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Berlinale-Film "No Other Land" – Senat reagiert nach Anschuldigung


Eklat um Berlinale-Film
Senat löscht Antisemitismus-Vorwurf aus Filmbeschreibung

Von dpa, nhe

Aktualisiert am 13.11.2024Lesedauer: 3 Min.
«No Other Land»Vergrößern des Bildes
Yuval Abraham und Basel Adra wurden nach der Vorstellung von "No Other Land" in die Akademie der Künste digital zugeschaltet. (Archivbild) (Quelle: Monika Skolimowska/dpa/dpa-bilder)

Bei der Berlinale lösten die Filmemacher von "No Other Land" eine Debatte über Antisemitismus in der Kultur mit aus. Nun gibt es neue Unruhen um das Werk.

Der israelische Regisseur Yuval Abraham hat sich über eine inzwischen gelöschte Beschreibung seines Dokumentarfilms "No Other Land" auf dem Hauptstadtportal Berlins entrüstet. Auf der Website stand zeitweise, der Film des palästinensisch-israelischen Teams weise "antisemitische Tendenzen" auf.

"No Other Land", der den Dokumentarfilmpreis bei der Berlinale gewonnen hatte, dreht sich um die Vertreibung von Palästinenserinnen und Palästinensern in den Dörfern von Masafer Jatta südlich von Hebron im Westjordanland. Der Film zeigt, wie der Palästinenser und Co-Regisseur Basel Adra den schrittweisen Abriss der Dörfer seiner Heimatregion durch Soldaten im Auftrag der israelischen Regierung dokumentiert.

Textpassage gekürzt und teils gestrichen

Auf der Website "berlin.de" – ein Angebot des Landes – wurde "No Other Land" zeitweise so beschrieben: "Fertiggestellt wurde der Film, der antisemitische Tendenzen aufweist, 2023, nach dem Angriff der Hamas auf Israel, der in dieser Dokumentation keinen Niederschlag findet." Mittlerweile wurde die Passage gekürzt und die Beschreibung "antisemitische Tendenzen" gestrichen: "Fertiggestellt wurde der Film 2023, nach dem Angriff der Hamas auf Israel." Tatsächlich endeten die Dreharbeiten zum Film im Oktober 2023 – der Terrorangriff wird am Ende des Films aber durch die Einblendung von Nachrichtenschnipseln erwähnt.

Der Kinobereich auf "berlin.de" werde von der BerlinOnline GmbH verantwortet, die ihre Informationen zu neuen Filmen wiederum von einem externen Dienstleister beziehe, teilte die Senatskanzlei auf Anfrage von t-online mit. "Durch eine technische Integration werden diese Inhalte automatisiert auf 'berlin.de' veröffentlicht, wie im übrigen auch auf anderen Stadtportalen deutschlandweit." Die BerlinOnline GmbH habe nach einem Hinweis auf die Beschreibung den Dienstleister um Korrektur gebeten, die am Dienstagabend gegen 22.30 Uhr erfolgt sei.

"Ich fühle mich nicht sicher in Berlin"

Zuvor waren die Filmemacher am Dienstagabend nach einer Vorstellung ihres Films in Berlin digital zugeschaltet worden. "Ich fühle mich nicht sicher und nicht willkommen in Berlin", sagte der israelische Regisseur Yuval Abraham. Er sei schockiert. "Ich möchte rechtlich dagegen vorgehen, denn ich kann nicht darüber hinwegsehen und zulassen, dass diese hasserfüllten Kommentare und der Missbrauch dieses Wortes weitergehen", sagte er.

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Er könne nicht zulassen, dass das Wort Antisemitismus weiterhin so missbraucht werde, sagte Abraham. Ein Großteil seiner Familie sei im Holocaust ermordet worden, das Wort Antisemitismus habe deswegen eine sehr persönliche Bedeutung für ihn.

Seibert: Passage ist "schlichtweg falsch"

Auch der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, mischte sich auf dem Kurznachrichtendienst X in die Debatte ein. Die Anschuldigung der "antisemitischen Tendenzen" sei "schlichtweg falsch", schrieb er. Der Film zeige eine harte Realität und stelle sich auf die Seite der Palästinenser, deren Häuser abgerissen werden. Über die politischen Aspekte könne man streiten. Der Kampf gegen Antisemitismus sei aber zu wichtig, um ihn mit den falschen Leuten zu führen.

Es ist nicht die erste Debatte, die rund um den Film "No Other Land" entsteht. Während der Berlinale-Gala hatten mehrere Filmemacher Kritik an Israel geäußert, die als einseitig und antisemitisch kritisiert wurde. Der Vorwurf traf auch Abraham, der bei der Verleihung von einer "Situation der Apartheid" zwischen Israelis und Palästinensern gesprochen hatte. Auch Adra sah sich einiger Kritik ausgesetzt. Er wandte sich laut Berichten gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Antwort der Senatskanzlei von Berlin
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