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Berlin: Rapper Ali Bumaye geriet zwischen die Fronten eines politischen Kleinkriegs


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Streit in Neukölln
Ein Gangster-Rapper zwischen den Fronten eines politischen Kleinkriegs

Von Antje Hildebrandt

Aktualisiert am 14.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Ali Bumaye (Archivbild): Sein Gangster-Image pflegt er auch durch bekannte Verbindungen zum Abou-Chaker-Clan.Vergrößern des Bildes
Ali Bumaye (Archivbild): Sein Gangster-Image pflegt er auch durch bekannte Verbindungen zum Abou-Chaker-Clan. (Quelle: Eventpress/imago-images-bilder)
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In Berlin-Neukölln hat ein gelöschtes Instagram-Video die Gesundheitsdezernentin in Not gebracht. Dürfen Rapper Behörden keine Interviews geben, wenn sie mit dem Abou-Chaker-Clan gut bekannt sind?

Darf ein Gangster-Rapper im Podcast eines Gesundheitsamtes über Gesundheit sprechen? Oder gilt schon seine bloße Anwesenheit als Tabu, weil er ein Cousin des berüchtigten Clanchefs Arafat Abou-Chaker ist?

Die Frage klingt bekloppt. Beim Thema Gesundheit kann eigentlich fast jeder mitreden. Und solange der Mann nicht vorbestraft ist, warum sollte er dann nicht über ein Thema sprechen, das in der Pandemie viele bewegte: Woran es nämlich liegt, dass ausgerechnet in Neukölln, wo viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, die Corona-Zahlen so hoch sind.

Wo ist das Video mit dem Gangster-Rapper?

Im Berliner Stadtteil Neukölln ist aus dieser Frage ein Politikum geworden. Der Mann, an dem sich der Streit entzündet hat, nennt sich Ali Bumaye. Der Künstlername ist angelehnt an den Zuschauer-Ruf "Ali, boma ye!" (Lingala: "Ali, töte ihn!") während des legendären Boxkampfes "Rumble in the Jungle" im Jahr 1974 zwischen George Foreman und Muhammad Ali. Und man tritt ihm nicht zu nahe, wenn man sagt, dass er sein Image als Gangster-Rapper pflegt. Mit Erfolg. Ali Bumaye, bis 2018 noch unter Exklusivvertrag bei Bushido, hat es mit seinen Platten bis in die Top Ten geschafft.

Bis vor Kurzem gab es auf dem Instagram-Account des Neuköllner Gesundheitsamtes ein Video, das den Rapper im Gespräch mit Nicolai Savaskan zeigte. Der Neuköllner Amtsarzt interviewt regelmäßig Menschen aus dem Kiez zum Thema Gesundheit. Dann verschwand das Video praktisch über Nacht – und der Account gleich mit.

Bauchschmerzen wegen frauenfeindlicher Songtexte

Der Rapper hatte sich geschäftlich im vergangenen Winter von seinem Cousin Arafat Abou-Chaker getrennt, der bis dahin sein Label-Chef war. Reicht also nun die bloße Zugehörigkeit zu einem arabischen Clan aus, um unter Generalverdacht gestellt zu werden?

Diese Anfrage stellte die CDU-Fraktion in der Bezirksverordneten-Versammlung an Mirjam Blumenthal (SPD). Vor einem halben Jahr hat sie Falko Liecke (CDU) als Bezirksstadträtin für Jugend und Gesundheit abgelöst, der jetzt Stadtrat für Soziales ist.

Im Gespräch mit t-online sagt Blumenthal, sie habe den Account samt des Videos löschen lassen, um Ordnung in die Social-Media-Angebote der Behörde zu bringen. Der Instagram-Kanal, 2021 von ihrem Vorgänger Liecke eingerichtet, sei überflüssig. Die Behörde habe noch einen anderen. Der solle künftig alle Angebote bündeln. Von "Cancel Culture" will die Sozialdemokratin nichts wissen. Gleichwohl räumt sie ein, dass ihr die Songtexte von Ali Bumaye Bauchschmerzen bereiteten. Wer Frauen als "Schlampe" oder "Bitch" bezeichne, habe auf dem Kanal einer Behörde nichts zu suchen.

Lamborghini mit aufgeklebten Einschusslöchern

Die Anfrage der Neuköllner CDU hat sie verärgert. Andere verwunderte sie eher. Denn als Anwältin von Clanmitgliedern war die Partei in Berlin bislang nicht aufgefallen. Im Gegenteil. Ende 2020 ließ die Partei einen Lamborghini mit aufgeklebten Einschusslöchern im Halteverbot parken, um zu demonstrieren, worum es der CDU im Wahlkampf ging: "Kriminelle Clans gehören auf Netflix, nicht auf Berlins Straßen." Davor posierte Liecke zusammen mit dem CDU-Spitzenkandidaten Kai Wegner.

Um den Gangster-Rapper Ali Bumaye, so viel steht fest, geht es in diesem Streit nur in zweiter Linie. Blumenthal und Liecke verbindet schon seit Jahren eine gegenseitige Abneigung. Und sie sprechen das auch offen aus. Blumenthal sagt, die CDU habe die Anfrage nur gestellt, um sie in eine "linksgrün-versiffte Ecke" zu stellen.

In gegenseitiger Abneigung verbunden

Und als Kreisvorsitzender der CDU vermutet Liecke, dass seine Nachfolgerin den Instagram-Account nur gelöscht habe, um zu verdeutlichen, dass sie alles besser könne als er. Aneinandergeraten seien sie schon, als er noch Dezernent für Jugend und Gesundheit gewesen sei, sagt er t-online. Damals sei Blumenthal Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses gewesen. Oft habe es Streit über die Finanzierung von Jugendprojekten gegeben.

Dass es ihr im Fall des gelöschten Gangster-Rappers tatsächlich um frauenfeindliche Texte gehe, kaufe er ihr nicht ab. Das Argument habe sie erst nachträglich strapaziert. "In der BVV-Versammlung kam sie nicht heraus mit der Sprache." Man hätte Ali Bumaye gerne gefragt, was er zu dem Streit sagt. Aber der Musiker ist nicht zu erreichen. Fotos auf Instagram zeigen einen Mann, der zufrieden in die Kamera schaut.

Dass er bestimmte Reizwörter in Zukunft vermeidet, um für eine Gesundheitsbehörde zu werben, darf bezweifelt werden. "Baby, leck los", heißt es in einem seiner Songs. "Das Arschloch wird nicht schöner, je länger du draufschaust."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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