170 Polizisten im Einsatz Rund 1.000 Trauergäste bei Clan-Beerdigung in Berlin
Die Polizei hat in Berlin die Beerdigung eines bekannten Clan-Mitglieds begleitet. Mehrere Hundert Menschen kamen nach Schöneberg, um den Toten zu betrauern. Der Bruder des Opfers ist der 2018 erschossene Nidal R.
Die Polizei hat am Donnerstag mit rund 170 Einsatzkräften die Beerdigung eines am Samstag in Berlin-Neukölln getöteten Mannes aus der arabischstämmigen Clan-Szene begleitet.
Zu der Bestattung auf dem Zwölf-Apostel-Friedhof in Schöneberg kamen nach Polizeiangaben rund 1.000 Trauergäste – hauptsächlich Männer. Mit dabei waren auch mehrere Clan-Größen wie etwa Arafat Abou-Chaker oder Issa Remmo, wie eine t-online-Reporterin von vor Ort berichtete. Ein Leichenwagen und mehrere schwarze Limousinen fuhren auf das Gelände. Zu besonderen Vorfällen kam es laut Polizei nicht.
Clan-Beerdigung in Berlin: Zivilpolizisten im Einsatz
Schon nach der Tat hatten sich nachts etwa 200 Männer vor einem Krankenhaus versammelt. Der 25-Jährige war auf einer Kirmes im Park Hasenheide bei einem Streit erstochen worden. Der Täter ist bislang nicht gefasst.
Die Polizei war am Donnerstag vor allem für die Verkehrslenkung beim Ankommen und Abfahren vor Ort zuständig, hatte ein Polizeisprecher erklärt. Allerdings beobachteten auch eine ganze Reihe von Zivilpolizisten das Geschehen. Die Polizei stand an Absperrungen an der Straße. Am Eingang zum Friedhof waren private Wachleute des Friedhofs postiert. Mehrere Kamerateams von Fernsehsendern filmten.
Opfer ist Bruder des getöteten Nidal R.
Auf demselben Friedhof war bereits im Herbst 2018 der erschossene ältere Bruder des jetzt Getöteten, Nidal R., bei einer aufsehenerregenden Veranstaltung beerdigt worden. Damals reisten etwa 2.000 Männer aus der Clan-Szene aus ganz Deutschland an, darunter Familienoberhäupter bekannter Großfamilien. Auch die Mörder von Nidal R. sind bis jetzt nicht gefasst.
250 Polizisten bemühten sich darum, die Corona-Beschränkungen durchzusetzen. Zugang zum Friedhof und Grab erhielten aber nur 60 Verwandte "aus dem engsten Familienkreis", die auf einer Namensliste standen. In Gruppen von jeweils 20 Menschen wurden sie eingelassen. Erst als eine Gruppe den Friedhof wieder verlassen hatte, kam die nächste dran.
Kriminelle Mitglieder großer arabischstämmiger Clans fallen immer wieder mit schweren Delikten auf. In einem eigenen Lagebild definiert die Berliner Polizei den Begriff Clankriminalität als "Begehung von Straftaten durch Angehörige ethnisch abgeschotteter Strukturen".
Sie sei bestimmt "von verwandtschaftlichen Beziehungen und/oder einer gemeinsamen ethnischen Herkunft und einem hohen Maß an Abschottung der Täter, wodurch die Tatbegehung gefördert oder die Aufklärung der Tat erschwert wird". Dies gehe einher "mit einer eigenen Werteordnung und der grundsätzlichen Ablehnung der deutschen Rechtsordnung".
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- Reporterin vor Ort