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Liegestütze am Holocaust-Mahnmal – Berliner Polizisten leisten sich Geschmacklosigkeit


"Bin fassungslos"
Polizisten machen Liegestütze am Holocaust-Mahnmal in Berlin

Von t-online, dpa, afp
Aktualisiert am 01.11.2021Lesedauer: 2 Min.
Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin (Archivbild): Das Denkmal erinnert an die Ermordung von rund sechs Millionen Juden während des Nationalsozialismus.Vergrößern des Bildes
Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin (Archivbild): Das Denkmal erinnert an die Ermordung von rund sechs Millionen Juden während des Nationalsozialismus. (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)

Am Holocaust-Mahnmal in Berlin soll eigentlich der durch die Nationalsozialisten ermordeten Juden gedacht werden. Berliner Polizisten nutzten die Betonstelen jedoch offenbar für ein Work-out. Polizeipräsidentin Slowik entschuldigt sich.

Schockierender Vorfall bei der Berliner Polizei: Während eines Einsatzes sollen Beamte der Hauptstadt-Polizei Liegestütze an den Stelen des Holocaust-Mahnmals gemacht haben. Das berichtet die "Bild"-Zeitung.

Der Zeitung liegen demnach Videoaufnahmen vor, die zeigen sollen, wie Polizisten in Uniformen und mit Waffen am Pfingstwochenende an den Blöcken des Denkmals in der Berliner Innenstadt Sportübungen machen. Dabei sei es verboten, auf den Stelen zu stehen oder herumzuspringen.

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Die Videoaufnahmen wurden dem Bericht zufolge offenbar von den Beamten selbst aufgenommen. Bei den Polizisten soll es sich um Kräfte des Abschnitts 26 in Charlottenburg-Wilmersdorf handeln, die an diesem Tag wegen mehrerer Demonstrationen im Regierungsviertel eingesetzt worden waren. Ein Sprecher der Polizei bestätigte, dass es sich um Einsatzkräfte der Polizei handle. Die Details würden dem Polizeipräsidium "noch zugearbeitet".

Berlin: Polizeipräsidentin Slowik entschuldigt sich

Von dem Vorfall hatten laut "Bild"-Bericht auch Vorgesetzte Kenntnis. Trotzdem soll weder die Behördenleitung informiert noch der Vorfall aufgearbeitet worden sein.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik entschuldigte sich und verurteilte die Aktion: "Das Verhalten der Kollegen ist eine Missachtung dessen, wofür gerade dieses Mahnmal steht und entspricht nicht der Achtung, die ihm entgegengebracht werden muss und die ihm von der Polizei Berlin auch entgegengebracht wird. Es verletzt für mich zudem das Andenken an die Ermordeten."

Slowik betonte, es gehe um "einen Ort der Erinnerung und des Gedenkens" sowie "einen Ort der Mahnung für die Gegenwart, für die Zukunft". Die Polizei werde dies den Kollegen "unmissverständlich verdeutlichen, das Fehlverhalten klar aufzeigen sowie den Sachverhalt dienstrechtlich aufarbeiten". Gerade mit Blick auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde bat sie ausdrücklich um Entschuldigung.

"An Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten"

Der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Deutschlands Uwe Neumärker zeigte sich in der "Bild" dennoch schockiert: "Unsere Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei verläuft reibungslos und vertrauensvoll. Umso fassungsloser bin ich." Er forderte, in der Ausbildung angehender Staatsdiener einen Schwerpunkt auf den Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozialismus zu setzen.

Auch die Berliner Gewerkschaft der Polizei verurteilte den Vorfall scharf. "Das Verhalten der Kollegen ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Das Holocaust-Denkmal ist kein Abenteuerspielplatz. Diese unerklärliche Aktion verhöhnt den Genozid an Millionen Menschen und tritt die Werte, für die unsere Berliner Polizei steht, mit Füßen", stellte Sprecher Benjamin Jendro am Montag klar. Man entschuldige sich bei allen Opfern der Shoah. Anscheinend bestehe selbst innerhalb der Polizei großer Nachholbedarf im Bereich der politischen Bildung.

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas – kurz Holocaust-Mahnmal – in der Nähe des Brandenburger Tors erinnert an die rund sechs Millionen Juden, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden. Das aus 2.711 Betonstelen bestehende Mahnmal wurde 2005 eingeweiht und zieht seitdem jedes Jahr zahlreiche Touristen an.

Verwendete Quellen
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