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Berlin-Neukölln: Friseurin schließt Männer aus – angemessen oder sinnlos?


Friseurin schließt Männer aus
Sie kapieren es einfach nicht


09.09.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

imago images 151883984Vergrößern des Bildes
EIn Mann beim Friseur (Symbolbild): In Friseursalon "Daen & Lou's" gehört solch ein Bild nun erst einmal der Vergangenheit an. (Quelle: Christian Vorhofer via www.imago-images.de/imago)

Eine Friseurin aus Berlin bedient keine Männer mehr. Sie hat genug von Sexismus, Rassismus und Homophobie. Eine richtige Entscheidung?

Die Inhaberin des Friseursalons "Daen & Lou's" in der Sonnenallee in Berlin-Neukölln will nur noch Frauen in ihrem Salon bedienen. Grund seien sexistische, rassistische und homophobe Sprüche durch den männlichen Teil ihrer Kundschaft. So musste sie sich etwa anhören, dass alle Geflüchteten auf dem Weg nach Europa ertrinken sollten. Damit sich Mitarbeitende und Kundschaft bei ihr wohlfühlen, zieht sie nun diese drastische Konsequenz.

Ist diese Maßnahme angemessen und sinnvoll?

Pro
Kristina SirjanowRegio Ost Redakteurin

Männer brauchen Grenzen

Zu viele Männer können sich nicht benehmen – nicht mal in einem Friseursalon. Daniela Mechows Entscheidung, männliche Kundschaft aus ihrem Geschäft zu verbannen, dient in erster Linie ihrem Selbstschutz und dem Schutz ihrer Mitarbeiterinnen. Sexistische Sprüche sind nicht nur schwer zu ertragen, sie sind auch verbale Gewalt und solchen Worten kann auch Gewalt folgen. Als Arbeitgeberin ist Mechow verpflichtet, für ein sicheres und belästigungsfreies Arbeitsumfeld zu sorgen – auch wenn das bedeutet, alle Männer vor die Tür zu setzen.

Natürlich sind nicht alle Männer Sexisten und Rassisten. Daniela Mechow hat in ihrem Friseursalon sicherlich auch solche bedient, die sich freundlich und respektvoll verhalten haben – aber die werden die Entscheidung der Friseurin vielleicht sogar verstehen.

Ob die Männer, die für ihre Verbannung gesorgt haben, sich jetzt angesprochen fühlen, in sich gehen und ihr Verhalten überdenken, bleibt zu bezweifeln. Als Friseurin ist Daniela Mechow aber nicht dazu da, einen Erziehungsauftrag zu erfüllen oder rüpelhaften Sprücheklopfern Benimmunterricht zu erteilen. Hier haben andere Stellen und vor allem die Männer selbst versagt.

Wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, sich nicht ändern oder zusammenreißen können, müssen ihnen andere Menschen Grenzen setzen – im Zweifelsfall eine Friseurin. Damit gelingt es Daniela Mechow natürlich nicht, das Verhalten Einzelner zu ändern, sie schafft aber einen weiteren sicheren Raum für Frauen.

Kontra
Io Kassandra GörzStellv. Redaktionsleiterin Regionalredaktion

Sie kapieren es einfach nicht

Die Friseurmeisterin Daniela Mechow zieht die Notbremse und wird künftig keine Männer mehr in ihrem Salon bedienen. Aufgrund der Vorkommnisse ist diese Entscheidung durchaus verständlich, schließlich darf sie selbst über ihr Angebot entscheiden und hat natürlich auch jedes Recht, sich und ihre Mitarbeitenden zu schützen.

Der Effekt der Aktion, keine Männerköpfe mehr zu frisieren, dürfte jedoch eher gegenteilig sein. Es ist unwahrscheinlich, dass bei den negativ aufgefallenen Männern auch nur der Hauch eines Erkenntnisprozesses angestoßen wird. Nicht einmal Problembewusstsein wird mit dieser Aktion geschaffen. Stattdessen können sich genau diese Männer als Opfer von angeblicher Diskriminierung inszenieren. Dass sie das Problem sind, wird ihnen so nicht klargemacht.

Das ist bei den unangenehmen Vertretern des männlichen Geschlechts auch nicht zu erwarten, viel schwerer wiegt jedoch etwas anderes: Diejenigen Männer, die sich vernünftig benehmen, werden erfahrungsgemäß in Debatten viel eher dazu übergehen, "Aber nicht alle Männer sind so!" zu beteuern, anstatt sich mit dem zugrundeliegenden Problem zu beschäftigen, am Ende gar mit den strukturellen Aspekten von Sexismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit. Sie werden also eher dazu animiert, sich mit ihren Geschlechtsgenossen zu solidarisieren, anstatt ihnen einmal mit Nachdruck klarzumachen, wie man sich zu benehmen hat.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung der Autorinnen
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