Hauptstadtflughafen eröffnet Das erste Flugzeug ist am Flughafen BER gelandet
Neun Jahre nach der geplanten Eröffnung ist das erste Flugzeug am Hauptstadtflughafen BER gelandet. Auf eine große Eröffnungsfeier war wegen der langen Pannenserie verzichtet worden.
Mit der Landung der ersten Maschine ist der neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet worden. Flugzeuge von Easyjet und Lufthansa setzten kurz hintereinander auf. Eine offizielle Feier war angesichts der mehrfachen Verschiebungen, verdreifachten Baukosten und jahrelangen Verzögerungen ausgeschlossen worden. Prominente Gäste haben es sich dennoch nicht nehmen lassen an diesem Tag dabei zu sein. Unter anderem die Chefs der Fluggesellschaften Lufthansa und Easyjet, Carsten Spohr und Johan Lundgren sind vor Ort. Die Länderchefs von Berlin und Brandenburg, Michael Müller und Dietmar Woidke (beide SPD) sollen Reden halten, ebenso wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).
Der erste Start mit am BER eingecheckten Fluggästen erfolgt dann am frühen Sonntagmorgen. Ein Flugzeug von Easyjet soll von der Nordbahn nach London Gatwick aufbrechen.
"Willkommen in der Flughafenfamilie!"
"Die Eröffnung ist eine Belohnung für die Beharrlichkeit und das große Engagement der Kolleginnen und Kollegen der Berliner Flughäfen", teilte Peter Gerber, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftfahrtwirtschaft (BDL) bereits vor der Eröffnung mit. "Zugleich ist die Aufnahme des Flugbetriebs am BER in dieser pandemiebedingten tiefsten Krise der Luftfahrt ein positiver Lichtblick in schwierigen Zeiten."
Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV), der Interessenverband der Flughäfen, gratulierte zur Eröffnung: "Herzlich Willkommen in der Flughafenfamilie! Wir wünschen dem BER alles Gute für die Zukunft", teilte der Verband mit. "Für die gebeutelte Flughafenbranche ist es ein Zeichen der Zuversicht", hieß es von ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Proteste gegen BER geplant
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, nahm die Eröffnung zum Anlass, erneut an die finanziellen Schwierigkeiten der Flughafengesellschaft zu erinnern. "Der BER wird die öffentlichen Kassen des Bundes und der Bundesländer Berlin und Brandenburg auch in den kommenden Jahren stark belasten", teilte er mit.
Hofreiter ist nicht der einzige Kritiker. Am Wochenende werden auf dem BER-Gelände Klimaproteste der Initiative Am Boden bleiben erwartet. Die Gruppe kündigte am Freitag an, sie wolle die Eröffnungsfeierlichkeiten mit einer Aktion zivilen Ungehorsams "massiv stören". "Wir werden die Eröffnung des BER blockieren", sagte Lena Tucnak, eine der Sprecherinnen. Es könne nicht sein, dass in Zeiten der immer heftiger werdenden Klimakrise ein neuer Flughafen eröffnet werde.
Bereits seit vergangener Woche ist das Regierungsterminal auf dem BER-Gelände in Betrieb. Ein weiteres Fluggastterminal ist fertig, soll wegen des Corona-bedingten Einbruchs der Passagierzahlen aber erst nächstes Jahr in Betrieb gehen.
Wenige Passagiere erwartet
Mit dem Eröffnungstag wird auch der Zugverkehr zum BER erweitert. Fortan halten dort auch Fern- und Regionalzüge. Die S-Bahn fährt den neuen Standort bereits seit Mittwoch im 10-Minuten-Takt an. Erneut eröffnet wird zudem das Steigenberger-Hotel auf dem Flughafengelände. Das Hotel war bereits im Jahr 2012 fertiggestellt worden und hatte drei Wochen lang geöffnet, bis es nach der damals geplatzten Eröffnung für acht Jahre schließen musste.
Mit vielen Gästen dürften die Betreiber allerdings auch in den kommenden Wochen nicht rechnen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hatte zuletzt mit lediglich rund 5.000 Fluggästen am Eröffnungstag des Flughafens am Hauptterminal T1 gerechnet. Mit der Tegel-Schließung eine Woche später würden am T1 dann täglich rund 16.000 Passagiere abgefertigt. Weitere 8.000 Fluggäste würden dann über den Flughafen Schönefeld reisen, der als Terminal 5 des BER dient.
- Nachrichtenagentur dpa