Mysteriöser Vermisstenfall Cold Case in Berlin: Das ist zum Fall Luchterhandt bekannt
Zu einem der mysteriösesten Vermisstenfälle Berlins geht die Polizei neuen Hinweisen nach. Was zum Fall Luchterhandt bislang bekannt ist.
Mehrere Jahre lang standen die Ermittlungen in dem Vermisstenfall zum Berliner Reporter Alexander Luchterhandt still, jetzt kommt plötzlich Bewegung in den Fall. Nach neuen Hinweisen hat die Berliner Polizei am Dienstag ein Gebäude in Wannsee durchsucht. Sowohl die 7. Mordkommission als auch weitere Beamte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin waren vor Ort. Dort wurde nach der Leiche des Verschwundenen gesucht, teilte Staatsanwalt Büchner t-online mit. Am Nachmittag beendeten die Beamten den Einsatz ohne ein Ergebnis.
Im Jahr 2005 machte das Verschwinden des Mannes Schlagzeilen. Was ist vor 19 Jahren passiert?
Vermisster arbeitete als Informant in Berlin
Am 8. Mai verschwand der damals 49-Jährige, nachdem er aus seinem Wohnhaus am Anton-Saefkow-Platz in Berlin-Lichtenberg aufgebrochen war. Es wird vermutet, dass er zu einer Currywurstbude in Neukölln wollte, bei der er Stammkunde war. Dort kam er aber nie an. Erst acht Tage später meldete ihn ein damaliger Freund, Bernd S., bei der Polizei als vermisst.
Medienberichten der "Berliner Zeitung" und des "Tagesspiegels" aus dem Jahr 2005 zufolge arbeitete Luchterhandt bis zu seinem Verschwinden als Informant für zahlreiche Zeitungen und Fernsehsender. Dazu soll er illegalerweise den Polizeifunk abgehört und die Information gegen Geld weitergegeben haben. Das Honorar wurde ihm demnach in bar ausgezahlt, Ermittler fanden in seiner Wohnung mehrere Zehntausend Euro. Insgesamt wird Luchterhandt als konspirative und schillernde Persönlichkeit beschrieben.
Ermittlungen: Mehrere Beschuldigte und zwei Festnahmen
Polizeiliche Ermittlungen ergaben zudem Hinweise auf mögliche kriminelle Verstrickungen und finanzielle Unregelmäßigkeiten in Luchterhandts Leben. Die Spurensicherung fand Handschuhspuren in seiner Wohnung, was auf einen Einbruch hindeutete. Mehrere Zeugen, darunter Bernd S., berichteten von verdächtigen Personen im Umfeld des Vermissten. Ein Mann namens "Aljoscha", der regelmäßig mit Luchterhandt Zeit verbrachte, wurde wenig später festgenommen. Ein Alibi entlastete den damals 35-Jährigen aber kurz darauf wieder.
Dann eine Wendung: Kurz darauf wurde Bernd S. (damals 53 Jahre alt), der enge Freund des Vermissten, wegen Mordes festgenommen. Die Polizei warf ihm vor, seinen Freund aus Habgier getötet zu haben. Ebenfalls in den Fokus der Ermittler rückte ein Mann namens Viktor, als möglicher Komplize von S. Nach der Festnahme durchsuchten Ermittler die Wohnung von S. und holten sich Funkdaten der Telefone ein. Nachgewiesen worden konnte aber auch diesen beiden nichts. Bernd S. wurde wieder entlassen, Viktor in die Ukraine abgeschoben.
Kripo ermittelte wegen "Mord ohne Leiche"
Lange ermittelte die Kriminalpolizei weiter, die Ermittler gingen von einem "Mord ohne Leiche" aus. 2008 stellten die Behörden nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen mangelnder Beweise ein. Weil zwei Zeugen Luchterhandt nach seinem Verschwinden noch gesehen haben wollen, kursierte die Theorie, er könnte sich selbstständig nach Polen oder in die Karibik abgesetzt haben.
Der Fall bleibt wohl eines der mysteriösesten ungelösten Kriminalfälle in Berlin. In Wannsee sei auch keine weitere Suche geplant, teilte Büchner der Deutschen Presse-Agentur mit.
- berliner-zeitung.de: "Das Phantom von Lichtenberg"
- berliner-zeitung.de: "Wo ist Luchterhandt?"
- tagesspiegel.de: "Vermisster Luchterhandt: Freund in Haft"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Telefonat mit einem Sprecher der Staatsanwaltschaft