Sozialverband stellt Forderungen Besorgniserregende Zahlen: Hier lebt jedes zweite Kind in Armut
Der Sozialverband Deutschland nimmt eine Statistik zur Kinderarmut in Braunschweig zum Anlass für klare Forderungen. In einem Stadtteil sind die Zahlen besonders erschreckend.
Diese Zahlen machen betroffen: Im Braunschweiger Planungsbereich "Weststadt Nord" lebt jedes zweite Kind in Armut. Das teilt der Sozialverband Deutschland (SoVD) in einer Pressemitteilung mit. Der Verband beruft sich dabei auf einen aktuellen Sozialbericht der Stadt Braunschweig aus dem Jahr 2022. Dieser beruhe auf Daten zum Jahresende von 2020, wie die Stadt auf t-online-Nachfrage mitteilte.
Demnach fallen 44,7 Prozent der Kinder im nördlichen Teil der Weststadt in diese Kategorie. "Und die Dunkelziffer ist noch viel höher, da bei dem Sozialbericht ausschließlich die 'Bürgergeld-Familien' berücksichtigt sind", heißt es vom SoVD. Familien, die aufgrund ihres Einkommens kein Bürgergeld beziehen, sind in dem Sozialbericht nicht erfasst.
Gesamtquote: Braunschweig knapp über dem Durchschnitt
Auch im Planungsbericht "Weststadt Süd" sind die Zahlen für Kinderarmut hoch, liegen dem Bericht zufolge bei 37,9 Prozent. Kai Bursie, Regionalleiter des SoVD in Braunschweig, hofft auf Lösungen: "Da Kinderarmut aus Elternarmut resultiert, müssen Alleinerziehende und Familien unterstützt werden", sagt er.
Im Kontrast zur Weststadt finde man im Stadtteil Lamme "das genaue Gegenteil", so der SoVD weiter. Dort liegt die Kinderarmutsquote lediglich bei 1,5 Prozent. Insgesamt sei Braunschweig bei einer Quote von 14,3 Prozent etwas höher als der Bundes- und Landesdurchschnitt (12,5 Prozent).
Kinderarmut: Was der Sozialverband jetzt fordert
Bursie fordert: "Die Stadtverwaltung ist hier auf vielen Gebieten bereits aktiv, aber die Bemühungen sollte man intensivieren." Konkret steht im Forderungskatalog des SoVD der Ausbau von Kinderbetreuung in Kitas und eine verlässliche Ganztagsbetreuung in Schulen. Damit würde den Eltern eine bessere Verdienstmöglichkeit gegeben.
Außerdem fordere man stärkere Kinder- und Jugendhilfe, den Abbau sozialer Chancenungleichheit im Bildungssystem und kostenfreie oder günstige Freizeitangebote für von Armut betroffene Kinder. Auch der soziale Wohnungsbau sei vernachlässigt worden und ein "großes Problem".
- Pressemitteilung vom Sozialverband Deutschland in Braunschweig (per Mail)
- Schriftliche Anfrage bei der Stadt Braunschweig
- Eigene Recherche