"Ganz klar eine Grenze überschritten" Misthaufen vor Haustür der Bürgermeisterin gekippt
Im Kreis Zwickau droht der Bauernprotest zu eskalieren: Erst wurden Misthaufen vor Supermärkten abgeladen, dann vor dem Rathaus und nun vor der Haustür von der Politikerin.
Am späten Donnerstagabend war es noch ein Erdhaufen vor dem Rathaus in Kirchberg, am Freitagmorgen dann ein Haufen Tiermist vor der Haustür der Bürgermeisterin von Kirchberg, Dorothee Obst (Freie Wähler). "Da wurde ganz klar eine Grenze überschritten", sagte die Bürgermeisterin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Auf Plakaten, die im Misthaufen steckten, wurde Obst aufgefordert, eine Resolution von "Land schafft Verbindung" zu unterzeichnen.
Doch die Bauernvereinigung distanziert sich vom stinkenden Protest: "Wir verurteilen diese Aktion aufs Schärfste", sagte der stellvertretende Vorsitzende Georg Stiegler der dpa. "Es ist völlig gegen unsere demokratischen Grundsätze, jemanden zu erpressen." Obwohl der Verein nichts mit der Aktion zu tun habe, hätten Mitglieder am Vormittag den Misthaufen weggeräumt.
Sachsen: Auch Bauernverband distanziert sich
Im Landkreis Zwickau scheint sich diese Protestform zu etablieren: In der Nacht zum Mittwoch wurde im 20 Autominuten entfernten Hartenstein eine Fuhre Mist vor zwei Supermärkten abgeladen. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Demonstrationen gehörten zur Demokratie, aber bei Angriffen auf das Privateigentum von Politikern werde eine Grenze überschritten, erklärte der Vorsitzende der Freien Wähler im Landkreis Zwickau, Anselm Meyer. Er rief die Bürger auf, solcher Art von Radikalisierung klar Einhalt zu gebieten. Auch Sachsens Bauernverband verurteilte die Aktion scharf. Es sei das gute Recht, eines Politikers, sich von einer Resolution zu distanzieren. Als Zeichen der Verrohung der politischen Kultur im Land hatte Obst den Misthaufen zunächst bis zum Abend liegen lassen und dann auf eigene Kosten beräumen wollen. Dem sind die Bauern selbst nun zuvorgekommen.
- fw-kreisverband-zwickau.de: Mitteilung der Freien Wähler Zwickau vom 2. Februar 2024
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa