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Cold Case bei Braunschweig: Wer hat Yasmin Stieler 1996 getötet?


"Können Sie damit leben?"
Der Fall Yasmin Stieler: Seit fast 30 Jahren ungeklärt

Von t-online, kat

Aktualisiert am 03.10.2024 - 07:31 UhrLesedauer: 3 Min.
Plakat mit Foto von Yasmin Stieler: Mit dieser ungewöhnlichen Aktion fahndete die Peiner Polizei 1997 nach Yasmins Mörder.Vergrößern des BildesPlakat mit Foto von Yasmin Stieler: Mit dieser ungewöhnlichen Aktion fahndete die Peiner Polizei 1997 nach Yasmins Mörder. (Quelle: Fabian Matzerath/dpa)

Im Oktober 1996 wollte die 18-jährige Yasmin Stieler in einer Braunschweiger Diskothek feiern. Sie wurde getötet und zerstückelt. Bis heute ist der Fall ungeklärt.

Es ist der 5. Oktober 1996: An jenem Samstag vor 28 Jahren macht sich Yasmin Stieler auf den Weg von Uelzen nach Braunschweig. Dort will sie die Diskothek Atlantis besuchen. Sie fährt allein mit dem Zug – und verschwindet. Was ist mit der jungen Frau passiert?

Wenige Tage nach ihrem Verschwinden findet ein Anwohner am Vechelder Bahndamm eine blaue Mülltüte. Der grausige Inhalt: ein Torso. Eine Obduktion bestätigt, dass es sich um den Körper von Yasmin Stieler handelt – und bringt somit die Gewissheit, dass die 18-Jährige Opfer eines schrecklichen Gewaltverbrechens geworden sein muss. Die Ermittler stellen fest, dass es sich bei dem Fundort nicht um den Tatort handelt, dass die junge Frau erdrosselt wurde.

Weitere Leichenteile werden gefunden

Doch viel mehr wissen die Beamten und die Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt nicht. Viele Fragen bleiben unbeantwortet: Was ist mit Yasmin Stieler passiert? Wer hat das Mädchen aus Uelzen umgebracht? Wo befinden sich die anderen Leichenteile?

Rund zwei Wochen nach dem Fund des Torsos gibt es eine weitere makabre Entdeckung. Ende Oktober 1996 finden Spaziergänger an den Ricklinger Teichen zunächst ein Bein. Auch das zweite Bein befindet sich in dem Gewässer und wird einen Tag später geborgen. Dieser Fund ruft Taucher auf den Plan. Befinden sich weitere Leichenteilen der jungen Frau aus Uelzen im Teich?

Die Suche bleibt jedoch ohne Ergebnis. Bis Mai 1997 zumindest. Monate nach der grausamen Tat wird der Schädel der getöteten Gymnasiastin entdeckt: in einem Waldstück bei Hämelerwald.

Außergewöhnliche Plakataktion in der Region

Die Peiner Polizei startete 1997 eine außergewöhnliche Aktion in der Region: Auf dem Plakat ist ein Foto von Yasmin Stieler zu sehen. Aufgezählt werden die Leichenteilfunde – verbunden mit der Frage, wo die Hände sind. Zum Abschluss folgt eine Frage, die dem Täter ganz offensichtlich ins Gewissen reden soll: "Können Sie damit leben?" Eine Antwort gibt es bis heute nicht.

Vor der ungewöhnlichen Aktion hatten bereits im Dezember 1996 mehr als 1.000 Männer aus Vechelde eine Speichelprobe abgegeben. Diese wurde mit einem gefundenen Haar verglichen – es gibt keinen Treffer.

Jahre nach dem ungelösten Verbrechen kommt noch einmal Bewegung in den Fall. Die Ermittler präsentieren einen Verdächtigen. Die Vorgeschichte: Im Frühjahr 2008 wird ein Spaten auf dem Gelände seiner ehemaligen Arbeitsstätte gefunden. Erdreste und Lackspuren passen zu dem Fundort des Torsos. Der Tatverdächtige steht dabei nicht zum ersten Mal im Fokus. Bereits 2001 verhörten ihn die Beamten, dabei soll er widersprüchliche Angaben gemacht haben.

Fall Yasmin Stieler: Gerichte heben Haftbefehl auf

Der Verdächtige sitzt schließlich von Herbst 2008 bis zum Frühjahr 2009 in Untersuchungshaft. Ein klarer Fall für das Gericht? Hans Christian Wolters, Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, sagte t-online: "Es gab einen Tatverdächtigen, gegen den auch ein Haftbefehl erlassen und später Anklage erhoben worden ist."

Das Landgericht Braunschweig aber habe das Hauptverfahren nicht eröffnet und den Haftbefehl aufgehoben. Das Oberlandesgericht Braunschweig habe diese Entscheidung bestätigt, erklärt Wolters. Dazu heißt es auszugsweise in der Begründung: "Auch aus dem Fund eines Spatens im März 2008 am früheren Arbeitsplatz des Angeschuldigten, der letztlich zur Anklageerhebung führte, lassen sich keine eindeutigen Indizien ableiten."

Wird die Tat noch aufgeklärt? Das sagt die Staatsanwaltschaft

Seit nunmehr 15 Jahren gibt es keine Ermittlungen mehr in diesem Fall, "weil keine neuen Ermittlungsansätze bestanden", erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ob die Ermittlungen je wieder aufgenommen werden? Wolters: "Da wir momentan von einem Totschlag ausgehen, gilt eine Verjährungsfrist von 20 Jahren." Damit sei die Tat am 5. Oktober 2016 verjährt. "Sollten neue Hinweise einen Mord belegen, wäre eine Strafverfolgung aber noch möglich, weil Mord nie verjährt", fügt Wolters an.

Verwendete Quellen
  • Oberlandesgericht Braunschweig: Informationen zum Mordfall Yasmin Stieler
  • Schriftliche Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig
  • Eigene Recherche
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