Eine Million Menschen betroffen Wasserversorger schlägt Alarm: Verbrauch erreicht kritische Menge
Was in Südamerika derzeit Realität ist, könnte auch bald den Norden Deutschlands erreichen. Die Trinkwasservorräte sind knapp. Experten schlagen Alarm.
Dem Norden der Republik droht akuter Trinkwassermangel. Darauf macht der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOW) aufmerksam. Nach aktuellen Berechnungen werde der Verbrauch bis spätestens 2050 eine kritische Menge erreicht haben. Es bestehe "dringender Handlungsbedarf", machte der OOWV deutlich.
Deshalb ist der Verband nun auf der Suche nach neuen Standorten für Wasserwerke. Ohne sie würden die etwa eine Million Menschen, die der OOWV täglich versorgt, irgendwann wortwörtlich auf dem Trockenen sitzen, heißt es. Dabei ist der Verband, an den insgesamt 39 Gemeinden und vier der sieben ostfriesischen Inseln angeschlossen sind, nicht irgendein Verband: Nach eigenen Angaben ist er, gemessen an der zu versorgenden Fläche, der größte Deutschlands.
Verbrauch steigt rasant
Ein Blick auf die Statistik zeigt: Verbrauchten Bürgerinnen und Bürger aus dem Einzugsgebiet 1975 noch etwas mehr als 50 Millionen Kubikliter Trinkwasser jährlich, so ist die Menge in den vergangenen Jahrzehnten massiv gestiegen. Im Jahr 2000 lag der Verbrauch bereist bei etwa 75 Millionen Kubiklitern pro Jahr, 2018 erreichte er laut Daten des OOWV bereits die kritische Grenze von fast 90 Millionen Kubiklitern.
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Kritisch ist die Menge deshalb, weil der Verband nur Wasserrechte bis zu einer Menge von 100 Millionen Kubikliter jährlich besitzt. Mehr darf er schlicht nicht fördern. "Wir haben uns nie vorgestellt, dass der Verbrauch mal so hoch sein wird wie heute", sagte Uwe Sütering, Abteilungsleiter für Wasserbewirtschaftung und Wasserrechte, der "Nordwest-Zeitung" (NWZ). Berechnungen gehen davon aus, dass die Grenzen bereits "innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte" erreicht beziehungsweise überschritten werde.
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Die Bevölkerung könne selbst einen Teil zur Reduzierung des Wasserverbrauchs beitragen, auf Dauer wird das sehr wahrscheinlich aber nicht reichen, um dem drohenden Szenario wirklich etwas entgegensetzen zu können. Das weiß auch der OOWV und steckt nun mögliche Standorte ab, auf denen neue Wasserwerke errichtet werden könnten.
Bohrungen komplex
Sind potenzielle Orte erstmal gefunden, bedarf es laut OOWV jedoch einer detaillierten Planung. Nicht zuletzt strenge Umweltauflagen machten den Bau von Wasserwerken meist kompliziert, teilte der Versorger mit. Der Verband sagte der "NWZ", dass die wasserführenden Schichten im Boden stellenweise bis zu 200 Meter dick seien, "entsprechend komplex" sei deshalb die unterirdische Strömungsdynamik. Diese müsse der OOWV stets im Blick behalten.
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Der gestiegene Bedarf wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt. Neben Bevölkerungswachstum und immer mehr gebauten Industrieanlagen schlage auch der Klimawandel zu Buche. Hinzu kämen Massentourismus und weniger Niederschlagsmengen bei sich kontinuierlich erhöhenden Temperaturen.
Wo die neuen Wasserwerke errichtet werden könnten, stehe bislang nicht fest. Man sondiere aktuell. Möglich seien jedoch Standorte im nördlichen Landkreis Oldenburg, im westlichen Ostfriesland, im Landkreis Wittmund, im südlichen Ammerland und im südlichen Landkreis Cloppenburg.
- oowv.de: Mitteilung des Verbands vom 6. Juni 2023
- oowv.de: Angaben zum Verband
- oowv.de: Wasserversorgungskonzept des OOWV (2020)
- nwzonline.de: "Trinkwasser des OOWV reicht nicht bis 2050 – neue Wasserwerke geplant" (kostenpflichtig)
- Eigene Recherche