"Wir sind auf alles eingestellt" Tarifverhandlungen: Drohen bald Warnstreiks bei der BVG?
Bald dürften Fahrgäste der BVG Klarheit haben, ob und wann es zum Stillstand kommt. Die Tarifverhandlungen starten, Verdi zeigt sich kämpferisch.
Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen sich möglicherweise bald auf erhebliche Beeinträchtigungen einstellen. Am Mittwoch um 10 Uhr beginnen die Verhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der BVG über einen neuen Tarifvertrag. Schon im Vorfeld zeigte sich Verdi entschlossen und deutete an, dass Warnstreiks nicht ausgeschlossen sind.
"Ab dem 15. Januar ist prinzipiell mit Arbeitskampfmaßnahmen zu rechnen", erklärte Verhandlungsführer Jeremy Arndt. "Wir sind auf alles eingestellt."
Verdi fordert deutliche Gehaltserhöhungen
Verdi hat umfangreiche Forderungen im Gepäck: Die Gewerkschaft verlangt monatlich 750 Euro mehr für die Beschäftigten sowie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- bzw. Wechselschichtzulage von 300 Euro und eine Schichtzulage von 200 Euro. Insgesamt summieren sich diese Forderungen auf rund 250 Millionen Euro jährlich.
Die Personalkosten der BVG beliefen sich laut Geschäftsbericht im Jahr 2023 auf etwa 820 Millionen Euro. Das Unternehmen kämpft seit längerem mit erheblichen Betriebsproblemen, besonders bei den U-Bahnen gibt es immer wieder Ausfälle und Verspätungen aufgrund eines alten Fuhrparks.
Nachholbedarf beim Entgelt
Die Gewerkschaft begründet ihre Forderungen vor allem mit einem "faktischen Reallohnverlust" seit der letzten Entgeltrunde Ende 2021, die noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs und hoher Inflation stattgefunden hatte. Laut Verdi sei Berlin mittlerweile deutschlandweit Schlusslicht in Sachen Bezahlung.
BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe wies die Forderungen als "nicht finanzierbar" zurück, räumte jedoch ein, dass es beim Thema Entgelt Nachholbedarf gebe – "auch, weil in den letzten Runden der gemeinsame Fokus auf der Reduzierung der Arbeitszeit lag". Beide Seiten müssten nun aufeinander zugehen.
Erste Verhandlungsrunde ohne Angebot von Arbeitgeberseite
Am ersten Verhandlungstag wird die BVG, vertreten durch den Kommunalen Arbeitgeberverband, kein Angebot vorlegen. Für die weiteren Gespräche sind bis zum 10. April insgesamt sechs Termine angesetzt. Das nächste Treffen findet am 31. Januar statt.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Verdi den öffentlichen Personennahverkehr in Berlin zweimal weitgehend lahmgelegt – nicht wegen einer Entgelterhöhung, sondern aufgrund von Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen für die rund 16.000 Beschäftigten des Nahverkehrsunternehmens. Damals einigten sich beide Seiten unter anderem auf mehr Wendezeit zwischen Routen, Urlaubsgeld und zusätzliche Urlaubstage.
Ob es diesmal erneut zu Streiks kommt und wie lange diese andauern könnten, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Sollten keine Einigungen erzielt werden, drohen Fahrgästen in Berlin unruhige Zeiten im öffentlichen Nahverkehr.
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa