"Widerliche Tat" Transperson zündete sich an – Empörung über Klinikfotos
Eine Transperson zündet sich am Alexanderplatz an und stirbt. Nun ermittelt die Polizei: Im Netz kursieren Krankenhausaufnahmen der Frau. Der Bundesverband Trans* sieht ein größeres Problem.
Wie es dazu kommen konnte, ist bislang unklar. Bilder von der schwerverletzten Transfrau, die sich am Alexanderplatz in Brand gesteckt hatte, machen unter anderem auf Telegram die Runde.
Entwürdigende Fotos aus Berliner Klinik im Netz
Die Aufnahmen zeigen die Frau teils nackt mit ihren schweren Verletzungen. Sie sind von einem Computerbildschirm des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) abfotografiert worden, in dem die Patientin behandelt wurde. Nun kursieren sie in den sozialen Medien. Das bestätigt das UKB t-online. Auch ein Foto aus dem Rettungswagen soll kursieren.
Bei Menschen, die die Bilder gesehen haben, lösten sie Schock und Entsetzen aus: "Das ist eine absolut widerliche Tat und zeigt einmal mehr, welchen Stellenwert marginalisierte Körper in der Medizin haben", so der Instagram-Account "Terf Watch". Ein anderer Nutzer schreibt: "Dieses Verhalten ist nicht nur abgrundtief niederträchtig und pietätlos, es ist auch ein Angriff auf die Würde der Verstorbenen."
Bundesverband: "Transpersonen sind im Gesundheitswesen anhaltend von Diskriminierung und Gewalt betroffen"
Beim Bundesverband Trans* (BVT*) beobachtet man ein anhaltendes Problem in der Behandlung von Transpersonen. "Wir sehen dies nicht nur als Verletzung ihrer Würde, sondern als eine transfeindliche, rassistische Tat an, die zwingend geahndet werden muss", so Gabriel_Nox Koenig vom BVT* gegenüber t-online.
Der Verband sieht Sensationslust als Antrieb hinter der Tat. Sie äußert sich demnach auch im Gesundheitswesen gegenüber Transpersonen. "Transpersonen und besonders Transfrauen und Femmes, die schwarz oder of Color sind, [werden] oft nicht als Menschen gesehen." Dieser Fall verdeutliche das.
Im Gesundheitswesen seien Transpersonen anhaltend von Diskriminierung und Gewalt betroffen. Der Bundesverband Trans* fordert deshalb nicht nur, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, sondern auch, dass "Entscheider_innen im Gesundheitswesen Diskriminierung und Gewalt, die von medizinischem Personal ausgeht, wirksam beenden."
Polizei Berlin ermittelt: Krankenhaus fordert lückenlose Aufklärung
Gerüchten zufolge sollen die Aufnahmen von Mitarbeitenden des UKB gemacht und zunächst in WhatsApp-Gruppen verschickt worden sein. Wie es genau ablief und wer die Fotos gemacht hat, ist zum jetzigen Ermittlungsstand jedoch noch völlig unklar, so Krankenhaus und Polizei gegenüber t-online.
Das UKB weiß von dem Vorfall und hat, wie auch mehrere andere Menschen und Organisationen, selbst Anzeige erstattet. "Der Schutz unserer Patienten ist unser höchstes Gut, wir verurteilen diesen Vorfall auf das Schärfste." Man setze alles daran, den Vorgang auch strafrechtlich lückenlos aufzuklären und die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen.
Ermittelt wird jetzt nach Angaben eines Polizeisprechers gegenüber t-online wegen Paragraph 201a StGb: Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen.
Die betroffene Transfrau hatte sich am Dienstag vergangener Woche (14. September) auf dem Alexanderplatz in Berlin mit Benzin übergossen und angezündet. Einem Mitarbeiter eines nahegelegenen Kaufhauses war es noch gelungen, die Flammen zu löschen. Die Frau erlag jedoch noch am selben Tag ihren schweren Verletzungen. Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar.
Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.
- Anfrage ans Unfallkrankenhaus Berlin
- Anfrage an "Bundesverband Trans*"
- Gespräch mit der Berliner Polizei
- Instagram-Post von "terf_watch"
- Eigene Recherche