Daten für Marketingzwecke Berliner Unternehmen Doctolib erhält Negativpreis
Das deutschlandweit bekannte Unternehmen Doctolib hat einen Negativpreis erhalten. Doctolib soll den Datenschutz von Patienten missachtet haben. Die Website wird auch zur Vereinbarung von Corona-Impfterminen genutzt.
Der Negativpreis "Big Brother Award" in der Kategorie Gesundheit geht 2021 an das Berliner Unternehmen Doctolib. Die ungeliebte Auszeichnung wurde am Abend in Bielefeld durch den Datenschutzverein Digitalcourage verliehen.
Laut Begründung missachtet der Vermittler von Arztterminen auf seiner Internetplattform die Vertraulichkeitspflicht und verarbeitet die Daten der Nutzer und aus Arztpraxen laut Datenschutzvereinigung für kommerzielle Marketingzwecke. Doctolib hat sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu der Preisvergabe geäußert.
EU-Kommission ebenfalls Negativpreisträger
In der Kategorie Verkehr zeichnete der Verein die EU-Kommission aus. Die Datenschützer kritisieren die seit 2021 für Neuwagen verpflichtende Einführung des Verfahrens "On-Board Fuel Consumption Meter" (OBFCM). Dabei werden laut Begründung große Mengen an technischen Informationen eines Autos aufgezeichnet und zusammen mit der Fahrzeugidentifikationsnummer an den Hersteller übermittelt.
Die EU-Kommission wies vor der Preisvergabe gegenüber der Deutschen Presse-Agentur den Vorwurf zurück. Die Überwachung des Kraftstoffverbrauchs stelle sicher, dass die EU-Rechtsvorschriften zur Emissionsreduzierung korrekt umgesetzt würden. "Dies ist eine Notwendigkeit, um die Klimaerwärmung und die Schadstoffemissionen des Straßenverkehrs zu reduzieren", teilte ein Sprecher mit.
Google in der Kategorie "Was mich richtig wütend macht"
Die Speicherung der Daten müsse den Regeln der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Jeder Fahrzeughalter habe das Recht, das Auslesen und Melden der Daten zu verweigern. Die Überwachung der Fahrzeugbesitzer sei nicht erlaubt.
Die weiteren Preisträger sind Google in der Kategorie "Was mich richtig wütend macht", der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Etikrats, Julian Nida-Rümelin (Public Intellectual) und die Firma Proctorio (Bildung).
- Nachrichtenagentur dpa