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Berlin – Heiraten in Corona-Zeiten: "Es ist eine Katastrophe!"


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Hochzeitsjahr 2021
Heiraten in Corona-Zeiten: "Es ist eine Katastrophe!"

Kriss Rudolph

Aktualisiert am 20.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Ein Hochzeitspaar hält Abstand (Symbolbild): Seit November steht auch im Hochzeitsbusiness nahezu alles still.Vergrößern des Bildes
Ein Hochzeitspaar hält Abstand (Symbolbild): Seit November steht auch im Hochzeitsbusiness nahezu alles still. (Quelle: Fotostand/imago-images-bilder)

In Zeiten von Corona steht auch das Hochzeitsgeschäft nahezu still. Wie kommen Dienstleister aus der sonst so lukrativen Branche derzeit über die Runden und was erwarten sie vom Sommer 2021? t-online sprach mit vier Hochzeits-Profis.

Der "Albtraum" aus dem letzten Jahr wiederhole sich, erklärte der Verband der Hochzeitsdienstleister vergangene Woche bei Facebook: Geplante Hochzeiten würden wegen der unsicheren Corona-Lage massenhaft abgesagt oder verschoben.

Vier Berliner Dienstleister geben einen Einblick

Das kann auch Tilman Vogler bestätigen. Normalerweise fotografiert er in Berlin und Brandenburg ein gutes Dutzend Brautpaare pro Jahr – das macht mehr als die Hälfte des Umsatzes aus. Doch die meisten Feste fielen 2020 weg, weil wegen der Corona-Einschränkungen große Gesellschaften nicht erlaubt waren. Die Folge: ein Umsatzeinbruch von 70 Prozent. "Da fragt man sich manchmal: Hätte ich mich früher diversifizieren sollen?"

Im März 2020, beim ersten Lockdown, war erst mal die Energie weg, erinnert sich der 32-Jährige. Im Sommer tat sich aber etwas. Kleine Hochzeiten mit Abstand waren erlaubt. "Es war erbaulich, dass wieder etwas ging", sagt er.

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Drei Hochzeiten im Mai würden die Saison 2021 für ihn einläuten, aber er geht davon aus, dass sie verschoben werden. "Ein Zustand zwischen Hoffen und Verdrängen", beschreibt er die schwierige Situation.

Zwar hat er Soforthilfe bekommen, lebt nun aber auch von Erspartem. Derzeit macht er eine Weiterbildung zum Webprogrammierer. Ein zweites Standbein zu haben, verschafft ihm Unabhängigkeit und beruhigt.

Ehepaar lebt sonst von Hochzeiten

Anne und Alex Wolf sind gleich doppelt betroffen: Sie führt den Brautmodenladen "Anne Wolf" im Prenzlauer Berg, er ist DJ. Normalerweise legt der 47-Jährige zweimal die Woche bei Hochzeiten auf. Vergangenes Jahr waren es insgesamt drei. Da Alex auch Grafikdesigner ist, hilft er im Laden seiner Frau, kümmert sich ums Marketing. Die Fixkosten hat sie massiv heruntergefahren. "Außerdem habe ich einen netten Vermieter, der mir mit der Miete entgegenkommt."

Im Lockdown hat die 41-Jährige Masken genäht, ein paar Hochzeiten gab es auch. Auch wer "nur" standesamtlich Ja sagt, will dazu etwas Schönes anziehen. Zum Überleben hätte es nicht gereicht. Das ging nur dank staatlicher Corona-Hilfen und Darlehen.

Auch dieses Jahr passiert nicht viel, glaubt sie. Im Winter kommen sonst die ganzen Aufträge rein. Aber derzeit passiert gar nichts. "Ich würde gerade auch keine Hochzeit planen wollen."

Ihrer Beobachtung nach war nicht jedes abgesagte Fest ein Unglück. "Einige Bräute waren erleichtert: Wenn 100 Gäste kommen, ist das für einige viel Druck und Stress. Ihnen hätten auch zehn Leute gereicht. Ich glaube, es wird akzeptierter, kleinere Hochzeiten zu feien, schön und individuell."

"Katastrophe" für Hochzeitsplaner

Ulrich Knieknecht arbeitet als Hochzeitsplaner (JaSager Berlin) und Freier Trauredner. "2020 wäre ein Megajahr gewesen – es standen 50 Termine im Kalender." Dann fielen vier vor fünf Festen weg. Verdient hat der 40-Jährige nur einen Bruchteil des üblichen Umsatzes. Und auch für 2021 geplante Hochzeiten werden schon wieder verschoben, auf 2022. "Es ist eine Katastrophe!", sagt er. Dank Soforthilfe sowie November- und Dezemberhilfen kam er über die Runden.

Auch Knieknecht probiert neue Formen aus, etwa das !Elopement!, eine Trauung, die gänzlich ohne Gäste auskommt und sich nur zwischen dem Brautpaar und dem Trauredner abspielt. Mit einem Paar hat er 2020 im Dresdner Zwinger eine solche Freie Trauung abgehalten. Andere haben nach dem Standesamt ein Picknick gemacht. "Das war teilweise fröhlicher und intimer als die Riesenparty. Weil nur die Allerliebsten dabei waren", so Knieknecht.

Stornogebühren bei Absagen erhebt er nicht, auch Fotograf Vogler und die Wolfs nicht. "Mir tun die Paare auch leid", sagt Knieknecht. Solange die Gäste Masken tragen oder mit Abstand am Tisch sitzen müssen, rät er seinen Kunden ohnehin, das Fest zu verschieben.

Für dieses Jahr stehen bei ihm 35 Hochzeiten an, aber noch ist alles unsicher. Darum beginnt er erstmals seit 14 Jahren wieder ein Angestelltenverhältnis: Im Impfzentrum am Flughafen Tempelhof.

Verwendete Quellen
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