"Gesamtgesellschaftliches Problem" Trotz Gewalttat: Berliner Bäder verschärfen Sicherheitskonzept nicht
Ein Freibad in Neukölln musste am Samstag wegen einer Schlägerei geschlossen werden. Wie die Berliner Bäder auf den Vorfall reagieren.
Im vergangenen Sommer kam es immer wieder zu Krawallen in Berliner Freibädern. Über die Massenschlägereien zwischen meist jungen Männern berichtete sogar die internationale Presse. Die Behörden haben das Problem erkannt. Mit einem Maßnahmenkatalog sollte in diesem Sommer alles besser werden. Doch am Samstag eskalierte die Situation erneut: Im Freibad des Kombibades Gropiusstadt in Neukölln kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen rund 20 Jugendlichen. Das Bad musste deshalb früher schließen.
"Die Berliner Bäder-Betriebe werten den Vorfall intern aus", sagte eine Sprecherin der Berliner Bäder-Betriebe zu t-online. Eine weitere Verschärfung der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen sei derzeit aber nicht geplant. Dazu gehören unter anderem eine Ausweispflicht, eine Begrenzung der Besucherzahl und Sicherheitskräfte, die Hand in Hand mit dem Badepersonal arbeiten. Lesen Sie hier mehr zu den Maßnahmen.
Sportangebot als Präventionsmaßnahme
Die Bäder-Betriebe reagieren aber auf die aktuelle Ferienzeit, in der es in den Berliner Freibädern vermehrt zu Gewalttätigkeiten kommen kann. In drei Sommerbädern in Pankow, Kreuzberg und Neukölln gibt es deshalb in den Ferien als Präventionsmaßnahme ein betreutes Sportangebot. "Im Kombibad Gropiusstadt ist derzeit außerdem ein ganzjähriges, betreutes Sportangebot in Kooperation mit der Sportjugend Berlin in Vorbereitung", so die Sprecherin.
Derzeit wird in den Sommerbädern Neukölln und Pankow auch eine sogenannte Hilferuf-App "SafeNow" getestet. Per Knopfdruck kann bei Gefahr mit dem Handy Sicherheitspersonal aus der unmittelbaren Umgebung alarmiert werden. Die App werde aber erst nach Ende der Sommersaison ausgewertet, sagte die Sprecherin der Berliner Bäder-Betriebe.
"Konzept hat Praxistest bestanden"
Am 18. Juli zogen die Bäder-Betriebe eine positive Zwischenbilanz der laufenden Sommersaison. In den 15 geöffneten Freibädern wurden seit Saisonbeginn am 27. April rund 570.000 Besucher gezählt. Gravierende Zwischenfälle habe es bisher nicht gegeben.
Insgesamt wurden 303 Personen wegen Verstößen gegen die Haus- und Badeordnung für einen Tag und 38 Personen für die gesamte Saison des Bades verwiesen. "Unser diesjähriges Konzept hat den ersten Praxistest bestanden", sagte der Vorstandsvorsitzende der Berliner Bäder-Betriebe, Dr. Johannes Kleinsorg. Auch die verstärkte Zusammenarbeit mit der Polizei und externen Sicherheitsfirmen sowie entsprechende Schulungen der Teams hätten sich bewährt.
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen bleibe aber immer ein Restrisiko, dass es in den Berliner Freibädern zu Streitigkeiten und körperlichen Auseinandersetzungen komme, so die Bäder-Betriebe. Die meisten der jährlich rund 1,5 Millionen Badegäste in den Sommerbädern würden sich friedlich verhalten. Das Risiko von Auseinandersetzungen lasse sich aber leider nicht gänzlich vermeiden. "Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur die Bäder betrifft", so die Sprecherin.
- Schriftliche Antwort von Martina van der Wehr, Redakteurin Kommunikation der Berliner Bäder-Betriebe Anstalt öffentlichen Rechts
- berlinerbaeder.de: Mit Sicherheit ins Badevergnügen: BBB stellen Sommerkonzept 2024 vor
- berlinerbaeder.de: Bäder-Betriebe ziehen positive Zwischenbilanz der Sommersaison