Förderverein kämpft für Erhalt "Fassungslos" – hat das Bad Gliesmarode eine Zukunft?
Dem Bad Gliesmarode droht das Aus. Der Förderverein setzt eine Krisen-Veranstaltung an – und gibt sich optimistisch, dass das Schwimmbad weiterbetrieben werden kann.
Um das Badezentrum Gliesmarode steht es nicht gut. Der nahtlose Weiterbetrieb über den November hinaus gilt als nahezu ausgeschlossen. Der Förderverein setzt sich intensiv für die Rettung des Schwimmbads ein, startete eine Online-Petition und berief am Montagabend eine Krisen-Veranstaltung ein.
Nach den Gesprächen, zu denen Vertreter der Ratsfraktionen und der Verwaltung eingeladen waren, geben sich die Verantwortlichen weiter optimistisch. Artur Schmieding, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, sagt auf Nachfrage von t-online: "Wir werden jedenfalls nicht aufgeben."
Zum Hintergrund: Der Erbbaurechtsvertrag zwischen New-Yorker-Chef Friedrich Knapp und der Stadt Braunschweig für das Bad Gliesmarode endet am 31. Dezember 2024. Der bekannte Braunschweiger Unternehmer hatte das Bad 2014 saniert und den Betrieb übernommen – der Pachtvertrag wurde über zehn Jahre abgeschlossen.
Bad Gliesmarode: Wie teuer wäre ein Weiterbetrieb?
Ein Weiterbetrieb durch die geplante Stiftung "Haus der Musik" galt bislang als möglicher Rettungsanker. Diese Idee gibt es auch weiterhin, berichtet der Förderverein. Eine zweite Möglichkeit wäre die Übernahme durch die Stadtbad GmbH, so Schmieding. Man bleibe "optimistisch", dass sich "eine der beiden Varianten realisieren" lasse.
Die wirtschaftliche Herausforderung ist aber so oder so groß. Ersten Schätzungen der Verwaltung zufolge ging man laut Leonore Köhler, finanzpolitische Sprecherin der Grünen, noch im September von 11,8 Millionen Euro für Sofortmaßnahmen sowie mittel- und langfristige Sanierungen aus. Hinzu kämen Betriebskosten in Höhe von zwei Millionen Euro.
Wer ist für einen Erhalt?
Während der Veranstaltung am Montag bekräftigten Vertreter der SPD und der Grünen ihre Sorgen über die bislang fehlenden verlässlichen Zahlen für eine mögliche Sanierung und die mangelnden Haushaltsmittel der Stadt, so Schmieding. Seitens der Mehrheitsparteien habe sich laut Schmieding daher niemand dafür starkgemacht, das Schwimmbad auf jeden Fall erhalten zu wollen.
Die CDU-Ratsfraktion war nach Angaben des Fördervereins nicht anwesend, die FDP habe nicht auf die Einladung reagiert und die AfD sei nicht eingeladen gewesen. Nur die BIBS-Ratsfraktion und "Die Fraktion" (Linke, Volt und Die Partei) hätten sich als einzige politische Instanzen für einen Weiterbetrieb in Regie der Stadt (sprich der Stadtbad GmbH) ausgesprochen.
Aus von Bad Gliesmarode? Schulschwimmen betroffen
Bei der Stadt liege der Fokus allerdings auf der Stiftungsfrage. Das betonte auch Stadtrat Holger Herlitschke, Leiter des Umwelt- und Sportdezernats, mit Verweis auf die Argumente der SPD und der Grünen. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und Unternehmer Knapp über die Gründung der Stiftung würden in guter Atmosphäre sowie "ernsthaft, konstruktiv, sach- und zielorientiert" laufen. Bis diese realisiert wird, müsste aber offenbar eine Übergangslösung seitens der Stadt her.
Von einer Schließung wären alleine sieben Schulen betroffen. Schulschwimmen und die Teilnahme an Kursen wären in Gliesmarode dann bald nicht mehr möglich. Laut Schmieding vom Förderverein würde auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt "für den gesamten Braunschweiger Nordosten" einfach wegfallen. Der Förderverein hatte sich in den vergangenen Wochen bereits mit weiteren Aktionen für den Erhalt des Bades eingesetzt: etwa mit einem Protest von Kindern vor dem Eingang des Schwimmbades.
Laut Schmieding sind die Besucher des Bades "traurig, fassungslos und empört" darüber, dass der Erhalt des Bades für Politik und Verwaltung nicht höchste Priorität habe. "Sie verstehen auch nicht, dass das Bad nicht zumindest bis zur Vorlage der Gutachten und dem sich anschließenden Sanierungsbeginn mit dem vorhandenen Personal erst einmal weiterbetrieben werden kann", so Schmieding.
Online-Petition als Hoffnungsschimmer
Hoffnung macht dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins eine Online-Petition. Mehr als 7.000 Menschen haben dort bereits für den Weiterbetrieb des Bades in Regie der Stadt unterschrieben. "Wir sehen in ihr klaren Beleg dafür, dass viele Bürger der Stadt das Gliesmaroder Bad erhalten wollen", sagt Schmieding. "Wir hoffen, die Politik versteht diese Zeichen." Interessierte können sich über die Petitionsseite beteiligen.
- Anfrage beim Förderverein Badezentrum Gliesmarode
- Veranstaltung des Fördervereins mit Vertretern aus Politik und Stadtverwaltung
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