Unterkunft in Berlin-Tegel Ukrainerinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Sicherheitspersonal
Ukrainerinnen werfen Sicherheitsleuten im Ankunftszentrum Tegel Schikane vor. Mit einem Brandbrief wenden sie sich an Politik und Betreiber.
Sie würden "agieren wie Gefängnisaufseher", ständig mit Rauswurf drohen und teilweise handgreiflich werden: Es sind schwere Vorwürfe, die Geflüchtete aus der Ukraine gegen das Sicherheitspersonal der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin Tegel erheben. 130 ukrainische Frauen haben einen Brandbrief unterschrieben, der an das Deutsche Rote Kreuz als Betreiber sowie an Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) adressiert ist. Zuerst berichtete die "taz" darüber.
Der Flüchtlingsrat Berlin hat eine übersetzte Version des Briefes veröffentlicht. Darin fordern die Frauen, dass die Sicherheitsfirma ausgetauscht wird. Mitarbeiter hätten etwa die Taschen von Frauen durchsucht, die aus den Duschkabinen kamen, und sich dabei die Unterwäsche besonders genau angesehen. Strengere Regeln seien eingeführt worden, ohne die Bewohner darüber zu informieren. Ständig gebe es Konflikte mit den Sicherheitskräften.
Rotes Kreuz weist Vorwürfe zurück
In Tegel gibt es derzeit 3600 Plätze für Geflüchtete, bis Jahresende könnten 3000 weitere dazukommen. Der Flüchtlingsrat Berlin kritisiert in einer Mitteilung, dass es in den 1000 Quadratmeter großen Zelten keinerlei Privatsphäre für die dort lebenden Menschen gebe. Es gebe keine Trennung nach Geschlechtern und keinen Schutz für Frauen, Kranke und Menschen mit Behinderungen. "Kinderrechte werden missachtet, die Schulanmeldung rechtswidrig verweigert", schreibt der Flüchtlingsrat. Die "menschenunwürdige, nach außen strikt abgeschottete und extrem teure Massenunterkunft Tegel" müsse schnellstmöglich geschlossen werden. Der Auszug in den regulären Wohnungsmarkt müsse priorisiert werden.
Sozialsenatorin Kiziltepe sagte der "taz", dass sie die Vorwürfe der Ukrainerinnen sehr ernst nehme. Sie lasse diese prüfen. "Diskriminierendes Verhalten dulden wir nicht, Missstände werden wir abbauen", so Kiziltepe. Regina Kneiding vom DRK wies die Vorwürfe gegenüber der "taz" zurück. "Die Vorwürfe, wie sie der Flüchtlingsrat formuliert, treffen nicht zu", sagte sie der Zeitung.
- Beschwerdebrief von Geflüchteten aus der Ukraine
- fluechtlingsrat-berlin.de: Pressemitteilung des Berliner Flüchtlingsrats vom 19. September 2023
- taz.de: "Unter Kontrolle wie im Gefängnis"