Im Lockdown zur Schule? Heftige Kritik an Schulöffnung in Berlin – Vater startet Petition
Schulöffnung im Lockdown: Ein Teil der Berliner Schüler soll ab nächster Woche in die Klassen zurück. Gegen die Pläne der Regierung gibt es nun heftigen Protest – von unterschiedlichsten Seiten.
In Berlin geht der Lockdown weiter, die Bewohner der Stadt sollen Abstand zueinander halten. Doch schon ab 11. Januar machen die Schulen teilweise wieder auf. Der Senat will die Abschlussjahrgänge und bald danach auch die Grundschüler in die Schulen zurückzuholen. Dafür gibt es nun heftige Kritik – von Eltern und Lehrern.
Eine Petition gegen die Öffnung, die unter anderem an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller gerichtet ist, hat bereits über 26.000 Stimmen erhalten (Stand Freitagvormittag).
Was wird darin gefordert?
Die Onlinepetition fordert die Schließung der Schulen, da Schulen Orte seien, an denen sich das Virus ausbreite. Zudem gäben Jugendliche Corona genauso weiter wie Erwachsene. Die mutierte Variante des Coronavirus soll sich gar noch schneller ausbreiten, als das bisherige Virus. "Damit verlängert der Berliner Senat den Verlauf der Pandemie in Länge und Ausmaß in unabsehbarer Weise", heißt es.
Die Petition hatte am Mittwoch Christoph Podewils gestartet. Er selbst sei als Vater betroffen, sagte er im "Tagesspiegel". Er kritisiert nicht nur die Öffnung der Schulen, sondern auch das Homeschooling. In der Petition macht er darauf aufmerksam, dass sich der reguläre Schulstoff unter Pandemiebedingungen nicht vermitteln lasse und wirft der Berliner Regierung Versäumnisse in der Digitalisierung des Unterrichts vor. "Ich bin nicht der größte Fan des Homeschoolings", sagt er im "Tagesspiegel". "Aber es ist ein Opfer, das zugunsten anderer Teile der Gesellschaft gebracht werden muss." Die Entscheidung, die Schulen zu öffnen, könne Menschenleben kosten, so Podewils.
Was ist für die Schulen geplant?
Nach Angaben der Bildungsverwaltung vom Dienstag ist zunächst ab dem 11. Januar für die abschlussrelevanten Jahrgänge Wechselunterricht geplant, also die Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause. Dabei sollen die Lerngruppen maximal halb so groß sein wie üblich.
Ab dem 18. Januar soll es dann auch in den Klassen 1 bis 3 mindestens drei Stunden täglich Unterricht in der Schule geben, ebenfalls in Gruppen, die höchstens halb so groß wie üblich sein dürfen. Ab dem 25. Januar soll das auf die Klassen 4 bis 6 ausgeweitet und ab dem 8. Februar auf alle Schularten und Jahrgänge.
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres hat die Pläne des Senats als sachgerecht verteidigt. "Es ist eine durchdachte Entscheidung", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Die Folgen seien unabsehbar, wenn etwa Grundschüler für sechs Wochen nicht in der Schulen seien.
Wie reagieren Schulen?
Auch einige Schulen haben sich öffentlich gegen die Teilöffnung ausgesprochen. Fünf Neuköllner Gymnasien haben laut RBB an die Bildungsverwaltung appelliert, das schulisch angeleitete Lernen von zu Hause mindestens bis zum 18. Januar zu verlängern – besser sogar bis Ende des Monats. Alles andere sei zu riskant und nicht vermittelbar, heißt es demnach in dem Eilantrag der Gymnasien. Eine Schulleiterin in Treptow-Köpenick habe angekündigt, ihre Einrichtung am Montag nicht zu öffnen.
Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW ist die Entscheidung des Senats falsch, schon bald wieder Unterricht in Berlins Schulen zu ermöglichen. Bis Ende des Lockdowns sollen auch die Schulen geschlossen bleiben. "Das passt alles nicht zusammen", sagte der Berliner GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann. Es habe schon eine Vielzahl von kritischen Rückmeldungen gegeben. "Viele Kollegen, die mir geschrieben haben, unterstellen der Bildungssenatorin, dass sie billigend in Kauf nimmt, dass es zu Infektionen unter Lehrkräften kommt."
- Mit Material der dpa
- "Tagesspiegel": "Ich befürchte, dass das Leiden verlängert wird"
- Webseite der Petition