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Aus Liebe zum Hula-Hoop: Wie Nelly ihre Krankheit besiegt hat


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Handgefertigte Reifen aus Dresden
Aus Liebe zum Hula-Hoop: Wie Nelly ihre Krankheit besiegt hat


18.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Frau hullert mit Hula-Hoop-Reifen in Dresden.Vergrößern des Bildes
Nelly beim Training: Mit dem Ausbruch des Hula-Hoop-Hypes waren Reifen überall ausverkauft. (Quelle: privat)
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Um ihre Krankheiten zu besiegen, entdeckt Nelly Hula-Hoop für sich. Seither gibt es die Reifen made in Dresden: ein Werkstattbesuch.

Erst durch das Vorderhaus, dann durchs Hinterhaus und noch eine Metalltreppe hinunter. Die Tür geht auf und da steht Nelly: Blau-pink gefärbte Strähnen im blonden Haar, kurze Jeanshose über buntgemusterten Leggins und ein kleiner roter Glitzerstein zwischen den Augen – die Werkstattkatze Freitag entwischt in den Hinterhof.

Nelly heißt eigentlich nicht Nelly. Mit ihrem richtigen Namen verbindet sie aber nichts mehr. "Ich hatte schon immer viele Spitznamen, aber mit 14 hat sich dieser Name durchgesetzt", erklärt die 41-Jährige.

Hier in dem Hinterhof auf der Förstereistraße in der Dresdner Neustadt hat sie sich als Hula-Hoop-Trainerin mit einer eigenen Werkstatt selbstständig gemacht. Dabei ist Hula-Hoop für sie mehr als nur Sport. Genaugenommen ist ihre Werkstatt aber auch mehr als nur eine Werkstatt: Überall lehnen kunterbunte Hula-Hoop-Reifen, hängen selbst genähte Kostüme, ein riesiger Spiegel nimmt eine Wandfläche ein. Aber hier wird auch geschlafen, gelümmelt, Tee getrunken und gekocht. Für die vierfache Mutter ist es ein zweites kleines Zuhause: "Ich bin jeden Tag hier zum Arbeiten und Trainieren."

Als der Hula-Hoop-Hype nach Dresden kam

Seit 2019 gibt sie Hula-Hoop-Kurse, Workshops und Shows – Reifen hat sie anfangs nur für den eigenen Bedarf angefertigt. Doch gerade als ihre Selbstständigkeit ganz gut anlief, kam die Corona-Krise und sie konnte keine Workshops und Kurse mehr geben und nicht mehr auf Feiern oder Firmenevents auftreten.

Doch dafür ging der Hype um das Hullern erst richtig los. Die Fitnessstudios waren zu und die Hula-Hoop-Reifen plötzlich überall ausverkauft. Auf YouTube gibt es Hunderte Videos von Frauen, die zeigen, wie das Reifentraining funktioniert, ihre Erfahrungen teilen und Challenges vor der Kamera starten. Plötzlich bekam Nelly Anfragen, ob sie nicht auch Reifen verkaufe, weil sie bei den großen Anbietern alle ausverkauft waren, erzählt sie. "Ich hatte ja nichts mehr zu tun und dachte, ich baue und verkaufe sie einfach selbst."

Seit 2021 hat sie den "Hoopshop" auf ihrer Website. Die Kunden können unter anderem das Material, den Stil, die Größe und die Farben wählen. Sie nimmt ihr blaues Buch mit den neuesten Bestellungen, schnappt sich einen Reifen und beklebt ihn mit grünem Tape, das einen Grip-Effekt hat. "Damit kann man besser üben, weil der Reifen so besser am Körper haftet", sagt sie.

Seit vergangener Woche seien schon wieder knapp 30 Bestellungen eingegangen. Besonders gut laufe es jetzt kurz vor und im Frühling und vor Weihnachten. Während man die Reifen bei Amazon schon ab 20 Euro bekommt, kosten sie bei Nelly zwischen 40 und 60 Euro. Sie berät bei Größenfragen und erfüllt auch Sonderwünsche. "Manche Kunden wollen zum Beispiel alles, aber bloß kein Glitzer", sagt sie und lacht. Die fertigen Reifen holen sie dann in ihrer Werkstatt ab oder Nelly nimmt sie mit in ihre Kurse, wenn ein Teilnehmer einen von ihr handgefertigten haben will.

"Mit Mitte 20 wollte ich mich nicht aufgeben"

Doch dass sie heute mit Bewegung und Artistik ihr Geld verdient, ist fast ein Wunder. Knapp zehn Jahre litt sie immer wieder an extremer Erschöpfung, war nach den kleinsten Aufgaben erledigt und konnte manchmal kaum alleine gehen. "Ich habe an manchen Tagen nur das Bett gemacht und war danach erledigt", sagt die gebürtige Langebrückerin. Irgendwann kam dann heraus, dass sie eine unentdeckte Borreliose und eine Stoffwechselkrankheit hat. "Ich wollte mich mit Mitte 20 aber nicht aufgeben und habe beschlossen, mich wieder mehr zu bewegen und Kondition aufzubauen", sagt sie.

Sie macht in Halle eine Ausbildung zur Zirkuspädagogin. In Dresden ist sie auch damit eine Seltenheit, denn es gibt nur etwa 20 von ihnen. Sie arbeiten vor allem in sozialen Einrichtungen. Etwa zur selben Zeit entdeckt sie auf einer WG-Party den Hula-Hoop-Reifen für sich. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. "Ich wusste, das ist es und das will ich bis ans Ende meines Lebens machen", sagt Nelly.

Hullernde Polizistinnen

Inzwischen hat sie über 170 Reifen, mit denen sie trainiert. Sie lagern zu Hause, im Keller und in den Kursräumen. Mit ihnen trainiert sie täglich zwei bis drei Stunden und übt neue Tricks für ihre Shows. Mittlerweile ist sie mit sechs Reifen gleichzeitig bühnenreif. Am siebten arbeitet sie gerade. "Allein mit einem Reifen kann ich mittlerweile hundert Übungen", sagt sie.

Am liebsten tritt sie bei kleinen privaten Feiern auf, macht aber auch Firmen-Events. Erst kürzlich zum Frauentag hat sogar die Polizeidirektion Dresden angefragt. Hullernde Polizistinnen? So etwas sieht man wohl nur als Hula-Hoop-Trainerin.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • poisonnelly.de: Webseite der Hula-Hoop-Trainerin
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