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Berlin: Warum die EM 2024 kein Sommermärchen ist


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EM im eigenen Land
Ein Berliner Sommermärchenchen

  • Autorenprofil Pascal Biedenweg
MeinungEine Kolumne von Pascal Biedenweg

07.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Fanmeile BerlinVergrößern des Bildes
Eine Frau hält eine Deutschland-Fahne in die Höhe: Die Fanmeile in Berlin war während der Spiele der DFB-Elf immer prall gefüllt. (Quelle: IMAGO/Fotostand / Reuhl)
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Berlin erlebt momentan einen schönen Fußball-Sommer. Und dennoch wird die EM 2024 nur als kleine Schwester der WM 2006 in Erinnerung bleiben. Woran das liegt.

Nein, liebe Leserinnen und Leser, in die Überschrift hat sich kein Fehler eingeschlichen. Da soll tatsächlich "Sommermärchenchen" stehen. Warum? Weil sich die EM 2024 eben doch nicht so ganz mit der WM 2006 messen kann. Ich habe diese Wortneuschöpfung vom Kollegen Micky Beisenherz geklaut. Denn sie passt perfekt.

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Das hat vor allem zwei Gründe. Einerseits liegt es am sportlichen Abschneiden der Nationalmannschaft. Logisch: Ein Titelgewinn im eigenen Land und die Nacht wäre zum Tag geworden. So ist bereits im Viertelfinale Schluss. Der Mannschaft von Julian Nagelsmann kann man keinen Vorwurf machen. Und dennoch werden wir die kommenden Wochen und Monate dadurch nicht beseelt vor Euphorie verbringen.

Andererseits hat sich die politische Lage in Deutschland und in ganz Europa in den vergangenen 18 Jahren enorm verändert. Rechte – teilweise extremistische – Kräfte haben gute Karten, Stück für Stück mehr Macht zu erlangen. In Italien ist es bereits passiert. In Frankreich steht es kurz bevor. Und auch in Deutschland ist es nicht ausgeschlossen, dass die AfD nach den Landtagswahlen im September dieses Jahres in Brandenburg, Sachsen und Thüringen mindestens einen Ministerpräsidenten stellt.

Patriotismus ist nicht gleich rechts

Die Sorge in Deutschland ist groß. Und gleichzeitig sind viele Leute vorsichtig geworden. Was schwingt da mit, wenn man stolz die Deutschland-Fahne schwenkt? Wird man dadurch Teil eines Rechtsrucks im eigenen Land? Natürlich nicht. Patriotismus ist nichts Verwerfliches. Und vor allem ist Patriotismus nicht gleich rechts. Das hat die WM 2006 bewiesen.

Video | WM 2006 Schuld am Rechtsruck? – Dieses Video sorgt für Diskussionen
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Quelle: t-online

Das Problem: Videos wie von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erweisen da einen Bärendienst. Die Behörde, die dem Bundesinnenministerium untersteht, stellte die WM 2006 und den damaligen schwarz-rot-goldenen "Party-Patriotismus" in einen Zusammenhang mit dem Rechtsruck in Deutschland in den darauffolgenden Jahren. Eine hanebüchene Theorie. Mittlerweile wurde das Video gelöscht.

Fußball soll verbindend wirken. Es wäre ein fatales Signal, sich davor zu fürchten, sich mit dem eigenen Land identifizieren zu dürfen. Deshalb in eine rechte Schublade gesteckt zu werden. Und trotzdem hat man das Gefühl, dass das die Angst vieler ist.

Wir waren gute Gastgeber

Am kommenden Sonntag endet die EM 2024 in Berlin. Was wird bleiben? Ja, es war ein schöner Fußballsommer. Wir haben in Berlin gemeinsam mit der DFB-Elf mitgefiebert. Wir haben uns mit Menschen anderer Nationen angefreundet. Die Niederländer waren da. Die Österreicher. Die Italiener. Auch den türkischen Anhängern haben wir den einen oder anderen schlafraubenden nächtlichen Autokorso verziehen. Gemeinsam ein Bierchen getrunken. Wir waren gute Gastgeber. Aber die letzte Unbeschwertheit fehlte. Und das ist unendlich schade!

Fußball hat die Kraft, die Menschen zu vereinen. Das ist auch bei diesem Turnier wieder offensichtlich geworden. Und dennoch wird diese EM im eigenen Land eben höchstens die kleine Schwester des Sommermärchens von 2006 werden. Sie wird uns in Erinnerung bleiben. Aber eben nicht so präsent wie vor 18 Jahren. Als kurzes, aber irgendwie doch schönes Berliner Sommermärchenchen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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