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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Beschluss des Olympischen Sportbunds Trotz Knebelverträgen und Korruption: Berliner SPD will Olympia
Der DOSB hat den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer möglichen deutschen Olympia-Bewerbung gemacht. Die Berliner Regierungskoalition will die Spiele in die Hauptstadt holen. Aus der Opposition kommt deutlicher Widerspruch.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat beschlossen, das deutsche Interesse an einer Ausrichtung der Spiele beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu bekräftigen. Das geht aus einer entsprechenden Mitteilung nach der DOSB-Mitgliederversammlung hervor. Im Gespräch sind die Spiele 2036 oder 2040.
Die Berliner SPD und ihr Koalitionspartner CDU wollen die Spiele nach Berlin holen. Dem sportpolitischen Sprecher der Berliner Sozialdemokraten bereiten selbst Korruption im IOC und dessen sogenannte Host-City-Verträge mit der jeweiligen Ausrichterstadt kein Kopfzerbrechen. Sie gelten als Knebelverträge. "Große Sportverbände wie das IOC sind vielleicht immer noch von Korruption betroffen", sagt Dennis Buchner, "und natürlich sind IOC-Verträge Knebelverträge." Dies sei jedoch "die Kröte, die man schlucken muss". Am Ende sei es wichtig, dass mehr Geld im "Steuersäckel" hängenbleibe, als man ausgegeben habe.
Buchner glaubt nach eigenen Angaben fest daran, dass Olympische Spiele dem Land Berlin, aber auch seinem Breitensport einen kräftigen Schub geben würden. Er rechnet mit Athleten aus etwa 100 Nationen, die im Falle eines Zuschlags für die Spiele nach Berlin kämen – "und die brauchen die Breitensport-Anlagen zum Trainieren". Dadurch hätte man "die Chance, dort mit mehr als nur einem Pinsel drüberzugehen", sagt er. Außerdem würden die Erlöse, die das IOC mit Olympischen Spielen erzielt, viele Randsportarten überhaupt erst möglich machen, so Buchner.
Grüne lehnen Berliner Spiele kategorisch ab
Die Berliner Grünen dagegen lehnen Olympische Spiele in der deutschen Hauptstadt weiter kategorisch ab. "Die Befürworter einer deutschen Olympia-Bewerbung behaupten immer, Olympische Spiele würden Geld in die Kassen des Landes Berlin spülen. Allerdings profitiert sicher am Ende nur das IOC finanziell", sagt Klara Schedlich, sportpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus.
Auch dass Olympische Spiele für den Berliner Breitensport lukrativ wären, glaubt Schedlich nach eigener Aussage nicht. "Investitionen in Sportstätten für eine Olympia-Ausrichtung würden ohnehin nur die großen Arenen der Stadt betreffen – die Sportvereine vor Ort haben davon nichts", sagt sie.
Bereits die Kosten für eine bloße Bewerbung sieht die Oppositionspolitikerin kritisch. Dem Berliner Senat wirft sie gar "Doppelmoral" vor: "Schon eine Bewerbungskampagne um die Ausrichtung Olympischer Spiele kostet viel Geld. Gleichzeitig kürzt der Senat seine Ausgaben für den Sport in Berlin. Der Senat sollte sein Geld nicht in eine Olympia-Bewerbung investieren, sondern direkt in den Berliner Breitensport", so Schedlich.
- Telefonat mit Klara Schedlich
- Telefonat mit Dennis Buchner
- berlin.de: Koalitionsvertrag 2023-2026
- dosb.de: Pressemitteilung des DOSB vom 07. Dezember 2024