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Traditions-Aus wegen hoher Kosten? "Tag der Sachsen" 2024 soll ausfallen


Landtag sieht keine andere Möglichkeit
"2024 wird es keinen 'Tag der Sachsen' geben"

Von t-online, mgr

Aktualisiert am 04.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Plakate weisen am Rathaus auf den «Tag der Sachsen» hin. Erstmals seit 2019 wird Anfang September wieder das größte Heimat- und Vereinsfest im Freistaat gefeiert.Vergrößern des Bildes
Plakate weisen am Rathaus auf den "Tag der Sachsen" hin. Im September wird wieder das größte Heimat- und Vereinsfest im Freistaat gefeiert – wie es in den nächsten Jahren weitergeht, ist ungewiss. (Quelle: Jan Woitas/dpa)

Immer weniger Städte können und wollen den 'Tag der Sachsen' finanziell stemmen. Nun ruhen alle Hoffnungen auf Sebnitz.

Wenige Stunden bevor der "Tag der Sachsen" in Aue-Bad Schlema startet, sind die Programmpunkte des Wochenendes unklar und die Informationen der Staatsregierung widersprüchlich. Am Mittwoch wurde die Staffelstabübergabe an die Ausrichterkommune 2024 als offizieller Abschluss des Festwochenendes verkündet – für 2024 gibt es allerdings noch gar keine Bewerber.

Am Freitag sagte ein Landtagssprecher der dpa deshalb, dass es "ohne Ausrichterstadt nach derzeitigem Stand auch keinen 'Tag der Sachsen' 2024 geben wird". Wie passen diese beiden Aussagen zusammen?

"Die Abschlussveranstaltung um 17 Uhr gibt es trotzdem – den Staffelstab nimmt Landtagspräsident Matthias Rößler entgegen", sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber t-online. In der Mitteilung von Mittwoch standen noch veraltete Informationen.

Sebnitz ist nächster Kandidat für "Tag der Sachsen"

Nachdem Frankenberg das größte Heimat- und Vereinsfest aus Kostengründen abgesagt hatte, musste die Stadt Aue-Bad Schlema musste mit dem doppelten Fördergeld gelockt werden: Immer mehr Kommunen meiden das finanzielle Risiko einer Großveranstaltung und verweisen auf Inflation und steigende Kosten. Deshalb mehren sich Zweifel, ob das Volksfest in bisheriger Form eine Zukunft hat.

"Einen 'Tag der Sachsen' zu stemmen, ist eine Mammutaufgabe, der sich immer weniger Städte stellen können und wollen", sagte die SPD-Politikerin Sabine Friedel. Die finanzielle Last und auch die personellen und logistischen Herausforderungen seien mittlerweile so groß, dass klassische Ausrichterstädte mit 15.000 bis 50.000 Einwohnern dreimal überlegen, sich überhaupt zu bewerben. "Es ist längst überfällig, eine offene Diskussion darüber zu führen, ob und in welcher Form der "Tag der Sachsen" fortgeführt wird."

Bei der Staffelstabübergabe machte Landtagspräsident Rößler allerdings Hoffnung, dass die Tradition fortgeführt werden könnte: Der nächste "Tag der Sachsen" werde voraussichtlich in Sebnitz stattfinden. Bei einem Bürgerentscheid hätten 64 Prozent der Sebnitzer dafür gestimmt. "Ich denke, wir werden das gemeinsam stemmen", zitiert der MDR Rößler. Wann das Fest genau stattfinden wird, ließ er offen.

"Tag der Sachsen" mit anderen Festen zusammenlegen?

Rico Gebhardt, Fraktionschef der Linken im Sächsischen Landtag, kann bei der diesjährigen Ausgabe das Heimspiel genießen – er stammt aus Schlema. "Wir wissen, dass sich Vereine und Verbände darauf freuen, beim 'Tag der Sachsen' auch außerhalb ihres sonstigen Wirkungsbereichs vor einem größeren Publikum auftreten zu können.
Trotzdem ist für uns die entscheidende Frage: Was soll mit dem 'Tag der Sachsen' erreicht werden? Daraus ergeben sich dann Antworten auf weitere Fragen: Ist die jährliche Durchführung noch zeitgemäß? Wer soll das Fest finanzieren?" Solche prinzipiellen Fragen gelte es zu klären. Vielleicht sollte man auch darüber nachdenken, den "Tag der Sachsen" mit anderen Festen zusammenzulegen.

Jörg Markert, Tourismusexperte der CDU, sieht im Zuspruch den besten Beleg für die Attraktivität des Festes. "Die Besucherzahlen zeigen, dass er alles andere als überholt ist. Der 'Tag der Sachsen' ist und bleibt ein Schmelztiegel der Regionen, der Vereine und der Kultur." Bei der Ausrichtung vertraue man dem Kuratorium des Volksfestes, das den "Tag der Sachsen" seit Jahren immer weiter entwickelt habe. "Im Doppelhaushalt ist von jeher das Geld für die Ausrichtung eingeplant, aber es braucht auch Sponsoren und die Tatkraft der Ehrenamtlichen für so ein Fest." Auch in der AfD will man das Fest nicht missen: "Es ist richtig, mit dem 'Tag der Sachsen' unsere ländlichen Regionen zu stärken und Bürgernähe zu zeigen", hieß es aus der Fraktion.

Wann war der erste "Tag der Sachsen"?

Rößler sieht in dem Fest eine "wunderbare Bühne für die Vereine und Verbände, für das Ehrenamt und die große Vielfalt unserer Bürgergesellschaft". Es biete für die Ausrichterstadt stets die Möglichkeit, sich über ihre Region hinaus zu präsentieren. Der Präsident räumt ein, dass es finanzielle Grenzen gibt. "Insgesamt stehen für den Tag der Sachsen 2023 etwa 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Wir müssen mit dem Geld der Steuerzahler und unserer Kommunen verantwortungsvoll umgehen, wir können nicht immer noch mehr draufsatteln." Wie das Volksfest künftig ausgestaltet wird und welche Dimension es haben soll, werde das Kuratorium "Tag der Sachsen" beraten, sagte der Präsident des Kuratoriums "Tag der Sachsen".

Das Fest findet seit 1992 an wechselnden Orten statt. Zur vergangenen Ausgabe 2019 in Riesa lockte es rund 310.000 Gäste an. Wegen Corona fiel es 2020 und 2021 aus. 2022 wäre die Stadt Frankenberg an der Reihe gewesen. Sie sagte die Party aber aus finanziellen Gründen ab. In Aue-Bad Schlema erwartet man nun 180.000 Besucher.

Verwendete Quellen
  • medienservice.sachsen.de: Pressemitteilung des Landtags vom 30. August 2023
  • Telefonat mit Pressestelle der Sächsischen Staatsregierung
  • mdr.de: Sebnitz ist nächster Kandidat für Tag der Sachsen
  • Nachrichtenagentur dpa
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