippoldiswalde in einer dermatologischen Praxis.

Nach insgesamt elf Jahren darf sie dann endlich als Fachärztin arbeiten. Nicht in Dresden, nicht in Leipzig und auch nicht in Radebeul, denn dort ist der Ärztebedarf gedeckt. Irgendwo im Umland von Dresden wäre schön. Und sie würde gern mit dem Rad in ihre Praxis fahren.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Saskia Arnrich
  • Eigene Recherchen
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