"Denke über den eigenen Tod nach" Berliner Klimaaktivisten demonstrieren mit Hungerstreik
In Berlin demonstrieren junge Menschen mit einem Hungerstreik für mehr "Klimagerechtigkeit". Sie haben seit Tagen nichts mehr gegessen. Ein Aktivist äußert sich in einem Video nun zu den möglicherweise fatalen Folgen.
Der 21-jährige Henning Jeschke hat mittlerweile seit über zwölf Tagen nichts mehr gegessen. Er gehört zu einem der sechs Menschen, die mit einem Hungerstreik für mehr "Klimagerechtigkeit" demonstrieren. In einem Protestcamp auf der Wiese am Spreebogen im Regierungsviertel harren sie aus – und wollen mit den drei Kanzlerkandidaten der CDU, SPD und den Grünen sprechen. In einem Video wendet sich der 21-Jährige nun mit einem eindringlichen Appell an die Politiker. Denn die Aktivisten wollen erst wieder essen, wenn Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) mit ihnen ein öffentliches Gespräch führen. Doch die lehnen das bisher ab.
In dem Twitter-Video, das Jeschke am Freitagabend offenbar selbst aufgenommen hat, denkt der 21-jährige Klimaaktivist nun an die möglicherweise dramatischen Konsequenzen seines Protests. Sichtbar mitgenommen sagt er: "Gerade geht's mir ganz ok. Bin halbwegs stabil." Doch nach einem Interview mit einer Journalistin ist der junge Aktivist offenbar auch nachdenklich geworden. "In dem Gespräch ging es auch darum, warum wir das tun und warum wir ein so krasses Mittel anwenden", sagt er in dem Video.
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"Es ging auch um die Frage, wie ich mit dem Tod umgehe und es war auch für mich nochmal aufklärend", sagt er. "Was wir hier machen ist so eine Sache, wenn wir das ernst meinen, dann steht am Ende eine ungewisse Antwort, was passiert", sagt er weiter. Der 21-Jährige spielt damit offenbar darauf an, was passiert, wenn die drei Kanzlerkandidaten nicht mehr mit ihnen sprechen. Denn dann würden die Aktivisten vermutlich weiter nichts essen.
Klimaschützer: "Protest soll erhöht werden"
"Unsere Gesundheit liegt nicht in unseren Händen, sondern wir fordern und brauchen dieses Gespräch", sagt der 21-Jährige. Er appelliert deswegen nochmals eindringlich an die Menschen, "den Druck zu erhöhen", denn er brauche nun eine Handlung. Damit spielt der 21-Jährige wohl darauf an, dass endlich das geforderte Gespräch stattfinden soll, damit die Aktivisten wieder etwas essen können.
Der Protest im Regierungsviertel war am 30. August gestartet. Mittlerweile habe sich auch Scholz und Baerbock zu dem Hungerstreik geäußert. "Das ist nicht eine so gute Idee", sagte Scholz am Donnerstagabend bei einer Gesprächsrunde mit Gewerbetreibenden in Ludwigsfelde bei Berlin. Ein Gespräch sagte er nicht zu. Auch Annalena Baerbock findet diese Form des Protest offenbar nicht gut. Sie hatte laut eines Grünen-Sprechers die Hungerstreikenden in einem Telefongespräch aufgefordert, wieder etwas zu essen.
- Twitter-Account von Henning Jeschke: Post vom 10. September 2021
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- "rbb24": Aktivisten hungern seit Tagen für das Klima