Mann erschossen Zehn Jahre Haft im Stasi-Mordprozess
Einem ehemaligen Mitarbeiter der Stasi wird ein Mord vorgeworfen. Die Tat liegt 50 Jahre zurück. Jetzt ist das Urteil gefallen.
Ein früherer Offizier der Staatssicherheit (Stasi) der DDR ist in Berlin zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der heute 80 Jahre alte Mann 1974 einen tödlichen Schuss auf einen polnischen Mann abgegeben hat. Die Tat ereignete sich am früheren DDR-Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße.
Das Opfer war am Tag der Tat vor rund 50 Jahren mit einer Bombenattrappe in die polnische Botschaft in Ost-Berlin eingedrungen, um seine Ausreise in den Westen zu erzwingen. Die Stasi ließ den Mann nur zum Schein ausreisen. Nachdem er alle Kontrollen im sogenannten Tränenpalast erfolgreich passiert hatte, wurde er vom Angeklagten hinterrücks erschossen. Dieser gehörte zu einer sogenannten Operativgruppe der Stasi und war damals 31 Jahre alt.
Die Staatsanwaltschaft plädierte in dem Verfahren auf zwölf Jahre Haft wegen Mordes und warf dem Beschuldigten vor, er habe damals durchaus Handlungsspielraum gehabt und hätte dem Opfer etwa auch in Arme oder Beine schießen können, um es an der Ausreise zu hindern. Die Verteidigung des Angeklagten, der sich vor Gericht nicht zu den Vorwürfen äußerte, plädierte auf Freispruch. Sie stellte infrage, ob er überhaupt der Schütze war.
Der Angeklagte habe die Tat zwar nicht aus persönlichen Motiven begangen, sagte der Vorsitzende Richter Bernd Miczajka in der Urteilsbegründung. Sie sei von der Stasi geplant gewesen. Er habe sie aber "gnadenlos ausgeführt".
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa