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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einheitliche Kleidung an Schulen gefordert Schuluniformen für Berlin? Bildungssenatorin hat klare Meinung

Tragen Schülerinnen und Schüler in Berlin bald Schuluniformen im Unterricht? Die Berliner Bildungssenatorin äußert sich in der Debatte deutlich.
Hauptstadt-Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch kann sich momentan keine Einführung einer Pflicht zum Tragen von Uniformen an Berliner Schulen vorstellen. "Die Berliner Bildungsrealität ist noch zu oft Baustelle statt Leistungsschau. Deshalb müssen wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren – und das Wesentliche heißt für mich: Ein guter und verlässlicher Unterricht auf Höhe der Zeit", sagte Günther-Wünsch auf Anfrage von t-online.
Dies sei der Anspruch der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Erst, wenn sie bei diesem Anspruch vorankomme, könne man sich Gedanken über "Dinge wie Schülerkleidung" machen.
Zuvor hatte sich der Bundeselternbeirat für Bekleidungsregeln an deutschen Schulen ausgesprochen. Auslöser war die Debatte über das Tragen von unangemessener, also etwa zerrissener oder freizügiger Kleidung. Der Deutsche Lehrerverband lehnte feste Regeln ab.
Berliner Schule widerspricht dem Verband Bildung und Erziehung
Auch der Verband Bildung und Erziehung ist dagegen. Sein Argument: Schuluniformen und Einheitskleidung seien ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Eltern und Kindern. Außerdem würden die Anschaffungskosten von Schulkleidung finanzschwächere Haushalte belasten. Soziale Ungerechtigkeit werde durch einheitliche Schulkleidung nicht verhindert.
Dem widerspricht eine Schule im Norden Berlins, an der seit jeher eine Schuluniformpflicht herrsche – sogar während der Wandertage. Auf Nachfrage von t-online teilte die Goethe-Schule in Reinickendorf mit, Eltern würden sogar Geld sparen. Relativ niedrigen Ausgaben für eine Schuluniform, die zu Schulzeiten alleine fünf Tage in der Woche getragen wird, stünden größere Einsparungen bei der Freizeitkleidung gegenüber.
Bildungssenatorin sieht drängendere Themen als Schuluniformen
Zwar ist die Goethe-Schule als Privatschule ein besonderer Fall, da die Entscheidung für den Besuch einer Privatschule freiwillig ist. Doch hier müssten die Kinder während der Unterrichtszeit sogar ihre Mobiltelefone abgeben, damit die Schüler nicht ihre Handymodelle miteinander vergleichen. Soziale Unterschiede kommen laut eigener Aussage an der Goethe-Schule weniger zum Tragen.
Bis sich möglicherweise Schuluniformen an öffentlichen Schulen Berlins durchsetzen, dürfte es noch ein langer Weg sein. Für alle nicht-privaten Schulen sieht Bildungssenatorin Günther-Wünsch ohnehin wichtigere Themen: "Unsere Konzentration auf das Wesentliche definiert sich über folgende drei Themen: Lehrkräftegewinnung, Bildungsqualität sowie Schulplätze und Schulneubau samt Digitalisierung."
- Anfrage an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
- Telefonat mit der Privaten Goethe-Schule in Berlin
- Nachrichtenagentur dpa